Vielleicht geht es dabei um Akzeptanz durch Penetranz. Ich war halt immer da, im Radio und Fernsehen, und man hat sich an mich gewöhnt. So wie man weiß, dass nach Regen Matsch kommt.
Zu Ihrem ersten Kabarett-Soloprogramm „Zusammengebraut“: Umreißen Sie doch bitte kurz, um was es hier geht.
Meine Tochter heiratet, ich bin aber nicht eingeladen und halte trotzdem die Hochzeitsrede, in deren Verlauf klar wird, warum ich wohl nicht eingeladen worden bin. Und am Ende tanze ich den Brauttanz allein.
Wird es nach diesem ersten Solo-Programm eine Kabarett-Fortsetzung geben?
Nach vielen Jahren als Duo mit meinem Kollegen Grissemann war es spannend für mich, wie einsam ich mich alleine auf einer Kabarettbühne fühlen werde. Interessanterweise bin ich nicht einsam, sondern genieße es. Also ist es gut möglich, dass ich auf den Geschmack gekommen bin.
In Ihren Büchern steckt viel Autobiografisches. Der Abend im Lörracher Burghof wird als Abrechnung mit Vaterqualitäten beschrieben. Wie viel eigenes Erleben steckt dahinter? Woraus schöpfen Sie sonst?
Meine Bücher und auch das Kabarettprogramm spielen mit Realitäten. Das ist ein großer Spaß beim Schreiben. Tatsächlich heißt die Figur wie ich, macht das gleiche wie ich, lebt in der gleichen Stadt, ist aber doch Fiktion. Aber diese Fiktion wirkt möglich, als könnte alles stimmen. Man schreibt sich selbst in etwas hinein. Oder hinaus.
Hat sich Ihr Blick, Ihre Kritik, Ihre Fokussierung verschoben, seit Sie auf die 60 zusteuern?
Ich habe gelesen, ab 49 wird man glücklicher, ruhiger, zufriedener. Dann bin ich das wohl schon seit ein paar Jahren, oft, ohne es zu merken.
Älterwerden ist eine Herausforderung. Hilft es Ihnen, das Thema mit Humor anzugehen?
Fröhliche Resignation ist immer ein guter Ansatz.
Ein Gedankenspiel: Was würde Sie gerne mit 85 tun? Bücher schreiben, auf der Bühne stehen, ein Rentnerdasein in einem Wiener Kaffeehaus...?
Mit 85 bin ich dann schon seit 36 Jahren glücklich, wenn die Studie stimmt. Rente ist in meinem Beruf oder in meinen Berufen unüblich, aber möglich. Im Kaffeehaus zu sitzen ist immer eine Option. Oder auf der Bühne umkippen. Ärgern würde ich mich, wenn ich während des Schreibens eines Romans stürbe und nie erfahren würde, wie der Roman endet.
Dirk Stermann: „Zusamenbraut“ am Mittwoch, 19. April, 20 Uhr, Burghof Lörrach
Das Gespräch führte Gabriele Hauger.