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Kreis Lörrach Wichtige Aufklärungsarbeit

Die Oberbadische
Die Sozialpädagogin Kathrin Wegener betreut das Projekt „Sexualität und Behinderung“ von pro familia. Foto: Adrian Steineck Foto: Die Oberbadische

Sexualität: Behinderung darf kein Hindernis sein, seine Sexualität auszuleben und eine Familie zu gründen

Wie fühlt sich Verliebtheit an? Wie kann man Gefühle einordnen? Solche für jeden von uns nicht immer einfach zu beantwortenden Fragen stellen auch Menschen mit Behinderung manchmal vor Schwierigkeiten. Hier setzt ein neues Projekt von Pro Familia an.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. Bei der Premiere des Projekts zum Thema „Sexualität und Behinderung“ trafen sich 17 Teilnehmer im Kanderner Christopherus-Stift. Dabei kamen Fragen aufs Tapet, die jedes Kind und jeder Heranwachsende sich irgendwann stellen und die auch Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung umtreiben. „Auch Menschen ohne Behinderung sind manchmal unzufrieden mit ihrem Körper“, nennt Sozialpädagogin Katrin Wegener ein Beispiel. In entsprechend höherem Maß gelte das für Menschen mit einer körperlichen Behinderung.

Oft gehe es auch um Grundfragen, etwa: Bin ich ein Mann oder eine Frau? Was sich selbstverständlich anhört, könne Menschen mit einer kognitiven Störung durchaus nicht von vornherein klar sein, sagt Wegener. Wichtig sei es auch, die weiblichen und männlichen Geschlechtsteile zu benennen und abzuklären, welche Bezeichnungen verletzend oder unagemessen sind. „Es ist etwa wichtig, dass man weiß, wie die Geschlechtsteile bei einer medizinischen Untersuchung benannt werden sollten“, berichtet die Sozialpädagogin, welche die Gruppentreffen gemeinsam mit einem männlichen Kollegen leitet. Auch das Thema Verhütung spielt eine Rolle.

Ein Unterschied in der Arbeit mit behinderten Menschen zur Aufklärungsarbeit in Schulen ist zudem der Umstand, dass etwa Siebtklässler vom Verständnis her grundsätzlich etwa auf dem gleichen Niveau sind. „Menschen mit Behinderung können in der Gruppe zwar etwa gleichaltrig sein, aber sich kognitiv auf völlig verschiedenen Niveaus befinden“, schildert Wegener ihre Erfahrungen. Das reiche von Teilnehmern, die sich nicht an der Diskussion beteiligen, aber jedes Wort verstehen, bis hin zu Menschen, die lebhaft und offen sind, aber bei denen eine einfache Sprache angewendet werden muss.

Auch das Differenzieren etwa zwischen Familie und Freunden oder zwischen Freundschaft und Partnerschaft soll in der Gruppe erklärt und diskutiert werden. Die 17 Teilnehmer des ersten Treffens umfassten eine Altersspanne von 19 bis 52 Jahren. Darunter waren Alleinstehende ebenso wie Paare respektive in einer Beziehung lebende Menschen ohne ihre Partner.

Nach dem gelungenen ersten Abend gilt es für Wegener und ihre Kollegen von Pro Familia jetzt, gemeinsam mit dem Christopherus-Stift in Kandern, der die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, die Termine für einen zweiten und eventuell noch einen dritten Abend zu finden. Wegener begrüßt, dass die Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren für die Themen Sexualität und Behinderung sensibilisiert wurde, etwa über die Berichterstattung im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen über Menschen mit Down-Syndrom. „Laut der UN-Menschenrechtskonvention haben alle Menschen dieselben Rechte, und eine Behinderung darf kein Hindernis dabei sein, seine Sexualität auszuleben und eine Familie zu planen“, sagt sie. Bei der Beratungsstelle Pro Familia soll ein kleiner Beitrag dazu geleistet werden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.profamilia-loerrach.de.

„Behinderung“ lautet das Schwerpunktthema der Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ in diesem Jahr. Neben der Unterstützung von Einrichtungen und Projekten für „Menschen mit Behinderung“ geht es auch darum, mit redaktionellen Beiträgen und Reportagen die Themen Behinderung und Inklusion ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.

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