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Kultur Brecht in Basel

Dominique Spirgi
Szene aus der „Dreigroschenoper“ in Basel Foto: Armin Smailovic

Die „Dreigroschenoper“ wird als episches Brecht-Festival am Theater Basel gezeigt. Realisiert wird das Stück vom renommierten Regisseur Antú Romero Nunes. Was erwartet das Publikum?

Nach „Sommernachtstraum“ und „Antigone“ macht sich der Basler Co-Schauspielleiter Antú Romero Nunes mit Brechts „Dreigroschenoper“ erneut an eine Ikone der Theaterliteratur.

Hintersinnig und originell

Einmal mehr wird er dabei die Erwartungen des Publikums hintersinnig-originell hintertreiben.

Antú Romero Nunes ist 40 Jahre alt, Sohn einer chilenischen Mutter und eines portugiesischen Vaters, viele Jahre bereits als begehrter Regisseur an zahlreichen renommierten Bühnen des deutschsprachigen Raums tätig und seit der Spielzeit 2020/2021 Co-Leiter des Basler Schauspiels. Nunes ist ein ebenso umtriebiger wie begehrter Theatermacher, der sich mit spielerischem Elan auch an die schwierigsten Stoffe heranwagt. Etwa an Herman Melvilles Jahrhundertroman „Moby Dick“ (als Einpersonenstück) oder Ovids ausufernde Mythendämmerung „Metamorphosen“.

Legendärer Stoff kommt auf die Bühne. /Armin Smailovic

Mann für schwierige Stoffe

Zu den ganz schwierigen Sachen zählt Nunes auch Brechts legendäre „Dreigroschenoper“ - ein Werk, das längst zu Tode inszeniert worden ist, wie er sagt, und das mit den berühmten Gassenhauern an eine Oldie-Hitparade erinnert. „Ich wollte das Stück deshalb nicht machen“, erinnert sich Nunes im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das war nicht jetzt, sondern vor achteinhalb Jahren am Thalia-Theater Hamburg. Die Hamburger Dramaturgie blieb aber hartnäckig, verfolgte ihn solange an seine Gastregieorte, bis er nicht mehr Nein sagen konnte.

Verfremdungseffekt

Angespornt durch die Idee, der epischen Theaterpraxis von Brecht gnadenlos auf den Grund zu gehen, habe er schließlich eingewilligt. „In der Regieklasse auf der Ernst Busch-Schauspiel-Hochschule im Berliner Osten war ich ganz schön auf Brecht und seinen Verfremdungseffekt getrimmt worden“, sagt er. Diesen Verfremdungseffekt wollte und will Nunes mit seinem Ensemble nun zelebrieren, hinterfragen, auch ein bisschen veralbern.

„In einer gereiften Form“

Nunes wird also seine achteinhalb Jahre alte Inszenierung neu auf die Bühne stemmen - „in einer gereiften Form“, wie er sagt. Unter anderem mit Jörg Pohl und Sven Schelker, die heute dem Basler Ensemble angehören und nun nach vielen Jahren erneut in ihre Rollen schlüpfen: als Bettlerkönig Peachum und als Mackie Messer.

Pohl wechselt zudem seine Rolle von Peachum zu Bertolt Brecht mit Hornbrille, Arbeiterkluft, Zigarre und Schiebermütze als dessen Erkennungsmerkmale. Nunes greift damit zu einem doppelten Verfremdungseffekt: Auf der Bühne löst ein verfremdeter Brecht eine Diskussion darüber aus, wie man Brecht spielt.

„Ich will den Stoff auf den Kern herunterbrechen“, sagt er. So wie er es zuletzt bei „Antigone“ von Sophokles getan hat, die er als Zweipersonenstück in Schweizer Mundart auf die Bühne brachte. Und wie er es in der vergangenen Spielzeit mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ getan hatte, den er als Ode an das Laientheater inszenierte und sich damit eine Einladung an das Berliner Theatertreffen sicherte.

Akribisch durchdacht

Mit Brechts „Dreigroschenoper“ wird Nunes also einmal mehr auf ebenso subversive wie akribisch durchdachte Art mit den gängigen Erwartungen brechen - ohne die gestrengen und bei Theaterleuten berüchtigten Vorgaben von Brechts Erben zu verletzten. „Bei mir weiß man nie so richtig, was herauskommt“, sagt er mit einem breiten Lächeln. Dies habe den Vorteil, dass man immer wiederkommen müsse, um sein Theater kennenzulernen.

Antú Romero Nunes’ Inszenierung von Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ hat am Samstag, 13. Januar, Premiere.

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