Kreis Lörrach Wenn der Automat zur Sucht wird

Die Oberbadische
Wollen zum Bereich Glücksspielsucht Aufklärungsarbeit leisten: (hinten von links) der kommunale Suchtbeauftragte des Landkreises Michael Hellmann, Villa-Schöpflin-Geschäftsführer Peter Eichin, Wolfgang Grethler (Polizeirevier Lörrach), Manuela Störk (Stadt Weil am Rhein), Gerrit Peukert (Polizeirevier Lörrach) sowie (vorne) die beiden Projektbetreuerinnen Julia und Chantal Fischer und Frank Gerspach (Stadt Rheinfelden). Foto: Adrian Steineck Foto: Die Oberbadische

Aufklärungskampagne: Villa Schöpflin informiert Gaststättenbetreiber zum Thema Glücksspiel

Mit einer Aufklärungskampagne zum Thema Glücksspiel ist die Villa Schöpflin, das Zentrum für Suchtprävention, derzeit in Orten im ganzen Landkreis unterwegs. Das Besondere dabei: Die Kampagne richtet sich an Gastronomiebetriebe, welche Glücksspielautomaten aufgestellt haben.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. Das sei in dieser Form bisher einmalig, legte Peter Eichin, Geschäftsführer der Villa Schöpflin, beim gestrigen Pressegespräch dar. „Es gibt Schulungen zur Glücksspielsucht, aber diese richten sich bisher nicht an Gastronomen.“ Dabei würden gerade diese für einen niederschwelligen Zugang zum Glücksspiel sorgen, etwa wenn ein entsprechender Automat in einer Dönerbude stehe.

Die Aufklärungskampagne mit dem schlichten Titel „Glücksspiel“ wird von Projektleiterin Julia Fischer und der Studentin Chantal Fischer in Form einer Tour durch sechs Städte im Landkreis organisiert. Zwei dieser drei Touren, die gemeinsam mit Polizisten der verschiedenen Reviere durchgeführt werden, fanden bereits statt und führten nach Rheinfelden und Weil am Rhein respektive nach Lörrach und Steinen. Die Vorgehensweise ist stets die gleiche, wie Julia Fischer es beschreibt. „Wir gehen hinein, stellen uns vor, suchen das Gespräch mit den Betreibern und lassen Infomaterial da.“ Die Aufnahme sei immer eine freundliche, berichtet Gerrit Peukert vom Polizeirevier Lörrach. „Ein Betreiber einer Imbissbude wies uns eigens darauf hin, dass die Spielautomaten im Eingangsbereich stehen, damit er im Auge hat, wer daran Platz nimmt.“

Wie groß der Bedarf an Aufklärung und Prävention ist, das erfuhr die Arbeitsgruppe bei ihren Besuchen ebenfalls. „Einmal habe ich mir den Ausweis einer jungen Frau zeigen lassen und dabei festgestellt, dass sie seit zwei Monaten 18 Jahre alt ist“, erzählt Peukert. Als er ihr aber zugeschaut habe, wie geschickt sie den Spielautomaten bediente, sei klar geworden, dass sie dies nicht innerhalb von zwei Monaten gelernt haben konnte.

Glücksspieler werden immer jünger

Die Tendenz, dass die Glücksspieler immer jünger würden, sieht auch Eichin. „Als wir im Vorfeld des Projekts in Jugendzentren junge Leute befragt haben, hatten wir 14-Jährige, die regelmäßig ihr Glück am Spielautomaten versuchen.“ Auf Basis dieser Befragungen und in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ordnungsämtern seien dann die Städte und Gastronomie-Betriebe ausgewählt worden, in denen die Projektgruppe vorbeischaut. Gerade im Bereich Glücksspielsucht sei es für die Mitarbeiter der Villa Schöpflin schwierig, an Betroffene heranzukommen, denn: „Wenn jemand auffällig wird, ist er meist schon 18 und fällt damit in die Zuständigkeit der Drogenberatungsstelle Lörrach“, legte Eichin dar.

Die dritte und vorläufig letzte Tour führt die Projektgruppe am Montag, 18. Dezember, nach Schopfheim und Zell. Finanziell unterstützt wird die Kampagne im Zuge einer Life-Projektförderung durch den Landkreis Lörrach mit insgesamt 3000 Euro. Im kommenden Frühjahr sollen dann auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse kostenlose Workshops für Gastronomen angeboten werden.

Weitere Informationen: Näheres zur Suchtprävention gibt es im Internet unter www.villa-schoepflin.de.

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