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Kultur Figurentheater mit Zauber und Anspruch

Gabriele Hauger
Poesie, Anspruch und Augenschmaus Foto: Lea Huser

Das BAFF!-Festival bringt vom 13. bis 17. September internationale Figuren- und Objekttheaterproduktionen nach Basel. Damit soll zugleich die Bandbreite des modernen Figurentheaters gezeigt werden.

Nichts gegen Kasperltheater! Aber die Bandbreite im Bereich Figurentheater ist doch ungleich größer, kreativer, künstlerischer. Dies untermauert Marius Kob, Co-Leiter des internationalen Figurentheaterfestivals BAFF!, das am Mittwoch in Basel startet. Und selbst er, der sich beruflich seit Jahren intensiv mit diesen Theaterformen auseinandersetzt, ist baff – siehe Festivaltitel –, welche immer wieder neuen Zugänge die Kunstschaffenden kreieren.

Gesellschaftliche Themen

Das diesjährige Thema des an verschiedenen Orten in Basel stattfindenden Festivals lautet etwas sperrig „F(R)ICTION“. Es will die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen aufnehmen und sich dem Spannungsfeld zwischen Fiction und Friction (Reibung, Reiberei, Widerstand) widmen. Reibungen und Konflikte gibt es aktuell genug. Bei einigen Stücken spielen laut Kob immer noch Erfahrungen aus der Corona-Zeit hinein, aber auch der Krieg in der Ukraine.

Als explizit politisch will er das BAFF! nicht verstanden wissen, aber natürlich thematisieren die Stücke Konflikte, Ängste, Zeitgeschehen, sollen den Horizont des Publikums erweitern und auch zum Nachdenken anregen. Genauso bietet es aber zauberhafte Poesie und Augenschmaus.

17 Formationen

Was ist Widerstand? Was ist koloniales Verhalten? Welche Herausforderungen erwarten uns morgen? Oder hätten wir doch bereits gestern handeln müssen? 17 Formationen befassen sich an neun Spielorten in und um Basel mit den zwiespältigen Herausforderungen einer ganzen Zeitepoche. Die Bandbreite reicht dabei vom Schattentheater bis hin zur feministischen Stadt-Utopie.

Zentrum Münsterplatz

Festivalzentrum ist der Münsterplatz. Eröffnet wird das BAFF! indes im Tinguely Museum mit dem niederländischen Ensemble BOT und ihrem emotionalen Stück „Klap/Clash“. Zwischen Musik und Theater balancierend, präsentiert die Gruppe selbst gebaute musikalischen Apparate – ein visuelles und musikalisches Abenteuer, fangen damit Verzweiflung und Lebensfragen ein und suchen nach einem neuen Kurs.

Ganz anders das Stück „Sous La Table“ aus Belgien. 20 Minuten lang führen Les Zerkiens in eine magische Welt der Schattenspiele. Unter einem Tisch versteckt, werden die Abenteuer verfolgt – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Stück der Gruppe Les Zerkiens ist schon für Zweijährige geeignet. Kinder und Erwachsene dürfen danach zudem selbst zu Schattenspielern werden. Das Ganze findet im Museum der Kulturen statt.

Freunde und Flugobjekte

Tristan Vogts „Wir sind Freunde“ lädt wiederum mit Einfachheit zum Träumen ein und lässt einen Sachenerforscher die Welt neu erfinden. In „The Story of Larry“ von Moritz Praxmarer geht der Traum in die Tat über, aus einem Gartenstuhl ein Flugobjekt zu bauen.

Wichtig ist den Festivalmachern die Niederschwelligkeit des Kulturangebots. So gibt es gerade am Wochenende auf dem Münsterplatz auch frei zugängliche Angebote wie Straßentheater oder einen Workshop, bei dem eine Installation zum Thema Nestbau entsteht, an der jeder mitarbeiten kann, wie Marius Kob erzählt. Auf einer „open stage“ können sich Profis und Laien ausprobieren, und bei der Puppensprechstunde kann man mit einer Figur ins Philosophieren kommen.

Sehr beeindruckt zeigt er sich vom Stück „Kaffee mit Zucker“ von Laia Rica aus El Salvador, eine Geschichte über Einwanderung und koloniale Systeme.

Ohne moralische Ansprüche erzählen Satirx „Rémireille“ und laden zu einer Show ein, die eine Kinovorführung mit Live-Musik verbindet und in abstrakte Bühnenwelten eintauchen lässt.

Besonders angesprochen sind auch Schulen, die dies gerne wahrnehmen, erzählt Marius Kob. Von deutscher Seite indes gebe bisher diesbezüglich (noch ) wenig Resonanz.

Spielorte

Rund um das Festivalzentrum Münsterplatz finden Vorstellungen in der Allgemeinen Lesegesellschaft Basel, im Basler Marionetten-Theater und im Museum der Kulturen statt. Als weitere Spielorte fungieren die Kaserne Basel, das Vorstadttheater Basel, das Roxy Birsfelden sowie das Museum Tinguely, das Humbug lädt zum Konzert mit der Formation „Staima“ ein und spricht besonders Jugendliche an.

Bis Sonntag können Besucher also die Vielfalt der Figuren- und Objekttheaterszene bestaunen, und so mancher dürfte danach reichlich baff zurückbleiben.

Näheres im Internet unter www.figurentheaterfestival.ch

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