Kreis Lörrach Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Peter Ade
Händeringend sucht der öffentliche Dienst nach Arbeits- und Ausbildungskräften. Foto: pixabay

Der Personalmangel hat Behörden, Kommunen und andere öffentliche Einrichtungen fest im Griff. Mitarbeiter und Fachpersonal werden händeringend gesucht.

Während Unternehmen der freien Wirtschaft große Kampagnen starten und ihr Recruiting neu strukturieren, ist der öffentliche Dienst oft noch etwas zurückhaltend.

Altersbedingte Personalabgänge werden das Problem in den kommenden Jahren weiter verschärfen: Auch im Landkreis Lörrach ist jeder dritte Beschäftigte ein rentennaher Jahrgang und heute zwischen 50 und 60 Jahre alt. Das Durchschnittsalter aller Mitarbeiter liegt aktuell bei 44,6 Jahren.

„Wer meint, die drohende Lücke durch die Digitalisierung von Arbeitsabläufen schließen zu können, ist auf dem Holzweg. Denn erstens erfordert die Modernisierung kurzfristig eher mehr Personal und zweitens wächst die Zahl der Aufgaben durch politische Entscheidungen ständig weiter“, befürchtet der Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Ulrich Silberbach.

Mehrfache Ausschreibung

Der Fachkräftemangel ist auch beim Landratsamt Lörrach deutlich zu spüren: Stellenangebote müssen wiederholt oder dauerhaft ausgeschrieben werden, Führungsstellen und technische Berufe können teilweise nur schwer besetzt werden. Zudem setzt das Landratsamt bisweilen Headhunter ein.

„Der Arbeitsmarkt wird außerdem zusehends dynamischer“, schreibt Pressesprecher Thorben Pahl. Einzelne Bereiche seien von hoher Fluktuation gekennzeichnet. Die Zahl der Auswahlverfahren pro Jahr steige kontinuierlich (2020: 155; 2022: 230). Verstärkt würden auch Quereinsteiger rekrutiert.

In der Regel, so Pahl, bleiben ungefähr 20 bis 30 Stellen im Landratsamt unbesetzt. Trotz hoher Anstrengungen und Angeboten für Bewerber könnten einige Stellen oder Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Das Landratsamt bildet derzeit rund 40 Menschen in zehn Berufen aus. Für drei Studiengänge konnte dieses Jahr noch niemand gefunden werden, zwei von sechs Ausbildungsplätzen als Verwaltungsfachangestellte sind derzeit nicht besetzt.

Lörrach „im Glück“

Bei der Stadt Lörrach zeigt sich der Arbeits- und Fachkräftemangel hauptsächlich durch die Notwendigkeit der mehrfachen Ausschreibung einer Stelle. Dennoch sagt Pressesprecherin Susanna Baldus-Spingler im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wenngleich die Besetzung der Stellen heute oftmals länger dauert, so hatten wir dennoch bei vielen Stellenbesetzungsverfahren jüngst das Glück, qualifizierte und kompetente Mitarbeitende zu gewinnen.“

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sei derzeit die größte Herausforderung. „Es gilt, die Aufmerksamkeit potenziell wechselbereiter Kandidaten im richtigen Augenblick auf sich zu ziehen und zur Bewerbung aktivieren zu können“, erklärt Baldus-Spingler.

Der Arbeits- und Fachkräftemangel sei bei der Stadt Lörrach in allen Bereichen spürbar. Insgesamt, sagt die Sprecherin, sinke die Zahl der ausreichend qualifizierten Bewerber stetig. Derzeit seien insbesondere folgende Berufsfelder betroffen: Erzieher, IT-Fachkräfte, Ingenieure (Fachrichtung Hoch- und Tiefbau), Techniker, Forstwirte, Gärtner. Doch auch der Arbeitskräftemangel sei spürbar – insbesondere bei Saisonkräften und im Gemeindevollzugsdienst.

Zum Start des neuen Ausbildungs- und Studienjahres am 1. September beginnen bei der Stadt Lörrach 17 Auszubildende und sechs Studenten. „Bis auf wenige Ausnahmen konnten damit alle Ausbildungs- und Studienplätze besetzt werden“, bestätigt Baldus-Spingler. Erstmals konnten an der Dualen Hochschule – DHBW Lörrach – auch für den Ausbildungsberuf „Fachkraft für Abwassertechnik“ und den Studiengang „Bachelor of Arts Architektur“ Interessenten gewonnen werden.

Blick nach Rheinfelden

Fachkräftemangel und demographischer Wandel wirken sich zunehmend auch bei der Stadtverwaltung Rheinfelden aus, bestätigt Jörg Höferlin, Abteilungsleiter Personal und Organisation.

Wörtlich: „Wir konkurrieren mit Betrieben der freien Wirtschaft und Arbeitgebern aus der Schweiz, die viel höhere Entgelte bezahlen.“ Daher sei die Besetzung aller Stellen schwieriger geworden.

Im vergangenen Jahr hätten einige Positionen mehrfach ausgeschrieben werden müssen. Insbesondere die Personalgewinnung in Sozial- und Erziehungsdiensten, den technischen Bereichen und den Leitungsfunktionen in der Verwaltung gestalte sich schwierig. Zum bevorstehenden 1. September hat die Stadt Rheinfelden laut Höferlin alle freien Ausbildungsplätze besetzen können – nicht zuletzt, weil man etliche Zusatzleistungen biete, um als attraktiver Arbeitgeber anerkannt zu werden. „Unter anderem haben wir ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt, bieten mobiles Arbeiten und großzügige Gleitzeitregelungen an, zahlen Zuschüssen für Fahrtkosten oder Mittagessen und Werbeprämien“, erklärt Höferlin. Außerdem gebe es ein tolles Mitarbeiterfest und vieles mehr.

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