Kultur in Rheinfelden Freiluftkino trifft Konzert trifft Zirkus

Jürgen Scharf
Eine besondere Atmosphäre herrschte bei der Live-Musik zu dem Chaplin-Stummfilmabend auf dem Inseli. Foto: Jürgen Schaf

Rund 1200 Besucher erleben die dreitägigen „Open Classics“ in Rheinfelden. Auf dem Inseli herrschen eine besondere Atmosphäre mit melancholischem Humor und viel Poesie, aber auch großer Spielfreude.

Wenn das Inseli in der Abendsonne die Zuschauer verzaubert, ist Open Classics-Zeit am Rhein. Und wenn dann noch der große Charlie Chaplin in seinem letzten vollständigen Stummfilm „The Circus“ mit seiner eigenen Original-Livemusik zu erleben ist, dann kommen zur besonderen Atmosphäre noch der melancholische Humor und viel Poesie hinzu.

Das dritte Konzert bei der zweiten Auflage des Hochrhein-Musikfestivals an der Rheinbrücke zwischen beiden Rheinfelden war der Filmklassiker von und mit Charlie Chaplin, und natürlich der mit über 500 Zuschauern bestbesuchte Abend des dreitägigen Sommerevents. Das City Light Symphony Orchestra unter Leitung von Anthony Gabriele untermalte bei diesem Stummfilmkonzert nicht nur punktgenau die 70-minütige Filmprojektion, sondern zudem den kürzeren Chaplin-Stummfilm „The Adventurer“ und spielte als Konzertouvertüre noch Filmmusik von Nino Rota.

Töne voller Menschlichkeit

In „The Circus“, einem eigentlich bitteren und traurigen Film, beeindruckte und bewegte die eigenhändig von Chaplin komponierte wundervolle Orchestermusik im Music Hall- und Vaudeville-Stil, mit der er in den späten 60er Jahren seinen Stummfilm noch einmal herausgab. Die sehnsuchtsvollen Melodien untermalen die zaghaften Liebesszenen zwischen dem „Tramp“ und der Tochter des Zirkusdirektors, einer Dressurreiterin, mit Tönen voller Menschlichkeit.

Man schaut auf dem Inseli, wo es inzwischen dunkel geworden ist, die Bäume grün angestrahlt sind und ein laues Lüftchen vom Rhein her weht, auf die beiden dieses Mal größeren Leinwände, auf denen der Außenseiter im Zirkus mit seiner ungewollten Komik zum Kassenschlager und Zirkusstar wird.

Kein „Happy End“

Aber es gibt in diesem Streifen aus dem Jahr 1928 mit vielen grotesken Einfällen, Akrobatik, Slapstick und echten (gähnenden) Löwen kein Happy End.

Eine passende Einstimmung in die Movie Classics und viel zu lachen gab der „Vorfilm“ über einen Sträfling, der auf seiner Flucht einige Heldentaten und wilde Verfolgungsjagden zu Wasser und zu Land, über Stock und Stein, auf die Leinwand bringt. Man musste an Chaplins Wort denken: „Wer das Leben zu ernst nimmt, braucht eine Menge Humor, um es zu überstehen.“

Direkte Freude

War dieser reine Chaplin-Abend mit den Stummfilm-Komödien nicht zu toppen, so hatte die eröffnende „Operetten-Sommernachtsgala ohne Worte“ wieder andere Qualitäten. Die Frage war hier: Was ist ein Open-Air-Sommerkonzert im Unterschied zu einem klassischen Abo-Saisonkonzert?

Die Antwort ist ganz einfach: Es ist die direkte Freude, die solche schmissigen Tänze aus Zarzuelas, der spanischen Operette, oder die Ouvertüren aus der Operette comique „Candide“ von Leonard Bernstein und den komischem Operetten „Der Mikado“ und Jacques Offenbachs „Schöne Helena“ beim Zuhören machen. Und natürlich passen Johann Strauß’ Gondellied und Lagunenwalzer aus der „Nacht in Venedig“ ideal zu einem solch stimmungsvollen Abend am Rhein. Zumal das unter Yannis Pouspourikas beschwingt aufspielende Sinfonieorchester Biel Solothurn noch mit der charmanten Ksenija Sidorova eine Weltklasse-Akkordeonistin mitbrachte, die Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten in Buenos Aires“ gefühl- und effektvoll rüberbrachte.

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