Kultur Garten-Ausstellung im Vitra Design Museum

Tonio Paßlick
„Bosco verticale“, Mailand, 2007 - 2014, Projekt der Gruppe Stefano Boeri Architetti Foto:  

Das Vitra Design Museum setzt sich unter dem Titel „Garden Futures“ mit Garten-Design und unserem Umgang mit der Natur auseinander.

Selbst der intimste Garten ist nie nur persönlicher Rückzugsort, sondern stets auch Zeugnis sozialer und historischer Entwicklungen, politischer und wirtschaftlicher Interessen und kultureller Wertesysteme. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber sie wird in der neuen Ausstellung des Vitra Design Museums unter dem Titel „Garden Futures“ umfassend und differenziert begründet und dokumentiert. Die Gestaltung durch das forschungsbasierte Designstudio Formafantasma aus Italien findet exzellente Lösungen, um Besucher beim Rundgang unmittelbar in einen Dialog mit eigenen Erfahrungen und futuristischen Ideen zu verwickeln.

Kulturelle Wurzeln

Denn Gärten sind Spiegel von Identitäten, Träumen und Visionen, sie haben tiefe kulturelle Wurzeln und sind Ausdruck unserer Beziehung zur Natur.

Garten von Piet Oudolf

Das größte Ausstellungsobjekt war zugleich der Anstoß für die Auseinandersetzung mit Garten-Design und dem Umgang mit der Natur, wie Museumsdirektor Mateo Kries vor dem Ausstellungsbeginn betonte: der mit 30 000 Pflanzen gestaltete Garten von Piet Oudolf auf dem Campus, zugleich eine Metapher für einen dynamischen Veränderungsprozess während der Ausstellungsdauer.

Heute ist der Garten viel mehr als ein romantisches Idyll. Gärten sind zu Orten der Avantgarde geworden, dienen als Experimentierfelder für soziale Gerechtigkeit, Biodiversität und eine nachhaltige Zukunft.

Der moderne Garten

Mit „Garden Futures“ hat das Vitra Design Museum nun erstmals eine große Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des modernen Gartens konzipiert. Die leitende Kuratorin Vivianne Stappmanns fragte sich dabei auch, welche Ideen und Vorstellungen unser heutiges Gartenideal geprägt hätten. Und welchen Beitrag Gärten zu einer Zukunft leisten, die für alle lebenswert seien. Während der Pandemie hätten sich viele Menschen wieder intensiver mit Gärten beschäftigt.

Diese Fragen untersucht die Ausstellung anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur – vom Liegestuhl bis zur vertikalen Stadtfarm, von zeitgenössischen Community-Gärten über begrünte Gebäude bis hin zu Gärten von Gestaltern und Künstlern wie Roberto Burle Marx, Mien Ruys oder Derek Jarman.

Zukunftsvisionen

Vom mittelalterlichen Paradiesgarten über die Gartenstadt wie in Weil am Rhein bis zu den globalen Auswirkungen kolonialer Aneignungen oder urbanistischen Gestaltungskonzepten reicht der tiefgründig reflektierte Bilderbogen, mit dem Garten-Ideale zwischen dem abgeschlossenen Privatbereich über die mystisch verklärte Oase bis zu Guerilla-Gärten in Mega-Cities präsentiert werden.

Zeiten der Klimakrise

Im Zeitalter von Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit, bedrohter Artenvielfalt und sozialer Isolation wird der Garten zu einem Ort für innovative Zukunftsvisionen. Und er stellt die berechtigte Frage: Müssen wir nicht unseren gesamten Planeten als Garten verstehen, den wir verantwortungsvoll pflegen und nutzen sollten?

Info: Garden Futures – Designing with Nature, 25. März – 3. Oktober 2023, Eine Ausstellung des Vitra Design Museums, der Wüstenrot Stiftung und des Nieuwe Instituut. Zur Ausstellung erscheint eine gleichnamige Publikation mit Essays, Interviews und Fallstudien.

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