Die Regisseurin Saar Magal gibt Franz Kafka und seinen Figuren einen Körper. Gemeinsam ist ihnen der schwarze Humor. Als der Dichter einst im Freundeskreis aus „Der Prozess“ vorlas, führte dies der Überlieferung nach zu großem Gelächter.
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Ein Kafka-Projekt feiert im Schauspielhaus Basel Premiere. Entlarvt wird die Lächerlichkeit menschlichen Bemühens.
Die Regisseurin Saar Magal gibt Franz Kafka und seinen Figuren einen Körper. Gemeinsam ist ihnen der schwarze Humor. Als der Dichter einst im Freundeskreis aus „Der Prozess“ vorlas, führte dies der Überlieferung nach zu großem Gelächter.
Ein Mann wacht auf und wird verhaftet: Die Welt, die ihn umgibt, ist eine völlig andere. Die Anfangsszene aus Franz Kafkas Jahrhundertroman ist auch Ausgangspunkt dieses performativen Abends, inszeniert von der israelischen Regisseurin und Choreografin Saar Magal. In szenischen Bildern zwischen Tanz und Schauspiel verhandeln die Darsteller den Moment, wenn Realität plötzlich relativ ist, und verkörpern die unaufhaltsame Verwandlung von Figuren, Motiven, Situationen und Perspektiven.
Tänzer und Schauspieler verwandeln sich in Hunde, Schakale, Geier, Panther, Leoparden und andere sprechende Tiere. Ein Käfer im Winterschlaf, ein Maulwurf, der sich in seinem Labyrinth verirrt, eine Maus, die die Flucht ergreift, sobald jemand das Zimmer betritt – ein undurchdringbarer Strom von Bildern, Stimmen, Bewegungen.
Kafka hat sich in seinem Werk immer wieder bei der Tierwelt bedient, um die Gefühlswelt seiner Protagonisten spürbar zu machen. Der Autor hinterließ der Nachwelt ein bedeutendes, aber sanft und bescheiden wirkendes Werk. Zu seinen Motiven zählt die Unentrinnbarkeit des Absurden genauso wie eine nicht unterzukriegende Lebenshoffnung. Seine Protagonisten sind gleichermaßen angetrieben von Lust und Angst. Dennoch decken sie zerstörerische gesellschaftliche Dynamiken auf. Ihre Paralyse wird zum Aufbegehren gegen die Gleichschaltung menschlichen Verhaltens.
15. Dezember, Schauspielhaus