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Kultur Feuer, Rauch, Gebläse

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Folie, Gebläse und Schaltkasten: „Anemones: An Air Aquarium“ Foto: Daniel Spehr

Auf den Weg zu Otto Pienes Kunst-Paradies begibt man sich in der neuen Ausstellung im Museum Tinguely Basel. Der Regenbogen ist dabei wohl das bekannteste Werk des deutschen Künstlers – lange vor der heutigen Bedeutung der Regenbogenfahne.

Das Museum Tinguely geht in einer umfassenden Retrospektive Otto Pienes experimentellen Kunstwelten nach. Der deutsche Künstler strebte mit Feuer, Rauch, Gebläse und Licht im wahrsten Sinne der Worte nach himmlischen Gefilden.

/Daniel Spehr

Weltverbesserer

Otto Piene (1928-2014) ließ einen riesigen Regenbogen über den Olympiapark schweben. Das war nicht etwa in der jüngeren queeren Vergangenheit der Fall, sondern vor 50 Jahren, in einer Zeit, als „schwul“ noch als Schimpfwort missbraucht wurde. Anlass war die Schlussfeier der Olympischen Spiele 1972 in München.

Der Regenbogen

Der Regenbogen ist Pienes bekanntestes Werk, das viele aber wohl gar nicht als Kunst deklariert hätten. Das passt aber zu diesem Kunst-Avantgardisten, der zugleich Weltverbesserer und Forscher war - durchaus im wissenschaftlichen Sinne. So leitete der studierte Künstler und Philosoph ab den 1970er-Jahren am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ein Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente.

Lichtraum mit Mönchengladbachwand aus Karton, Holz, Metall mit Motor und Licht Foto: Timo Ohler

Die Kunst neu entwickeln

Er ging aber vor allem als einflussreicher Künstler in die Geschichte ein. Zusammen mit Heinz Mack hatte Otto Piene Ende der 50er-Jahre die ZERO-Gruppe gegründet, die wie der Name sagt, die Kunst im Nachkriegs-Deutschland von Null auf neu entwickeln wollte. Statt mit Farbe und Pinsel experimentierten die Künstler mit neuen Materialien und mit den elementaren Kräften der Natur: mit Licht, Bewegung, Wind, Feuer, Luft, Energie.

Flüchtige Kunst

Pienes flüchtige Kunst kannte keine Grenzen. Der Künstler fackelte Leinwände ab und ließ Blumen aus Feuer entstehen. Seine Pinsel waren Flammen. Er choreografierte „Lichtballette“ und schoss Helium-gefüllte Skulpturen in den Himmel. Im Juli 2014 wollte Piene in Berlin seine berühmten Himmelsskulpturen vom Dach der Nationalgalerie aufsteigen lassen. Dazu kam es nicht. Mitten in den Vorbereitungen starb der Künstler im Alter von 86 Jahren.

Das Museum Tinguely beleuchtet nun in verschiedenen Stationen die „zentralen Themenbereiche“ des Künstlers, wie das Museum schreibt. Zu sehen sind neben raumfüllenden Lichtinstallationen unter anderem Dokumentationen zu seinem großen Luftskulpturen, Medienkunstwerke und viele Skizzen und malerische Entwürfe.

„Otto Piene. Wege zum Paradies“: bis 12. Mai im Museum Tinguely Basel, Öffnungszeiten: Di bis So, 11 bis 18 Uhr

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