Umstrittene Zäune
Auch Heinz Kaufmann, BLHV-Vorsitzender im Landkreis Lörrach, sieht die Wolfszäune kritisch, da sie andere Wildtiere stark beschränken und dem Wandertourismus schaden würden. „Nach den aktuellen Richtlinien darf ein Wolf erst nach dreimaliger Überwindung der sehr aufwendigen und teuren Schutzzäune mit gleichzeitigen Angriffen auf Nutztiere zum Abschuss freigegeben werden“, macht Kaufmann deutlich.
Wolfsfreie Zonen
Die Weidetierhaltung bezeichnet er als Grundlage des Biosphärengebiets Südschwarzwald, da sie der Offenhaltung der Landschaft dient. Durch die Rückkehr des Wolfes rechnet er mit Betriebsaufgaben und fordert deshalb wolfsfreie Zonen im Bereich des Biosphärengebiets. Dies könne nur mit Bejagung erreicht werden, betont Kaufmann.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Josha Frey hebt darauf ab, dass Wölfe schon heute in begründeten Einzelfällen geschossen werden. Eine Aufnahme ins Jagdrecht, wie sie teilweise gefordert werde, hält er deshalb für unnötig und sogar hinderlich für ein schnelles Handeln, weil dann zwei Behörden statt bisher einer zuständig wären.
Erfahrene Jagdgruppe
„Im Falle eines auffälligen Wolfes können wir schnell eingreifen, weil wir gemeinsam mit Hessen und Rheinland-Pfalz eine erfahrene Jagdgruppe haben“, erklärt Frey und verweist zudem auf einen Ausgleichsfonds, der Landwirte „im Falle eines Wolfsrisses schnell und unbürokratisch entschädigt“.
Derweil wird auch auf Bundesebene über das Thema diskutiert. „Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein“, hat Umweltministerin Steffi Lemke nach einem mutmaßlichen Rudelangriff mit 55 getöteten Schafen gefordert. Konkrete Vorschläge dazu sollen Ende September vorliegen.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann betont: „Vor dem Hintergrund exponentiell steigender Wolfszahlen muss die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe begrenzt werden. Bei anderen Wildtierarten ist das auch der Fall.“ Hoffmann verweist auf ein „differenziertes Wolfsmanagement“, dass unter anderem die kontinuierliche Überwachung der Bestände vorsieht.
In einem Punkt sind sich jedoch alle einig: „Verhaltensauffällige Wölfe müssen aus der Population entnommen werden, um ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf in Deutschland zu ermöglichen“, fordert auch Ickes vom Naturschutzbund Nabu.
Im Idealfall kann Baden-Württemberg von den gemachten Erfahrungen im Norden der Republik profitieren.