Kreis Lörrach Wenn die junge Seele leidet

Die Oberbadische
Im Jahr 2018 zählte die AOK im Landkreis Lörrach mehr als 2300 junge Menschen mit seelischer Erkrankung. Foto: zVg/AOK Hochrhein-Bodensee

Gesundheit: Landkreis Lörrach verzeichnet Anstieg von jungen Menschen mit seelischer Erkrankung.

Regio - Etwa jeder fünfte Junge und jedes siebte Mädchen war im Jahr 2018 einer Statistik der AOK zufolge wegen einer psychischen Erkrankung in ambulanter oder stationärer Behandlung. Kinder im Grundschulalter seien dabei besonders betroffen.

Im Jahr 2018 zählte die AOK Hochrhein-Bodensee laut einer Mitteilung der Krankenkasse in den Landkreisen Waldshut, Lörrach und Konstanz unter ihren Versicherten 7254 Kinder und Jugendliche, die seelisch erkrankt sind. „Das ist deutlich mehr als noch vier Jahre zuvor“, wird AOK-Geschäftsführer Uwe Schreiber zitiert. 2014 wies die Statistik 5742 erkrankte Kinder und Jugendliche aus, schon ein Jahr später wurde die 6000er Marke geknackt.

Damit bestätigt die AOK Hochrhein-Bodensee den landesweiten Trend. „Diese Zahlen geben Anlass zur Sorge“, erklärt Uwe Schreiber. Vor allem der rasante Anstieg in den Landkreisen Lörrach und Konstanz gibt ihm zu denken. Im Landkreis Lörrach hatte die AOK im Jahr 2014 1700 Erkrankte, 2018 waren es bereits mehr als 2300. Im Landkreis Konstanz stieg die Zahl von 1800 auf 2400 erkrankte Kinder und Jugendliche. Im Landkreis Waldshut waren es 2014 2200 und vier Jahre später 2500 Betroffene.

125 000 Kinder und Jugendliche im Land

In Baden-Württemberg insgesamt zählte die AOK im Jahr 2018 rund 125 000 Kinder und Jugendliche, die wegen einer psychischen Erkrankung in ambulanter oder stationärer Behandlung waren. Den ersten deutlichen Ausschlag gibt es in der Altersgruppe der Ein- bis Vierjährigen. Mit mehr als 49 000 betroffenen versicherten Kindern im Land ist die Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen am stärksten vertreten.

Mit zunehmendem Alter geht die Anzahl der ärztlichen Behandlung wegen einer psychischen Erkrankung zurück. AOK-Ärztin Sabine Knappstein äußert sich dazu in der Mitteilung: „Psychische Störungen wie zum Beispiel Depression und Angststörungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.“

Unter den Diagnosen finden sich unter anderem ADHS, soziale Verhaltensstörungen und Essstörungen. Auch Entwicklungsstörungen werden zu den psychischen Erkrankungen gezählt. Die Medizinerin ist sich sicher: „Wenn die Seele leidet, werden Kinder und Jugendliche stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.“ Doch längst nicht alle benötigen eine Behandlung. „Ungefähr sechs von 100 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren haben eine behandlungsbedürftige psychische Störung.“

Knappstein rät weiter dazu, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. So könne rechtzeitig festgestellt werden, ob eventuell ein Beratungs- oder Behandlungsbedarf bestehe. „Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter chronisch werden“, betont die Ärztin.

Zum Entstehen und zum Verlauf von seelischen Erkrankungen tragen viele Umstände bei. „Je besser die persönliche Unterstützung im Umfeld ist, umso besser kann sich die seelische Gesundheit eines Kindes entwickeln und umso stärker wird sich die Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit, ausbilden.“

Für Kinder und Jugendliche hat sich die AOK Baden-Württemberg laut Mitteilung gemeinsam mit Hausärzten, Kinder- und Jugendärzten, Psychotherapeuten und Psychiatern darauf geeinigt, die seelische Gesundheit zu fördern, und hat die multidisziplinäre Versorgung zu einem alltagsnahen Hilfenetz zusammengeführt. Zur Versorgung zählen auch altersgerechte Gesundheitsangebote zu Bewegung, Ernährung, Stressreduktion sowie ein erleichterter und schnellerer Zugang zu Reha-Maßnahmen. Teil dieses Netzes sind die Sozialpädagogen des Sozialen Dienstes der AOK, die den Betroffenen und ihren Familien vertraulich zur Seite stehen.

Für minderjährige Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigen, steht unter anderem im St. Elisabethen-Krankenhaus Lörrach die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie zur Verfügung. Sie hat je 20 stationäre Betten für Kinder und Jugendliche sowie mehr als zwölf tagesklinische Behandlungsplätze.

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