Kreis Lörrach Wenn der „Enkel“ gar keiner ist

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Betrüger geben sich am Telefon als Verwandte aus / Fälle in Basel und im Kreis Lörrach

Sie geben sich telefonisch als naher Verwandter aus und wollen immer Geld: Sogenannte Enkeltrickbetrüger treiben seit einigen Monaten vermehrt ihr Unwesen in Basel. Auch im Landkreis Lörrach gibt es mit dieser Masche schon Erfahrungen.

Von Adrian Steineck

Regio. Insgesamt sechs Fälle von versuchtem Enkeltrickbetrug gab es in den vergangenen Monaten in Basel. Auch wenn davon nur einer Erfolg hatte, sieht Peter Gill, Sprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, die Entwicklung mit Sorge. „Diese Fälle werden zunehmen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sei angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lasse.

Umso wichtiger sei es, die Menschen zu sensibilisieren. „Hierzu haben wir eine Kampagne gestartet, mit der wir über die Masche der Enkeltrickbetrüger aufklären“, sagt Gill.

Das Vorgehen dieser Betrüger sei stets gleich. „Sie suchen im Telefonbuch gezielt nach Vornamen, die darauf hindeuten, dass ihr Träger ein gewisses Alter hat – also nach Bertha und Karl anstelle von Tom oder Tim“, beschreibt Gill das Prozedere.

Täter verstehen es, sich einfühlsam zu geben

Danach rufen sie diese Nummern an und antworten auf die Frage „Wer ist denn da?“ mit „Rate mal, wer ich sein könnte.“ Antwortet das potenzielle Opfer dann etwa mit „Stefan, bist du es?“, haben die Täter einen Anhaltspunkt und wissen, wie sie sich im Gespräch weiter nennen müssen. In der Folge wird dann versucht, das Opfer dazu zu bringen, eine größere Geldsumme abzuheben und diese an einem bestimmten Ort dem Anrufer oder einem Mittelsmann zu übergeben. In 99 Prozent der Fälle klappt dies laut Gill nicht, aber: „Wir gehen von einer gewissen Dunkelziffer aus, da die Opfer sich dafür schämen, dass sie auf diese Masche hereinfallen konnten.“ Gill warnt denn auch davor, einen überrumpelten älteren Menschen als „naiv“ zu bezeichnen. „Da spielen viele Faktoren eine Rolle, und die Anrufer gehen geschickt vor und geben sich einfühlsam“, sagt er.

Erst vor wenigen Tagen hatten die Täter wieder Erfolg, als eine 67-jährige Frau in Basel 25 000 Schweizer Franken abhob und diese einem ihr unbekannten Mann aushändigte (wir berichteten). In fünf anderen Fällen in Basel aber hatten die Betrüger keinen Erfolg. „Die Menschen passen besser auf, und auch die Angehörigen sind sensibilisiert“, freut sich Gill. Ebenso sind Bankangestellte angehalten, nachzufragen, wenn ein ältererer Mensch bei ihnen mehrere Tausend Franken oder Euro auf einmal abheben will.

Auch schon Fälle im Landkreis Lörrach

Auch im gesamten Landkreis Lörrach sind die Enkeltrickbetrüger immer wieder aktiv. „In den Monaten Mai und Juni verzeichneten wir im Stadtgebiet Lörrach mehr als ein Dutzend solcher Anrufe“, sagt Dietmar Ernst von der Polizeidirektion Lörrach im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch hier hatten die Täter keinen Erfolg, da die Angerufenen vorgewarnt waren. In Frankreich hingegen sind die Enkeltrickbetrüger laut Ernst nicht aktiv.

Bundesweit verzeichnet der Enkeltrick seit dem Jahr 2002 hohe Zuwachsraten. Die Täter stammen fast ausnahmslos aus Osteuropa. Im vergangenen Jahr kam es alleine in Baden-Württemberg durch den Enkeltrick zu einem Schaden von etwa 1,5 Millionen Euro. Die Hintermänner sind kaum zu fassen, bilanziert Gill. Aber Mittelsmänner würden regelmäßig gefasst und dann auch verurteilt.

Um sich vor den Enkeltrickbetrügern zu schützen, raten Gill wie Ernst dazu, am Telefon nicht über die persönlichen und finanziellen Verhältnisse zu sprechen und aufzulegen, wenn einem etwas merkwürdig erscheint. Zudem sollten niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen übergeben werden. „Sprechen Sie mit Familienangehörigen oder Vertrauenspersonen über den Anruf“, empfiehlt Gill. Bei Unsicherheiten sollte zudem die Polizei unter der Telefonnummer 110 (ohne Vorwahl) oder die örtliche Polizeidienststelle verständigt werden.

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