Kreis Lörrach Wenn die Organe versagen

Die Oberbadische
Bei älteren und vorerkrankten Patienten kann das Coronavirus besonders schwere Krankheitsverläufe verursachen.Fotos: Archiv Foto: Die Oberbadische

Coronavirus: Nicht alle Covid-19-Patienten wollen auf der Intensivstation behandelt werden

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann jeden treffen. Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen laufen derweil Gefahr, besonders schwere Krankheitsverläufe zu entwickeln, die bis zum Tod führen können. Die in den Kreiskliniken behandelten Covid-19-Patienten sind im Schnitt mehr als 70 Jahre alt und haben Vorerkrankungen, berichtete Bernhard Degen, Leiter der Isolierstation.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Der Löwenanteil der Covid-19 Patienten wird nicht auf der Intensivstation, sondern auf der normalen, mittlerweile 60 Betten umfassenden Isolierstation behandelt, wie im Rahmen eines Pressegesprächs zu erfahren war. Dort erlagen bis Donnerstag bisher 14 Patienten den Folgen einer Infektion mit dem neuartigen Erreger. Laut Kreiskliniken waren die Verstorbenen fast alle über 75 Jahre alt, die Jüngsten seien zwei 56-jährige Männer gewesen.

Degen sprach von einer relativ geringen Zahl an Todesfällen, in Lörrach seien es umgerechnet zwölf auf 100 000 Bewohner. „Das zeigt, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen und das Zusammenspiel aller Akteure einen positiven Effekt haben“, machte Degen deutlich.

Viele Patienten wiesen kardiologische Beschwerden auf, beschrieb Degen den Zustand seiner Patienten. Zur Virusinfektion könne sich auch ein Bakterien- und Pilzbefall der Lunge gesellen. Corona betreffe nicht nur die Lunge, sondern alle Organe, ergänzte der medizinische Geschäftsführer Bernhard Hoch, der seinen Appell an die Bevölkerung bekräftigte, unbedingt die Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln einzuhalten.

Die Patienten erhielten in der Isolierstation Sauerstoff und würden symptomatisch behandelt, damit das Atmen leichter fällt und sich die Blutwerte wieder bessern, wie zu erfahren war.

Die meisten Covid-19-Patienten seien zwischen 60 und 79 Jahre alt und würden im Mittel zehn Tage im Krankenhaus behandelt. „Dabei benötigen sie eine hochintensive Therapie“, so Degen. Die zweite Patientengruppe betreffe Menschen älter als 80 Jahre, dann folgten Betroffene im Alter zwischen 40 und 59. Vereinzelt würden auch jüngere Patienten therapiert, die im Schnitt etwa zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus blieben.

„Nicht alle Patienten wollen auf die Intensivstation und unter Narkose künstlich beatmet werden, wenn sich ihr Zustand verschlechtert“, sagte Professor Hans H. Osterhues, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin.

Wie die weitere Behandlung aussehen könne, werde mit Patienten und Angehörigen abgeklärt, verwies er auf Fragebögen und Patientenverfügungen. Wünscht ein Patient keine Behandlung, die eine künstliche Beatmung beinhaltet, werde er aber genauso medizinisch begleitet wie alle anderen. Patienten erhielten Medikamente zur Atemerleichterung und Sauerstoff.

In eine schmerz- und leidensfreie Zone führen

„Kein Patient stirbt ohne eine Behandlung, wir unternehmen alles, um sie vergleichbar mit einer Palliativtherapie in eine schmerz- und leidensfreie Zone zu führen“, betonte Osterhues.

Laut ihm sei die Virusinfektion der Auslöser, der Betroffene versterbe dann meist an einem Multiorganversagen, weil die Lunge den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen könne. Dann stellten Kreislauf, Herz, Niere und Lunge ihren Dienst ein, so Osterhues, der einen für Covid-19-Tote typischen Fall näher beschrieb: Die Verstorbene mit Jahrgang 1931 sei übergewichtig gewesen, litt an einer Lungen-Vorerkrankung und erhielt bereits zuhause Sauerstoff. Dem Körper fehlten dann die Reserven, um mit der Infektion klarzukommen. Diese sorge dafür, dass das System „Körper“ kippe und sich nicht mehr regulieren könne, wie Hoch verdeutlichte.

Was die Bekämpfung der Pandemie angehe, betonte der medizinische Geschäftsführer, dass es ein kollektives Miteinander brauche und die ab Montag geltende Maskenpflicht beherzigt werden müsse. „Das Coronavirus wird uns nämlich noch lange begleiten.“

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading