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Kultur Der Tenor Mauro Peter mit der „Winterreise“ im Burghof

Jürgen Scharf
Mit Gefühl: der Schweizer Tenor Mauro Peter Foto: /Jürgen Scharf

Der lyrische Tenor Mauro Peter und ein Streichquartett des Basler Sinfonieorchesters gestalteten die „Winterreise“ im Burghof.

Jung, feinnervig, hochgestimmt und andererseits bitter vom Leben enttäuscht: Das ist der Held in der „Winterreise“, ein Jüngling, der sich der Todessehnsucht hingegeben hat. Es sind die Herzschmerzen eines Romantikers, die Seelenpein eines Menschen auf Winterreise, die Franz Schubert nach der Dichtung von Wilhelm Müller in Töne gegossen hat.

Lebensreise

Am Sonntag hat man diese Lebensreise, die in den ewigen Schnee führt, im Burghof auf eine andere Art gehört: nicht mit Klavierbegleitung, sondern mit einem Streichquartett. Dank des Sängers, des 35-jährigen Schweizer Tenors Mauro Peter, einem aufstrebenden Stern am Opernhimmel, war der Text dieses „Entwicklungsromans“ bis in die Wortgesten hinein gut zu verfolgen.

Gedicht wird zu Minidrama

Man merkt, dass Peter ein Opernsänger ist, jedes der Gedichte wird zu einem Minidrama. Einzelne Worte und Silben werden betont, etwa die „Krähe“. Der Tenor singt mustergültig und äußerst stimmkräftig, neigt nicht zum Überpointieren oder Manierierten. Das tut dem Liederzyklus gut, der dadurch in Richtung von Nachthymnen der Romantik tendiert.

Lyrische Gedichte

Peter erzählt den Zyklus als lyrische Gedichte, nicht als schauerliche Balladen. Bei ihm klingt es nicht gekünstelt, sondern sehr natürlich und die Frische und Geradlinigkeit des Vortrags nehmen für sich ein. Der Sänger legt Wert auf Kantabilität, auf weiches, fließendes Legato. Eine erfreulich ausdrucksvolle Gesangs- und Gestaltungskunst, zumal auch das Timbre ausgeglichen ist und die Textartikulation vorbildlich.

Bestes Textverständnis

Jedes der Lieder hat Mauro Peter mit zwingender Intensität geformt; aus seinem beeindruckenden Brustkorb strömt ein großer, sicherer Atem für eine unangestrengte vokale Technik. So hörte man eine „Winterreise“, bei der die stimmliche Souveränität des Zürcher Sängers ganz in den Dienst des musikalischen Geschehens gestellt wird.

Kein Schaudern

Und doch: Bei all diesen gesanglichen Vorzügen will sich nicht das Phänomen einstellen, dass diese „letzten Lieder“ einen schaudern lassen. Alles klingt verbindlich, eher melancholisch als verbittert, aber das hängt bei Mauro Peter mit der spontanen intuitiven Stimmung zusammen, von der er sich bei seinen Liederabenden leiten lässt.

Dass der „Wegweiser“ nicht zu jenen „schauerlichen Liedern“, die auf einen unheimlichen Weg in den Tod führen, lag weniger am Sänger als an der Bearbeitung für Streichquartett des Komponisten Jens Josef, die keine „komponierte Interpretation“ wie die von Hans Zender ist, aber den Text ausschmückt.

Basler Streicher

Das Spiel der Streicher vom Basler Sinfonieorchester - Nitzan Wolfson-Bartana und Akiki Hasegawa (Violinen), Josip Kvetek (Viola) und Christopher Jepson (Cello) - atmet romantische Gefühlswärme und hebt die tonmalerischen Affekte hervor. So klingen die gefrorenen Tropfen, die krähenden Hähne, die bellenden Hunde, die schreienden Raben naturalistischer, der „greise Kopf“ bildhafter durch eine Violinkadenz ausgemalt.

Rasselnde Ketten

Die rasselnden Ketten wirken in der originalen Klavierfassung aber bedrohlicher; auch das Gläserne, Eisige, Erstarrte besetzt das Klavier akzentuierter. Indes betonen manche Tremoli und Seufzer in den Streichern den Text stärker („Als noch die Stürme tobten“). Und passender als mit solcher „Schrammelmusik“ könnten die Bordunklänge im abschließenden „Leiermann“ nicht tönen.

Jeder Ton vibriert

Was diese Kammerversion zum Ereignis machte, war die gute Partnerschaftlichkeit zwischen den vier Streichern und dem Sänger. Da vibrierte jeder Ton vor Spannung in diesem Seelendrama, das in dieser ungewöhnlichen Fassung mit den warmen Streicherklängen jedoch mehr romantisch als verzweifelt-resignativ klang. Das nicht allzu zahlreiche Publikum hing gebannt an den Lippen des Sängers.

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