Kultur Drei Geschichtenerzählerinnen

Die Oberbadische
Der Kunstverein Hochrhein in Bad Säckingen zeigt Bilder der Malerin Sabine Beyerle (links) und der Fotografin Claudia Reismann. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Arbeiten von Sabine Beyerle, Stefanie Manhillen und Claudia Reismann in der Villa Berberich

Von Jürgen Scharf

Bad Säckingen. Die Kultur kommt zurück – ein bisschen. So musste etwa der Kunstverein Hochrhein in Bad Säckingen über ein Jahr auf eine Ausstellung im städtischen Kulturhaus Villa Berberich warten. Daher war die Eröffnung der Schau mit drei auswärtigen Künstlerinnen eine ganz besondere Vernissage in schwieriger Corona-Zeit.

Der Kunstverein ist der Ansicht, dass es wichtig ist, eine Plattform für die Künstler zu schaffen und für das Publikum, das endlich wieder einmal Kunst zu sehen bekommen soll. Bevorzugt werden in den großzügigen, lichtdurchfluteten Räumen der ehemaligen Fabrikantenvilla mit Blick auf den Park, den Teich und die Fontäne spezielle Kleingruppen-Ausstellungen, bei denen verschiedene Ausdrucksformen, Medien, Techniken und Sichtweisen aufeinander prallen.

In diesem konkreten Fall kommen Malerei, Zeichnungen und Fotografien zusammen. Wer die Bilder in Augenschein nimmt, wird sofort feststellen, dass Claudia Reismanns Fotografien nicht von ungefähr den Titel „Impressio“ tragen. Die Fotografin aus Bielefeld, die gerne seriell arbeitet und oft mehrere Jahre mit einem Thema beschäftigt ist, schafft eindrückliche Bilder, die wie Gemälde aussehen und impressionistisch wirken. Ihre Strandbilder haben eine gewisse Unschärferelation und die Motive fangen an, sich aufzulösen.

Reismanns Ansatz ist malerisch: Sie malt mit Licht, der Kamera, benutzt einfache „Werkzeuge“, keine Hilfsmittel, verändert das Bild nicht digital, macht keine Nachbesserung mit Photoshop, sondern nur solche Korrekturen wie in der „normalen“ Dunkelkammer. Das Bild muss in der Kamera entstehen und perfekt sein, allein Farbstiche werden gefiltert. Das Flirrende, Verschwommene wird durch die Sommerhitze bei der Aufnahme und durch Entfernung, Ebene und Weite erreicht. Auf alle Arbeiten von Claudia Reismann, die seit 40 Jahren fotografiert, trifft zu, dass sie kein Abbild anstrebt.

Mit dem Begriff „Patinöse Strukturen“ bezeichnet Sabine Beyerle aus Berlin ihre Malerei. Auf den großformatigen Architekturgemälden sieht man Spuren abgeblätterter Farbschichten. Der repräsentative große Raum mit dem Balkon hat den Schwerpunkt Architektur und Ornament. Mit beidem beschäftigt sich die Künstlerin – besonders auffallend in einer iranischen Serie von Badehäusern.

Beyerle arbeitet nach eigenen Fotos, benutzt Fotocollagen als Vorlagen. So kommen die stürzenden Perspektiven ins Bild eines verfallenen Kolonialhauses auf einer Karibikinsel, die Bildräume erhalten durch die Details ein Eigenleben. Die Bilder sind menschenleer, ganz im Gegensatz zur Fotoserie von Reismann. Dass Beyerle fürs Theater arbeitet, beeinflusst ihre Malerei, denn ihre Gemälde haben etwas von Bühnenbildern. Die Gegenstände, etwa ein Sessel mit zerrissener Polsterung mitten in der freien Landschaft, sind Platzhalter, stehen für Personen und sind so etwas wie ein „Setting“.

Stefanie Manhillen aus Sinzig zeichnet spontan, intuitiv und instinktiv mit Kohle und weist dabei Feinheiten im Strich auf. Für ihre Figuren und ausdrucksstarken Gesichter wählt die genuine Zeichnerin eine sehr direkte, emotionale Form, das Gegenständliche ihrer Gestalten kippt gerne mal ins Surreale oder Absurde.

Alle drei Künstlerinnen erzählen Geschichten, das ist etwas, was sie verbindet. Trotz aller unterschiedlichen Sichtweisen von Wirklichkeit entsteht so eine Gemeinsamkeit.  Bis 18. Juli, Sa 14 bis 17, So 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Villa Berberich, Bad Säckingen

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