Kreis Lörrach Zeitenwende gemeinsam gestalten

Michael Werndorff
Nach einer coronabedingten Zwangspause fand der gemeinsame Neujahrsempfang von Landkreis und Stadt Lörrach wieder im Burghof statt. Foto: Fotos: Michael Hundt

Neujahrsempfang: Landrätin Marion Dammann thematisiert Transformationsprozess

Gemeinsam mit der Stadt Lörrach hat der Landkreis am Montagabend im Burghof den Neujahrsempfang ausgerichtet. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte das Duo Ben und Kilya. Inhaltliche Akzente setzten Landrätin Marion Dammann und Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz. In ihrer Rede zog die Landrätin Bilanz, thematisierte Pandemie sowie Krieg in der Ukraine und skizzierte die wichtigen Zukunftsaufgaben des Kreises.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Erst die Pandemie mit ihren schwerwiegenden Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft, dann der russische Überfall auf die Ukraine am 24 Februar, dessen Auswirkungen hierzulande spürbar sind. Die Herausforderungen lassen auch im neuen Jahr nicht nach, verwies die Landrätin zudem auf den Klimawandel und die Aufnahme einer hohen Anzahl an Flüchtlingen, Energiemangellagen, Inflation, Arbeitskräftemangel, hohe Krankenstände in den Unternehmen, Betrieben und Verwaltungen. „Die Krisen wirken wie ein Brennglas und zeigen unsere Schwächen auf.“

Die Digitalisierung sei noch nicht so weit, als dass sie Folgen der demografischen Entwicklung abzuschwächen in der Lage ist, beim Klimaschutz müssen ambitionierte Ziele gesetzt werden, die Mobilität gelte es zu überdenken und fehlende Arbeitskräfte würden zur Herausforderung. Kurzum: „Wir befinden uns in einem umfangreichen Transformationsprozess, der mit seinen Unsicherheiten und Unbekannten uns Menschen erschöpft“, kommentierte Dammann die Zeitenwende.

Erschöpfte Gesellschaft

Das Phänomen sei nicht neu: Bereits das endende 19. Jahrhundert erschöpfte den modernen Menschen in der Zeit der Industrialisierung, was sich in einem gestörten Gemeinschaftsgefühl, geistiger sowie körperlicher Mattigkeit und Unlust äußerte.

In den 1950er Jahren sei dann von der Managerkrankheit und dann von „Burn-Out“ die Rede gewesen. Der Expertin Sarah Bernhardt zufolge seien dies Chiffren, mit denen die Gesellschaft auf Krisenlagen reagiere. Erschöpfungsphänomene seien aber ein „Superkleber“, der die Transformationsgesellschaft zusammenhalte. „Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass der Superkleber nicht porös wird, sondern die Klebewirkung dazu führt, dass es gelingt, nicht nur im Landkreis, in Baden-Württemberg und Deutschland, sondern insbesondere auch in Europa zusammenzuhalten“, appellierte die Landrätin.

Rückblickend unterstrich sie erzielte Erfolge, so unter anderem die gestärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Pandemie. Große Erfolge verortete die Landrätin auch in der Energiepolitik. „Es ist Winter, und das katastrophale Szenario, ohne Strom- und Gas zu sein und dadurch Wirtschaftseinbrüche sowie eine Arbeitslosigkeit ungeahnten Ausmaßes zu verzeichnen, ist bisher deswegen nicht eingetreten, weil seitens der Bundes- und Landesregierung Maßnahmen ergriffen wurden, um Gasspeicher zu füllen, ein Flüssiggas-Terminal in kurzer Zeit errichtet wurde, die Industrie ihren Gasverbrauch um bis zu 30 Prozent gesenkt hat und auch die privaten Haushalte ihr Verhalten verändert haben.“ Hilfsprogramme für die Wirtschaft und die Neufassung einiger Sozialgesetze sowie die Erhöhung sozialer Leistungen würden helfen, Abstiegsängsten zu begegnen. „Das ist positiv.“

Klimaschutz im Fokus

Als wichtigste Aufgabe der Kreispolitik nannte die Landrätin den Klimaschutz. Mit der für den gesamten Landkreis erstellten Wärmeplanung habe man in Baden-Württemberg die Nase vorn. Derweil erachtete sie die Aufgaben rund um eine zukunftsfeste und einwohnernahe Gesundheitsversorgung sowie die Weiterentwicklung der Kliniken als eine gigantische Herausforderung. Aber: „Die Gesamtthematik der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung im Landkreis wird mit der Gesamtheit der Maßnahmen auf einen guten Weg gebracht“, befand die Landrätin. Einen Beitrag zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen im Landkreis hat der Eigenbetrieb Heime mit der Eröffnung der Pflegeheime „Haus am Sonnenstück“ in Schliengen und dem „Haus an der Wiese“ in Hausen geleistet. Weiter auf der Agenda stehen unter anderem die Digitalisierung und die Förderung der Innovationsleistung von kleinen und mittleren Unternehmen.

Gemeinsam viel erreicht

Gemeinsam sei schon vieles erreicht worden, sagte Dammann. „Die Erfolge und positiven Aspekte sollen uns Kraft und Mut geben, den Weg der Transformation gemeinsam weiterzulaufen. Das wird nicht einfach. Die vielen Unbekannten können uns zum Verzweifeln bringen, vor allem, wenn weitere Krisen zu bewältigen sind.“ Die Herausforderungen seien immens, zumal mit dem Betreten neuer Pfade auch Risiken verbunden sind. „Sie werden uns einiges an Umdenken abverlangen.“

Nun gelte es offen und mutig mit Herausforderungen umzugehen und Neues zuzulassen, wenn man auch künftig in Frieden und Wohlstand leben wolle. Dammann: „Wir sind aufgefordert, standhaft unsere Demokratie zu bewahren und zu den uns verbindenden Werten unserer Gesellschaft zu stehen.“

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