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Kultur Die beste Cellistin Deutschlands

Tonio Paßlick
Bei der Zugabe Foto: Tonio Paßlick

Die Cellistin Raphaela Gromes und das Orchester Festival Strings Lucerne begeisterten im Burghof mit bekannten und unbekannten Kompositionen.

Man weiß nicht, was man höher einschätzen soll: die virtuose und fast magische Ausstrahlung des Cello-Spiels der 32-jährigen international gefeierten Raphaela Gromes oder ihre Verdienste um die Entdeckung zahlloser verkannter und vergessener Komponistinnen. Diese hat sie in ihrem jüngsten Doppel-Album „Femmes“ neben Werken bekannter Namen präsentiert.

Überraschungen

„Anstatt ewig Altes zu präsentieren, überrasche ich gerne mit ungewöhnlichen und kreativen Arrangements“, sagte die inzwischen wohl beste deutsche Cellistin. Gemeinsam mit ihrem kongenialen Klavier-Partner Julian Riem und den Festival Strings Lucerne bereichert diese CD nicht nur die Musikgeschichte, sondern auch das Spektrum interpretatorischer Freiheiten auf einem Instrument, das weder von Mozart noch von Beethoven mit einem konzertanten Werk bedacht worden war. Aber von Robert Schumann. Bei ihrem Konzert am Mittwoch im Burghof hatte Raphaela Gromes mit dem Orchester der Festival Strings Lucerne ein Programm zusammengestellt, das um das Musikerpaar Robert und Clara Schumann kreiste.

Eng befreundet

Reizvolle Miniaturen zweier eng befreundeter Komponistinnen – nämlich Clara Schumann und die Sängerin Pauline Viardot-Garcia – wurden zwischen zwei große Werke der Musikgeschichte gesetzt: zum einen Robert Schumanns Cellokonzert in a-moll, das lyrischen Gesang mit dunklen, abgründigen, auch kämpferischen Charakteren verbindet und ein Schlüsselwerk romantischer Konzertliteratur darstellt; zum anderen Johannes Brahms‘ zweites Streichquintett im Orchestergewand. Und geschickt an den Anfang gestellt erklangen die „Novelletten für Streichorchester F-Dur op 53“ des dänischen Komponisten Niels Gade.

Nordisches Element

Gade hatte in Leipzig studiert und dort Schumanns acht Novelletten für Klavier kennengelernt. Im furiosen Auftakt des Konzerts blitzte schlaglichtartig das volksliedhafte nordische Element auf, bevor sich die sinfonischen Strukturen in einer fugierten Aufnahme der zitierten musikalischen Melodien durchsetzten und in einem virtuosen und faszinierend durchsichtigen Finale endeten.

Drei Sätze, die durch die vielen Charakterwechsel die zerbrechliche Sturm- und Drang-Seele ihres Schöpfers spiegelten, umfingen den Hörer in Robert Schumanns a-moll Konzert. Das Werk eröffnet die ganze Schumann’sche Welt zwischen Emotion und Widersprüchen. Raphaela Gromes voller, sehniger und zugleich subtiler Celloklang, ihr breites Spektrum klanglicher Akzente von flüsternden Flageoletts bis zur Fortissimo-Attacke, die perfekte Balance und das feine Zusammenspiel zwischen Cello und Orchester begeisterten das Publikum .

Subtiler Celloklang

Das Cello sang mit seinem beinahe alle Lagen des Instruments umfassenden kantablen Hauptthema. Gromes kommunizierte durch Gesten und Blicke mit Daniel Dodds, dem musikalischen Leiter und ersten Geiger und mit der hervorragenden Bassgruppe. Lyrische Kantilenen verzauberten, bevor das Finale mit einer krönenden großen Kadenz virtuos ausklang.

Mit drei Stücken aus den „Six Morceaux“ zelebrierte Raphaela Gromes nach der Pause Trouvaillen von Pauline Viardot-García, einer der faszinierendsten, vielseitigsten und leider lange vergessenen Musikerinnen des 19. Jahrhunderts.

Und selbst im abschließenden Stück, dem Streicherquintett Nr 2 G-Dur von Brahms, hatten die formidablen Celli und die erste Bratsche solistische Rollen. Raffinierte kontrapunktische Ideen, modern klingende Variationen und liebliche Trio-Passagen mündeten in einen ungarischen Tanz, der die Fähigkeiten des Orchesters lustvoll ausspielen ließ. Und mit Spaß und musikantischer Spielfreude bedankte sich das Orchester für den rauschenden Beifall im gut besetzten Burghof. Nämlich mit einem Arrangement der „Carmen Fantasie“ von Pierre Boulez, bei der sich der erste Cellist als hervorragender Tenor entpuppte.

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