Exzellente Vokalsolisten
Die vier exzellenten Vokalsolisten waren eine gute Wahl in Timbre und Ausdruck, zeigten sich glänzend disponiert und nahmen durch aufrichtige Emphase für sich ein. Der affektreiche und biegsame Altus von Jan Börner fiel mit dramatischen Koloraturen und ausgeschmückten Partien auf. Der Tenor Jakob Pilgram, der den ersten Teil des Oratoriums mit dem Rezitativ „Comfort ye“ und der Arie „Ev’ry valley“ beginnt, punktete durch klare Diktion, Textverständigkeit und schlankes Singen.
Feine Gesangskultur
Die Sopranistin Miriam Feuersinger, die man aus ihrer Grenzach-Wyhlener Zeit noch bestens kennt, brachte in den Rezitativen der Hirtenmusik und den berühmten Arien wie der frohen Kunde „Rejoice greatly“ oder im dritten Teil in der Arie „I know that my Redeemer liveth“ (Ich weiß, dass mein Erlöser lebt) ihre feine Gesangskultur, lyrische Qualität und beseelte Gestaltung ein. Mit Wucht, Durchsetzungsfähigkeit und geradezu barockopernhaftem dramatischem Impetus beeindruckte der Bassist Matthias Helm (Arie „Why do the nations“), der in der Bassregion über eine profunde Tiefe verfügt.
Klarstimmig
Zu den unbestreitbaren Aktivposten dieser Großtat mit einem Großwerk der Tonkunst zählte das Barockensemble Capricornus Consort, das die Aufführung durch sein historisch informiertes Spiel und seine Erfahrung belebte und prägte. Mit diesen Profis an der Seite konnte sich die Kantorei gut aufgehoben fühlen. Sie meisterte die Herausforderungen höchst beachtlich, behauptete sich bemerkenswert in den polyfonen Chorsätzen und hielt ohne Ermüdung präzise und klarstimmig bis zur kunstvollen Schlussfuge durch.