Kultur Das Mysterium des Grabtuchs

Jürgen Scharf
Die lebensgroße Figur nach dem Abdruck auf dem Grabtuch ist eines der beeindruckenden Exponate. Foto: Malteser Orden

Eine spektakuläre Wanderausstellung über das Turiner Grabtuch in der St. Josefskirche Rheinfelden will Antwort auf die Frage geben: „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“

Dieser Tage macht das Turiner Grabtuch wieder Schlagzeilen. Im Wiener Stephansdom provoziert der Künstler Gottfried Helnwein mit Fastentüchern und einem Grabtuch in liturgischem Violett gehalten, aber umgekehrt aufgehängt. In Rheinfelden ist vom 10. März bis 24. April indes eine originalgroße Nachbildung des angenommenen Grabtuchs von Jesus in der berühmten Wanderausstellung des Malteser Ordens zu sehen, die schon in vielen Städten im deutschsprachigen Raum gezeigt wurde.

Ein Teil des Rheinfelder Projektteams der Ausstellung über das Turiner Grabtuch (von links): Simon Gleichauf, Gertrud Heggenberger, Christine Weber-Fehlmann, Monika Wilhelm und Pfarrer Andreas Brüstle. Foto: Simon Gleichauf

Rheinfelder Ausstellung

Nach seiner Kreuzigung durch die Römer soll Jesus in diesem Leinentuch begraben worden sein. Das Ganzkörperbildnis in Vorder- und Rückseite zeigt einen Mann mit langen Haaren, 1,80 Meter groß, kräftig gebaut, mit Blutspuren im Gesicht, der Körper übersät mit mehr als 120 Wunden, und einer Schnittwunde auf der rechten Seite des Oberkörpers. Lag in dieser Leinenstoffbahn vor mehr als 2000 Jahren der Leichnam Jesus?

Frage treibt Wissenschaftler um

Seit mehr als 100 Jahren treibt diese Frage die Wissenschaftler um: Wie kam das Bild eines Gekreuzigten, mit allen seinen Wundmalen und Verletzungen, Blutflecken und Spuren von Geißelung und Kreuzigung, auf das etwa vier Meter auf einen Meter große handgewebte Leinentuch? Ist es ein Original oder eine Fälschung? Das Tuch ist ein großes Rätsel, dessen Fragen nach Herkunft und Echtheit bis heute nicht ganz geklärt sind. Auch das wird in Rheinfelden sicher Diskussionen auslösen.

Als Spurensuche wird die Ausstellung „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“ in Rheinfelden angekündigt. Foto: Malteser Orden

Im Turiner Dom

Vielen Christen gilt das im Turiner Dom aufbewahrte Grabtuch, das nur ganz selten öffentlich gezeigt wird, als Reliquie; für die katholische Kirche ist es eine Ikone der Christenheit. Seit 2013 fasziniert die Ausstellung hunderttausende Besucher, nicht nur Gläubige, sondern auch an Wissenschaft Interessierte. Verbindet sie doch Wissen und Glauben auf beeindruckende Art.

Forschungsergebnisse

In 25 Stelen, Artefakten wie Nägeln, einer römischen Geißel und einer Dornenhaube in Vitrinen und Großexponaten wie der originalgetreuen Kopie des Tuchs sowie einer lebensgroßen plastischen Nachbildung der auf dem Tuch abgedruckten Figur werden die Erkenntnisse und Forschungsergebnisse dokumentiert.

Alles wurde untersucht

Die Schau nähert sich dem Mysterium des Grabtuchs von verschiedenen Seiten, der theologischen, der naturwissenschaftlichen, der forensischen, der archäologischen, der medizinischen. Alles wurde an diesem Tuch immer wieder untersucht: die Blutflecken, die Wunden, die Blütenpollen, Staubpartikel, die Beschaffenheit des Naturleinens. Die Grabtuchanalyse erfolgt auch mit Computertechnik.

Hohe Wahrscheinlichkeit

Die Forscher gehen intensiv dem Phänomen nach, wie der Abdruck der Umrisse des Körpers und des Gesichts auf das Tuch kam. Auf Glasnegativplatten einer Fotografie von 1898 sind Antlitz und Körper deutlich erkennbar. Inzwischen wird die Wahrscheinlichkeit als sehr hoch eingestuft, dass der „Mann auf dem Tuch“ der eingewickelte Jesus von Nazareth gewesen sein könnte.

Spannende Ausstellung

Also eine spannende Ausstellung, für die in der St. Josefskirche mehrere Bankreihen entfernt werden müssen, um Platz zu schaffen für die Exponate. Die katholische Kirchengemeinde ist stolz, dass es ihr gelungen ist, diese Präsentation auch nach Rheinfelden zu holen. Pfarrer Andreas Brüstle konnte als Schirmherrn Oberbürgermeister Klaus Eberhardt gewinnen.

An den Wochenenden und Feiertagen gibt es Führungen, für die extra Ehrenamtliche geschult werden. Zusammengestellt wurde zudem ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, die unterschiedliche Blicke auf das Grabtuch werfen.

Festgottesdienst: Sonntag, 10. März, 9.30 Uhr, anschließend Ausstellungseröffnung mit Kuratorin und Archäologin Sophie Prinzessin zu Löwenstein. Vorträge am 22. und 23. März, 4. und 11. April, jeweils 19.30 Uhr. Führungen Sa 17 Uhr, So und Feiertag 15 und 17 Uhr. Die Josefskirche ist vom 10. März bis 24. April täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet.

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