Kreis Lörrach Zahlen bleiben auf hohem Niveau

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Die Themen Ausbildung und Qualifizierung werden für junge und fachfremde Arbeitnehmer immer wichtiger. Foto: Die Oberbadische

Konjunktur: Arbeitslosigkeit nimmt im Landkreis zu / Unqualifizierte und junge Menschen sind betroffen

Kreis Lörrach - Die Arbeitslosenzahlen im Agenturbezirk Lörrach und Waldshut sind im Januar deutlich um rund 1000 Arbeitslose auf 11 011 Personen angestiegen. Dies bewertet Horst Eckert, Leiter der Lörracher Arbeitsagentur, indes als normale saisonale Entwicklung, wenngleich auf hohem Niveau.

„Neun Prozent mehr Arbeitslose im Vergleich zum Dezember ist üblich, das erleben wir seit zehn Jahren hier in diesem Umfang“, erklärt Eckert im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Lockdown im Dezember habe sich nicht in den Arbeitslosenzahlen niedergeschlagen. „Allerdings kämpfen wir noch mit dem pandemiebedingten Anstieg vom Frühjahr des Vorjahrs. Dies lässt sich nur langsam abbauen und wird uns sicher noch eine ganze Weile begleiten.“

Arbeitslosenquote steigt auf 3,6 Prozent

Die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk Lörrach ist gegenüber dem Dezember um 0,4 Prozentpunkte gestiegen und liegt jetzt bei 4,9 Prozent. Vor der Corona-Krise lag die Arbeitslosenquote noch bei 3,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote befindet sich damit auf dem Niveau der Wirtschaftskrise 2009.

Im Januar wurden in den Landkreisen Lörrach und Waldshut 11 011 Arbeitslose gezählt. Im Landkreis Lörrach nahm die Arbeitslosigkeit um 582, im Landkreis Waldshut um 352 zu. Die Nachfrage nach Arbeitskräfte sank saisonbedingt leicht, liegt aber auf dem Niveau des Vorjahres. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lörrach waren im Januar 2307 Stellenangebote registriert. Im Dezember wurden 438 neue Arbeitsstellen gemeldet und damit nur 25 Stellen weniger als im Jahr davor.

Eine Bewegung von gemeldeten Stellensuchenden hin zu Branchen, die aktuell weniger stark von der Krise getroffen sind, sei zwar erkennbar, aber nicht besorgniserregend. Eckert geht nicht davon aus, dass sich nach dem Ende des Lockdowns in den Branchen Gastronomie, Tourismus, Handel oder Veranstaltung ein verschärfter Fachkräftemangel einstellt. „Viele der Mitarbeiter in diesen Berufen hängen mit Herzblut daran und werden sich nicht kurzfristig umorientieren wollen.“

Saisonaler Effekt ist zu erkennen

In den Wintermonaten werden generell weniger Arbeitskräfte nachgefragt, die Stellenmeldungen liegen jedoch weiterhin in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Fast genauso viele Menschen nahmen eine Beschäftigung auf wie noch im Jahr zuvor.

Seit Dezember haben die Anzeigen auf Kurzarbeit wieder zugenommen. Betriebe melden zunächst einen möglichen Arbeitsausfall bei der zuständigen Agentur für Arbeit. Wie hoch die Zahl der Arbeitnehmer sein wird, die tatsächlich wieder oder neu von Kurzarbeit betroffen sind, wird sich erst dann zeigen, wenn die Betriebe ihre Abrechnungen bei den Arbeitsagenturen eingereicht haben werden.

Im vergangenen Jahr haben im Dreiländereck insgesamt rund 5500 Unternehmen Kurzarbeit für rund 60 000 Mitarbeiter angezeigt. Das waren rund 40 Prozent der hiesigen Betriebe und gut 45 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Leistungserbringer im Agenturbezirk, wie Eckert hervorhebt.

Anzeigen auf Kurzarbeit auf niedrigerem Niveau

Während des ersten Lockdowns im April des vergangenen Jahres hatte ein Drittel der Unternehmen für rund 3000 Beschäftigte noch Kurzarbeit angezeigt. Betroffen waren und sind insbesondere die Gastronomiebetriebe, Hotellerie und auch – durch die Nähe zur Schweiz – der Handel. „Dieses hohe Niveau bei den Anzeigen sehen wir derzeit aber nicht“, betont der Agenturchef.

Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind Ältere und unter 25-Jährige sowie Menschen mit geringer oder branchenfremder Qualifizierung, wie Hilfs- oder Leiharbeiter. Bei jungen Menschen unter 25 Jahren nahm die Arbeitslosigkeit um zehn Prozent, bei Älteren über 55 Jahren um neun Prozent zu.

Sorge bereitet Eckert allerdings, dass immer mehr junge Menschen gemeldet sind, die über keinen Berufsabschluss verfügen. Perspektivisch werde es durch Digitalisierung und Strukturwandel immer weniger Tätigkeiten geben, die sich an An- und Ungelernte richteten. Auf der anderen Seite steige der Bedarf an qualifizierten Fachkräften stetig an. Um jungen Menschen den Wert von Ausbildung zu vermitteln und dieses Potenzial nicht zu verlieren, setze die Arbeitsagentur den Fokus in diesem Jahr auf die Themen Ausbildung und Qualifizierung.

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