Sven-Hendrik Wünsch ist Revierförster im Bereich Maulburg/Hausen, er lebt in Schopfheim-Fahrnau und ist dort auch Jagdpächter. Auch im mittleren Wiesental seien Wald und Feld in Corona-Zeiten erheblich mehr als sonst üblich zur Naherholung genutzt worden. Das habe die Wildtiere auch in seinem Revier zurückhaltender gemacht und das Jagen und die Einhaltung der auferlegten Abschussquoten erschwert, erzählt Wünsch. Und auch Extremsituationen gab es: „Da saß ich auf dem Hochsitz, und in der Abenddämmerung kam aus dem Busch kein Keiler, sondern ein Mountainbiker auf Abwegen“, so der Waid- und Forstmann. Insgesamt habe die coronabedingte Mehrnutzung des Waldes durch den Menschen auf die Wildtiere keinen nachhaltigen Schaden gehabt und habe diesen wohl auch weiter nicht.
Trotzdem appelliert er an die Bürger, bei der Nutzung von Wald und Feld auf den markierten Wegen zu bleiben. Als Jäger und Forstmann sähe er in der vermehrten Kommunikation mit den Waldbesuchern Chancen. „Wir konnten deutlich machen, dass Jäger und Forstleute letztlich Heger und Pfleger sind und für das ökologische Gleichgewicht und nicht etwa aus ökonomischen Gründen aktiv sind“, erklärt Wünsch.
Auch Landwirte gefragt
Als Jäger könne man an die Verantwortung des Menschen für die Tierwelt appellieren, als Forstmann deutlich machen, dass Eschentriebsterben und die Ausbreitung des Borkenkäfers größere Einschlagaktivitäten unumgänglich mache. „Da kamen viele Fragen auf uns zu“, so Wünsch.
Ebenfalls vermehrt „nachgefragt“ waren die Landwirte, und zwar auch im Zusammenhang mit den Wildtieren, machen Vogl und Wünsch deutlich. Rehkitz- und Wildschweinschutz bei gleichzeitigem Getreidebestandsschutz sei für die Jäger ein wichtiges Thema.
Denn wenn Landwirte Grünland mähen, bedeutet dies häufig Lebensgefahr für die Rehkitze, die noch ohne Fluchtreflex im Gras liegen. Da sei es gut, dass man im Kreis Lörrach mit Frank Thoma aus Todtnau und Elias Spickermann aus Schopfheim-Wiechs zwei Drohnenpiloten habe, die mit ihren Wärmebildkameras die relativ kleinen Tiere aufspüren, bevor der Bauer das Feld mäht.
Auch Wildschweine in Mais- und anderen Getreidebeständen kann man mit der Drohne lokalisieren. Und dann durch Vertreiben der gefräßigen Tiere Schaden vermeiden. Das ist nicht nur im Sinne der Landwirte, sondern auch der Jagdpächter. Denn gemäß Jagdgesetz müssen diese für die von „ihren“ Wildtieren verursachten Ertragseinbußen oder anderweitigen Geländeschäden aufkommen – teilweise ein erheblicher finanzieller Aufwand, erklären Vogl und Wünsch.