Kreis Lörrach Wetterkapriolen bereiten Landwirten Sorgen

Jutta Schütz
Gerade blühen die Apfelbäume. Die ungewöhnliche Kälte für Ende April im Landkreis Lörrach sei nicht gut für die Bestäubung, erklären die Landwirte beim Treffen der Direktvermarkter. Foto: Jutta Schütz

Der April macht, was er will, besagt eine bekannte Bauernweisheit – so auch aktuell. Obst- und Gemüsebauern, Landwirte und Direktvermarkter müssen sich auf die wechselhafte Lage einstellen, die das Wachstum mal fördert und mal bremst.

Die Kältephase, die seit vergangener Woche andauert, bereitet Gemüse- und Obstbauern, Landwirten und Direktvermarktern im Landkreis Sorgen. Nachts ist es derzeit sehr kalt – und die Kälte soll weiter anhalten.

„Die Natur war der durchschnittlichen Entwicklung im Frühling zwei Wochen voraus, dann kam die Kaltfront von Norden, jetzt müssen wir bis zur kommenden Woche abwarten, wie es aussieht mit den Kulturen auf den Feldern. Derzeit steht das Wachstum erst mal“, meint Gemüsebauer, Winzer und Landwirt Michael Lang aus Wintersweiler beim Treffen der Direktvermarkter aus dem Landkreis.

Die Böden seien nach den Trockenperioden der vergangenen Jahre gut durchnässt, der Grundwasserspiegel sei gestiegen. Die Bodenfeuchtigkeit habe aber Vor- und Nachteile. Zwar müssten Freilandkulturen derzeit nicht gegossen werden, die Feldbestellung sei aber schwierig. Denn in den unteren Bodenschichten fehle durch die Nässe Sauerstoff, weil sie durch die Regenfälle stark verdichtet seien. Die Wurzeln litten unter dem Sauerstoffmangel, das Wachstum von Pflanzen werde gestört, weil sich Wurzeln durch den hohen Widerstand der schweren Böden nicht gut weiter entwickelten. „Wir hatten diesen Winter leider nur sehr wenige Tage mit Frost, uns fehlen damit bei der Bodenbearbeitung die positiven Effekte einer längeren Frostgare“, erklärte Lang. Das Gefrieren des Bodens mit einer Eisbildung sorge dafür, dass sich Böden lockern. Mit der Maisaussaat müssten die Landwirte noch abwarten. Zwar seien viele Felder schon für das Einsäen vorbereitet, doch dafür sei es deutlich zu kalt und auf einigen Böden auch zu nass.

Durch den warmen Februar seien Wachstumsanreize bei den Pflanzen früh ausgelöst worden. So sei die Kirschblüte Mitte bis Ende März früh gestartet. „Es gab einen tollen Blütenansatz und dann auch einige sehr warme Tage, was gut für die Bestäubung war“, erklärt Lang.

Nun sei die Obstblüte fast rum, es blühten noch späte Zwetschgensorten, Birn- und Apfelbäume. „In den Reben steht das Wachstum wegen der Kälte gerade, nachdem wir noch Mitte April „einen wahnsinnigen Zuwachs hatten, wie beim ersten Gemüse“. Salat konnte schon jetzt im Freiland geerntet werden, üblich sei dafür sonst der Mai. Bei den Saatkartoffeln habe es einen Mangel am Markt gegeben. Es sei für die Landwirte schwierig gewesen, an die Ware zu kommen. Teils sei die Qualität nicht gut gewesen, schildert Direktvermarkterin Gerda Müller aus Haltingen. Normalerweise sollten frühe Sorten im Januar und Februar vorkeimen, jetzt ist man später dran. Die Spargelernte begann nicht viel früher als sonst, derzeit kämen allmählich die ersten heimischen Erdbeeren auf den Markt. Für die Landwirte bleibt es wegen der Wetterkapriolen spannend. „Dieser April hat alles drauf, von Sommertagen bis zu Kleinhagel und Schneefall in höheren Lagen“, stellt Lang fest.

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