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Kreis Lörrach Wenn ohne Schneekanone nichts mehr geht

Michael Werndorff
Der Saisonauftakt mit viel Schnee lief in den Höhenlagen des Südschwarzwalds vielversprechend, mittlerweile ist die weiße Pracht schon fast verschwunden. Foto: Werndorff

Der Klimawandel stellt Liftbetreiber vor Herausforderungen.

Wärmere und schneearme Winter machen der Tourismusbranche in der Region zu schaffen. Wer nicht in Beschneiungsanlagen investiert und Ganzjahreskonzepte entwickelt, droht ins wirtschaftliche Hintertreffen zu geraten.

Matthias Schneider, Mitbetreiber der Skilifte Todtnauberg, weiß um die Herausforderungen des Klimawandels. Doch dieser birgt nicht nur Nachteile, meint Schneider im Gespräch mit unserer Zeitung. Er sieht auch Chancen und Vorteile.

Vom Winter abhängig

Derzeit betreibt Schneider mit den vier Skiliften in Todtnauberg noch ein reines Winterunternehmen. „Wir sind zu 100 Prozent vom Winter abhängig“, kommentiert der Unternehmer die Lage. Deshalb arbeitet die Betreiberfamilie Schneider und Bender seit rund neun Jahren an einem Ganzjahreskonzept, das die Umrüstung des bestehenden Schlepplifts am Stübenwasen zu einer ganzjährig betriebenen Sesselbahn vorsieht. Zudem soll eine Winterrodelbahn entstehen, die weniger Schnee benötigt. Und im Sommer soll im bestehenden Pistengebiet eine Mountaincart-Strecke die Besucher aus nah und fern anlocken. „Sicher haben wir immer mal wieder gute Winter, aber diese werden nicht stabiler“, weiß Schneider. Die Saison startete mit fast einem Meter Schnee, dieser sei aber mittlerweile fast komplett geschmolzen.

„Langfristig hat man keine Chance mehr mit einem reinen Winterbetrieb.“ Derweil gibt es Kosten, die auf das ganze Jahr anfallen, verweist er unter anderem auf Personal und Technik. Zwei bis drei Festangestellte, sofern man sie denn bekomme, zählt das Unternehmen. Darüber hinaus beschäftige er Minijobber, doch auch hier sei es schwierig, Personal zu finden.

Schneearme Winter habe man schon früher gehabt. Allerdings: In den Anfangszeiten des Liftbetriebs in den 1960er Jahren seien diese Phasen nicht so stark ins Gewicht gefallen. Damals hatten Betreiber einen geringeren Aufwand, blickt der Unternehmer zurück. So müsse man heutzutage beschneien – nicht nur wegen des geringen Schnees, sondern auch wegen der Pistenqualität und zu erfüllender Standards. Hierzu wurde eigens im Jahr 2014 ein Speicherbecken gebaut, in dem das Wasser für die Beschneiung vorgehalten wird.

Noch offenen Fragen

Was das Ganzjahreskonzept angeht, sind laut Schneider noch einige Fragen zu klären. Auch habe es im Ort Einsprüche gegen das Vorhaben gegeben, und nicht zuletzt bremste Corona das Projekt aus. Auf der Agenda stünden nun die Abarbeitung offener Punkte und die Finanzierung. Eine Realisierung wird für das Jahr 2025 angestrebt. „Tourismus ist in Todtnauberg ein Thema, dementsprechend müssen wir in die Zukunft blicken. Denn Stehenbleiben ist keine Option“, ist sich der Unternehmer sicher.

Kritiker des Vorhabens monieren einen Eingriff in die Natur, was der Unternehmer aber verneint. „Wir haben alles mit den Fachbehörden besprochen.“ So sieht das Konzept unter anderem eine Wildruhezone vor. „Für die Vegetation und das Wild wird es eine deutliche Verbesserung geben“, ist Schneider überzeugt. Verkehr im Ort sei auch ein Thema – die Besucherlenkung und ein Verkehrskonzepte würden erarbeitet. Mit dem Projekt erschließt die Betreiberfamilie nicht nur die Sommersaison, mit einem Besucherplus von 20 Prozent im Winter wird ebenfalls kalkuliert. Für Schneider ist mit Blick auf Wintersport in der Region klar: „Entweder hört man auf, oder man investiert in eine Ganzjahresattraktion beziehungsweise in ein weiteres wirtschaftliches Standbein.“ Dabei müsse man das Rad nicht neu erfinden. Es gebe viele Vorbilder in Alpengebieten. Ohne Schnee brauche man alternative Angebote. Andernfalls bleibe man auf der Strecke.

Im Klimawandel sieht der Unternehmer aber nicht nur Nachteile, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt: „Die Höhenlagen des Schwarzwaldes können von der Veränderung des Klimas profitieren, weil es im Sommer dort nicht so heiß ist wie in anderen beliebten Urlaubsgebieten.“

Hohe Nachfrage

Der Feldberg mit seinen wichtigen Skigebieten bleibt von der Entwicklung nicht verschont, weiß auch Julian Probst, Geschäftsführer der Feldbergbahnen. Man sieht sich allerdings gut aufgestellt: „Unsere Gäste kommen zum großen Teil aus Baden-Württemberg, den angrenzenden Bundesländern und der Schweiz. Sie wissen, dass wir im Hochschwarzwald auch mal Phasen ohne Schnee erleben. Da wir eine Ganzjahresdestination sind, verzeichnen wir auch in diesen Winterzeiten eine hohe Nachfrage und haben ein breites Angebot“, verweist Probst auf ganzjähriges Wandern auf Premiumwegen.

„Selbst Rad- oder Mountainbiketouren sind drin, wenn der Winter mild ist. Das Badeparadies Schwarzwald und weitere Wellness-Angebote bieten sich für Erholungssuchende an.“

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