Hier war eine Geigenbegabung zu hören, ein Rising Star, ein junger Stern am Klassikfirmament, der von BBC Radio nicht umsonst als eine der „New Generation Artists“ ausgewählt wurde. So erlebte man eine Interpretation des populären Mendelssohn-Violinkonzerts, in dem weniger der Appassionato-Charakter im Kopfsatz-Allegro zum Ausdruck kam als die Sommernachtstraum-Stimmung im geistsprühenden Finalsatz, wo alle „Orchester-Elfen“ routiniert dieses Standardwerk akkompagnierten und ihre Magie verbreiteten.
Vibratoselig und engelsgleich war die Zugabe der Solistin, wiederum fast ganz im Pianissimo-Bereich, wenn sie sich mit dem „Chant de la Veslemoy“ (Maiden’s Song) von Johan Halvorsen für den Applaus bedankt: eine Spanierin in Norwegen.
Das Orchester wartete nicht nur mit einer Solistin auf, sondern hatte auch zwei Komponistinnen der Romantik im Programm. Fanny Hensels Ouvertüre braucht sich vor den Ouvertüren ihres Bruders Felix Mendelssohn nicht zu verstecken, und im Falle von Louise Farrenc war die Aufführung der dritten Sinfonie so etwas wie eine Ehrenrettung.
Souveränes Formgefühl
Die Sinfonie kommt ohne schweres Blech aus, nur mit zwei Hörnern und warmen Bläserfarben von Fagott und Oboe, und lässt noch den Geist Beethovens spüren. Die Basler zeigten auch ohne ihren Chef am Pult souveränes Formgefühl. Die Einsätze stimmten, die Satzcharaktere wurden gut herausgearbeitet und alles aus einem dramatischen Impuls heraus entwickelt.
Also eine überzeugende Wiedergabe bei ganz hervorragendem Orchesterklang. Da rundete sich ein besonderes Konzerterlebnis voller Entdeckungen.