Kultur Maler, Filmer und Dichter

Die Oberbadische
In seinem langen Leben hat Werner von Mutzenbecher gemalt, gefilmt und geschrieben. Ein Überblick über sein künstlerisches Schaffen zeigt die Ausstellung „Spiegelungen“ im Kunst Raum Riehen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Kunst: Werner von Mutzenbecher stellt im Kunst Raum Riehen aus /  Lesung und Ausstellung

Von Jürgen Scharf

Riehen. Werner von Mutzenbecher ist nicht nur Maler und Filmer, sondern auch Dichter und Denker, und seine Malerei von geistigen Aspekten der Abstraktion beeinflusst. Der Künstler setzt in seinen Bildern ein strenges Form- und Farbspektrum um. Man könnte diese geometrisch-abstrakte Malerei – etwa eines seiner Hauptwerke: „Rotes Quadrat, gehalten“, das an dominanter Stelle im Kunst Raum Riehen hängt – noch am ehesten als „konkret“ bezeichnen. Denn sie ist auf die Bildelemente Fläche, Linie, Volumen, Raum und Farbe bezogen. Auch der Titel der Ausstellung „Spiegelungen“ lässt auf einen Bildaufbau nach mathematischen Regeln schließen, aber auch auf Reflexion und Nachdenken.

Seit längerem benutzt Mutzenbecher eine eingeschränkte Farbpalette mit Rot, Weiß und Schwarz, was die auf ein Minimum an Form- und Farbstrukturen reduzierte Darstellung sinnfällig verdeutlicht. Vor allem im Parterre kann man dieses Spiel von Körper und Fläche sehr schön nachvollziehen. Katharina Dunst, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Schau, ist, was die Formen bei Mutzenbecher betrifft, der Ansicht, es seien oft geometrische, welche das Repertoire bestimmen. Es sind vor allem Dreiecke, Quadrate, Kreise, Halb- und Teilkreise.

Dass man den Künstler nicht allein auf Geometrisches reduzieren kann, zeigen die anderen Säle. Etwa die Sternbilder im ersten Geschoss, Darstellungen von Himmelskörpern, daneben „Sternenhimmel mit Ägyptern“. Ein Bild zeigt die ägyptischen Götter Isis und Osiris.

Im Dachgeschoss schaut man dem Filmemacher Mutzenbecher über die Schulter in zwei Videos mit Zeitungsausschnitten und Pressefotos von Prominenten, Politikern, Sportlern und historischen Ereignissen bis hin zu Kriegsszenen.

So vielfältig wie Mutzenbecher in Malerei und Film arbeitet, so schreibt er auch. Bei einer Lesung im Rahmen der Ausstellung stellte er sich auch als produktiver Schreiber vor. Mutzenbecher hatte mehrere Bücher mitgebracht, aus denen er vor allem Kurzgeschichten und „lyrisch hingeworfene Sachen“ las. Die Geschichten wirken nicht so streng gebaut wie die Bilder, sind eher frei, erzählerisch, unterhaltsam. Denn Mutzenbecher hat mit dem Geschichtenmachen immer gern gespielt. Dafür steht der Beginn einer Geschichte, die kurz danach abbricht, und zu der der Autor lakonisch bemerkt: „So könnte ich eine Geschichte beginnen, oder anders.“ Diese zumindest scheint noch nicht fertig geschrieben, dafür viele andere, alte und auch neue Texte, die Mutzenbecher als einen universell interessierten Menschen zeigen.

Nachdem am Anfang das lyrische Ich in den Erzählungen dominierte, begann er in den 90er Jahren Figuren zu erfinden, etwa den Bärentöter, eine absonderliche Figur. Es war, wie er sagt, überhaupt sehr befreiend für ihn, Figuren zu erfinden: „Da ist viel von mir dran in den Figuren“, was ja bei den meisten Autoren mehr oder weniger der Fall sein dürfte. Andere erfundene sonderbare Figuren von ihm sind der Waidmann oder Hobbyphilosophen; auch ein gewisser Jonathan, ein Flaneur mit ganz besonderem Charakter. Was er von Beruf ist, weiß man nicht, das ist aber auch nicht so wichtig. Viel wichtiger sind Jonathans Selbstreflexionen auf einem seiner vielen Spaziergänge.

Da Mutzenbecher Musiker mehr als alle anderen Künstler bewundert, schreibt er auch Musikergeschichten. Ganz im Gegensatz zu seiner großformatigen Malerei scheint der Schriftsteller Werner von Mutzenbecher ein Meister der kleinen literarischen Form zu sein. Auffallend ist, dass in seinen Geschichten viel geraucht wird („hilflose Stummel“). Überhaupt bringt er viel über Kindheitserinnerungen zu Papier, blickt zurück auf das familiäre Gut in Polen, auch in dem Film „Die Reise nach Polen“, und beschreibt in einem Riehener Text das Interieur seiner Wohnung. Interessant, dass Mutzenbecher in seiner Malerei meist streng abstrakt ist, während seine Kurzgeschichten Menschenbeobachtungen aus dem Alltag sind und ihm als „Spielfiguren“ dienen.   Bis 29. April, Mi-Fr 13-18, Sa/So 11-18 Uhr. Eine Führung mit Mutzenbecher und der Kuratorin findet im Kunst Raum Riehen am Donnerstag, 12. April, 19 Uhr, statt; eine Filmmatinee mit Filmen von Mutzenbecher am Sonntag, 29. April, 11 Uhr

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