Kultur KI macht Kunst

Gabriele Hauger
Neu, ungewohnt und fast ein bisschen unheimlich: eine Schauspielerin wird zum KI-Avatar, der die Rolle der Kuratorin übernimmt. Die Animation wurde im Weiler Rathaus präsentiert. Foto: Gabriele Hauger

Bei der diesjährigen Regionale im Weiler Stapflehus werden die Kunstwerke diesmal von einer KI generierten Kuratorin ausgesucht. Das dürfte Weltpremiere sein. Und ein Experiment, dessen Ausgang mit Spannung erwartet wird.

Die Regionale ist ein trinationales, grenzüberschreitendes Ausstellungsprojekt. Gezeigt werden jeweils ab Ende November unterschiedlichste künstlerische Positionen. Künstler aus aus der ganzen Regio bewerben sich, 21 Häuser stellen aus. Mit dabei auf deutscher Seite: das Weiler Stapflehus. Spannend war das Eintauchen in diese Kunstvielfalt schon immer. Nun sorgt der geplante Weiler Beitrag für besondere Aufmerksamkeit: Nicht Stapflehus-Leiter Patrick Luetzelschwab, sondern Künstliche Intelligenz wird nämlich die Schau kuratieren.

Ein Experiment

Ein Experiment, dessen Ausgang vom Initiator sowie vom aufgeschlossenen Weiler Kulturamt mit Spannung erwartet wird. „Das Ganze ist eine faszinierende Chance, aber auch ein Risiko“, sagt Luetzelschwab.

Initiator und Stapflehus-Leiter Patrick Luetzelschwab Foto: Gabriele Hauger

Vor der Presse wurde schon mal ein Video eingespielt: Eine digitalisierte Schauspielerin wird als Avatar genutzt. Sie wendet sich im Film an die Zuschauer und erklärt das bisher wohl einmalige Kulturprojekt.

Wie funktioniert das Ganze?

Gar nicht so leicht zu verstehen, wie das Ganze funktioniert. Luetzelschwab erklärt es im Gespräch mit unserer Zeitung so: Die KI wurde mit Schlüsselwörtern gefüttert wie etwa „Regionale“, „trinational“, „Kunst“, „Toleranz“ und so weiter. Daraus hat die KI-Kuratorin dann die Projektvorstellung geformt. Doch es geht noch weiter. Denn die KI hat über diese Schlüsselwörter bereits das Thema der geplanten Ausstellung ausgewählt, das natürlich vor Bewerbungsfrist nicht verraten wird.

Begeisterung und Skepsis

Die „echten“ Kuratoren der anderen Regionale-Museen schwankten zwischen Begeisterung und Skepsis, erzählt der Erfinder des Projekts, Luetzelschwab. Ob alle Künstler von dieser gänzlich neuen Kunstauswahl begeistert sind, muss sich noch herausstellen. Die Bewerbungen können von Anfang Mai bis Ende Juni eingereicht werden. Mit dem Anwachsen der Regionale kommen da inzwischen an die 900 Einsendungen zusammen. Aus diesen suchen die Kuratoren Arbeiten aus, die sie zeigen möchten. Und gerade hier sieht Patrick Luetzelschwab Ansatzpunkte, die für die KI sprechen. Denn diese könne viel schneller als jeder menschliche Kurator die eingereichten pdfs und Bilder sichten beziehungsweise scannen. Zudem dürfte die KI unvoreingenommen und neutral sein – wahrscheinlich mehr als jeder erfahrene Kurator, schätzt Luetzelschwab. Das Hängen der Kunstwerke geschieht dann allerdings mit menschlicher Hand.

Natürlich berge das Prozedere auch Risiken. Was, wenn die KI Werke aussucht, die der Stapflehus-Leiter unpassend findet? Was, wenn die Themenvorgabe irritiert? „Ein Risiko“, erklärt Luetzelschwab, aber ein spannendes. Und er versucht, Ängste zu nehmen: Natürlich könne KI niemals menschliche Kreativität verdrängen oder gar ersetzen. Aber: „Technologie und Kreativität fließen in diesem Projekt zusammen. Wir schaffen etwas Einzigartiges.“

Begleitprogramm

In jedem Fall bietet das Projekt Diskussionsstoff. Daher wird ein breites Begleitprogramm aufgegleist: spezielle Führungen (auch für Kinder), Vorträge, ein Artist-Talk und eine Podiumsdiskussion gehören dazu. Wahrscheinlich werde man auch ein junges Publikum anlocken. „Für dieses ist Künstliche Intelligenz schon längst Alltag“.

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