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Kreis Lörrach Zweites Gymnasium ist keine Option

Gerald Nill
Aufgrund der räumlichen Enge am THG sprach Rektorin Tatsch von einer „bedrohlichen“ Situation.Archivfoto: Petra Martin Quelle: Unbekannt

Gemeinderat: Umbauten wären möglich / Campus-Wanderklasse wäre zumutbar

Ein Sechs-Punkte-Paket zur Lösung der drohenden Platznöte am Theodor-Heuss-Gymnasium hat der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses einstimmig beschlossen.

Von Gerald Nill

Schopfheim. Wie berichtet, erwartet das THG im neuen Schuljahr einen Ansturm von 186 Fünftklässlern, die in sieben Klassen untergebracht werden müssen. Dem Ratsbeschluss vorausgegangen war eine muntere, über einstündige Diskussion mit kreativen Vorschlägen, in der sich die Gemeinderäte aller Fraktionen die Spielbälle gegenseitig zuschoben, um eine konstruktive Lösung zu finden.

Bürgermeister Harscher leitete mit seiner Einschätzung in die Thematik ein: „Der Zuspruch am THG ist riesig. Die Anmeldezahlen sind einerseits erfreulich, andererseits ist das eine Nummer zu groß.“ Er übergab das Wort an die Schulleiterin Claudia Tatsch, die die jetzige Situation als „bedrohlich“ empfand. Der verstärkte Drang an die Gymnasien sei ein bundesweiter Trend. Tatsch schloss ihr Statement im Gemeinderat mit der Einschätzung, dass der Bau eines zweiten Gymnasiums in Schopfheim für den Schulstandort und die Gemeinschaftsschule eher von Nachteil sei.

Letzteren Aspekt bestätigte auch Elternvertreter Christian Leszkowski, selbst Gemeinderat in Maulburg. Angesichts einer funktionierenden Gemeinschaftsschule in Maulburg sei es „uninteressant, hier noch ein zweites Gymnasium hinzustellen“.

Für die Analyse des Problems und eine mögliche Lösung übergab Tatsch das Mikro an ihren Konrektor Matthias Kreutz. Derzeit gebe es einen Bestand von 32 Klassenzimmern sowie 20 Fachräumen. Benötigt würden aber 37 Klassenzimmer, so dass fünf fehlen, führte Kreutz aus. Wenn vier Container aufgestellt würden, hätte das Gymnasium etwas mehr „Luft“. Darüber hinaus empfahl Kreutz, „multifunktionale Räume“, die in der Form nicht mehr benötigt werden, umzubauen. Konkret ging es dabei um einen Computerraum sowie den Bibliothekstrakt. „Ideen sind da, Planungen laufen“, schloss Kreutz.

Ehe er die Meinungen der Gemeinderäte hören wollte, drückte Bürgermeister Harscher sein Bedauern aus, dass viele Eltern glaubten, ihre Kinder könnten nur mit dem Abitur Karriere machen.

Den Reigen der Ratsmeinungen eröffnete Marianne Merschhemke für die Grünen. Ein neues Gymnasium zur Lösung der Platznöte sei keine Option. Eine zweite Einrichtung käme zu spät, sei zu teuer, und überdies kämen nur 76 der 186 Schüler aus Schopfheim.

Zu ihren Vorschlägen gehörte die Prüfung, die Schulcontainer auf den Parkplatz zu stellen, den G 9-Versuch abzubrechen und die Oberstufe eventuell an die Hebelschule auszugliedern. Fachbereichsleiter Jürgen Sänger meldete insbesondere bei der Hebelschule als Ausweg Zweifel an. Es gebe nicht nur keinen Schulhof, sondern auch der Brandschutz fehle. Ein möglicher Standort für die Container sei zwar noch nicht überprüft worden, aber der Parkplatz sei bei 90 Lehrkräften immer voll.

Martina Hinrichs machte für die SPD den Vorschlag, Oberstufen-Kurse an den neuen Bildungscampus auszugliedern. Diese Flexibilität sei zumutbar. Diesem Gedanken konnte Heide Malnati für die CDU eine Menge abgewinnen: „Eine Wanderklasse auf dem neuen Campus ist zumutbar“, befand sie. Die breite Allianz war perfekt, als auch SPD-Fraktionschef Peter Ulrich die Idee unterstützte und hinzufügte, dass eine solche Dependance gleichzeitig das Image der Gemeinschaftsschule stärken würde, was ja von allen gewünscht ist.

Für die Grünen merkte Ehrenfried Barnet an, es sei ein nachteiliger Trend, wenn immer mehr Schüler ans Gymnasium drängten, die seiner Meinung nach nicht dorthin gehören. Das Niveau und die Leistungen sinken, meinte der Lehrer im Ruhestand: Die Schüler seien zunehmend „verblödet“.

Zum Schluss der Debatte regten die Grünen eine Prüfung an, ob eine Beschaffung der gewünschten vier Container bei einer fünfjährigen Übergangslösung als Ankauf günstiger sei als jährlich 36 000 Euro Miete zu bezahlen. Das wurde auch von den anderen Fraktionen unterstützt.

Der Sechs-Punkte-Plan zur Entlastung der angespannten Raumsituation am THG sieht das Aufstellen von vier Containern vor.

Unklar ist noch der Aufstellungsort sowie die Frage, ob Anmietung oder Ankauf günstiger ist.

Im Herbst will der Gemeinderat darüber entscheiden, ob das Profil, in neun statt acht Jahren zum Abi zu kommen, beibehalten wird.

Die Stadt wird aufgefordert, eine Imagekampagne zugunsten der Gemeinschaftsschule zu starten.

Eine Kollegstufe soll am THG ausquartiert und am Bildungscampus angesiedelt werden.

Die Stadt soll zudem Gespräche mit der Stadt Wehr aufnehmen, wobei die dortigen Pläne, ein Gymnasium zu errichten, unterstützt werden.

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