Kreis Lörrach (pad). Sozialarbeiter, Kirchenvertreter und Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Lörrach sind sich einig, dass Armut und Reichtum als gesellschaftliche Phänomene untrennbar mit Werturteilen verbunden sind. Armut und Reichtum werden deshalb nicht allein an der Verteilung materieller Ressourcen festgemacht, sie manifestieren sich auch in individuellen Lebenslagen. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege beschäftigt sich seit Jahren in ihren Verbänden und Einrichtungen mit der Situation von Menschen, die in Armut leben, und sucht nach Strategien und Lösungen für deren Problemlagen. Anlässlich des UNO-Armutstages sollen in Lörrach nachhaltige Angebote initiiert werden. Dieses Jahr rückt unter dem Motto „Wie geht’s" Armut macht krank – Krankheit macht arm“ das Thema „Armut und Gesundheit“ in den Blickpunkt. Am Samstag, 17. Oktober, gibt es ab 10 Uhr im Haus der Volkshochschule (Altes Rathaus, Untere Wallbrunnstraße 2) einen kostenlosen Vortrag des renommierten Berliner Charité-Professors Christoph Bührer. Der Neonataloge beleuchtet das Thema: „Armut macht krank – Krankheit macht arm“. Weltweit leben 1,2 Milliarden Menschen in Armut. 15,5 Prozent beträgt die Armutsquote in Deutschland. In Baden-Württemberg sind zwischen elf und 14 Prozent der Einwohner betroffen. Darüber informierte Stefan Heinz, Leiter der Lörracher Obdachlosenunterkunft Erich-Reisch-Haus in einem Pressegespräch von Caritas, Diakonie, der Arbeitsgemeinschaft Gefährdetenhilfe (AGJ), der Wohnungshilfe, der Suchthilfe und der Lörracher Volkshochschule, die sich einem Netzwerk zusammengetan haben. Fachleute sind sich seit langem einig, dass Armut die Gesundheit beeinträchtigt. Marc Horn von der Fachstelle Wohnungssicherung des Landkreises, die dem Erich-Reisch-Haus angegliedert ist, nennt einige Gefahren beim Namen: Leben in Kälte, Angst vor gewalttätigen Übergriffen, Stress bei der ständigen Suche nach einem Schlafplatz. Arno Widmann, der im Reisch-Haus arbeitet, ist ein Betroffener und redet ganz offen über sein Schicksal: Scheidung und Jobwechsel schwächten seine Gesundheit, warfen ihn aus der Bahn. Hinzu kam übermäßiger Alkoholkonsum. Hilfe erhielt er im Erich-Reisch-Haus, wo er heute Hausmeister ist. Neben den genannten Verbänden engagiert zunehmend die Volkshochschule für die unter Armut und Krankheit leidenden Menschen. VHS-Leiter Axel Rulf verweist auf eine Veranstaltungsreihe mit speziellen Angeboten zur Gesundheit. Mehr noch: Bei Yogakursen soll künftig ein festes Kontingent an Plätzen für Arme kostenlos zur Verfügung stehen.