Rückblickend auf neun Jahre Vorsitz: Was waren Ihre „Highlights“? Was haben Sie erreicht?
Mit einem guten Vorstandsteam und einer tollen Geschäftsstelle, die Yvonne Leister in Müllheim geleitet hat, haben wir den Verband deutlich professionalisiert und sichtbarer gemacht: gemeinsam mit Lotto Baden-Württemberg konnten wir einen Museumspreis fürs Land etablieren, der mit 45 000 Euro Preisgeldern zu den höchstdotierten in Deutschland zählt und gute Museen sichtbar macht. Auch in Südbaden haben große Häuser wie Offenburg und Lörrach, aber auch kleinere wie Weil am Rhein, der Winterhalter-Salon Menzenschwand oder das Jüdische Museum Emmendingen davon profitieren können. Daneben haben wir zum Beispiel aktiv an der neuen Kulturkonzeption des Landes mitgearbeitet, für Fortbildungen die Museumsakademie Baden-Württemberg mitgegründet oder unsere Arbeit mit Städte- und Gemeindetag stark intensiviert.
In Ihre Führungs-Zeit fiel auch Corona – eine Herausforderung für alle Museen. War gerade in dieser Zeit der Verband hilfreich?
Die ersten Handlungsempfehlungen für die Wiederöffnung der Museen im April 2020 sind von uns gekommen – und das Wissenschaftsministerium, die Städte und Landkreise haben sie zu ihrer Arbeitsgrundlage gemacht. Für unsere Mitglieder hatten wir zwei Jahre lang einen speziellen Newsletter. Wir haben viel Öffentlichkeitsarbeit für die Museen gemacht und standen für alle Regelungen, aber auch für Corona-Sonderförderungen mit dem Land in ständigem Austausch; manchmal auch am Wochenende per Handy.
Wie einschneidend war diese Erfahrung für die Arbeit in den Häusern? Hat sich vielleicht auch viel Innovatives getan?
Für die Museen und für die gesamte Kultur hat sich in kurzer sehr viel geändert: für die Arbeit der Akteure, aber auch für das Verhalten der Besucherinnen und Besucher. Im Bereich der Digitalisierung hat es auch bei uns einen überfälligen Schub gegeben – etwa für Videotermine oder bei der digitalen Sammlungserfassung. Aber wir merken natürlich auch, wo die Digitalisierung ihre Grenzen hat: digitale Ausstellungen sind eine schöne Ergänzung, Ersetzen können sie die Ausstellungen mit den einmaligen Originalobjekten und die Begegnung mit Menschen vor Ort aber nicht. Eine große Chance liegt auch in Zukunft in den „Museumsschätzen“: den besonderen Exponaten, die eine spezielle Aura und Anziehungskraft haben.
Der Verband veranstaltet regelmäßige Tagungen. Geben Sie uns ein paar Beispiele für Themen, die da besprochen werden.
Da geht es zum Beispiel um Chancen der Digitalisierung, um Vernetzung mit Tourismus, Universitäten oder anderen Kulturanbietern, um rechtliche Aspekte der Museumsarbeit, um neue Zielgruppen und deren Beteiligung, um kulturelle Bildungsarbeit oder um Qualitätsstandards: Was ist heutzutage ein gutes Museum?
Wie beurteilen Sie die Museumslandschaft in unser Regio?
Museen kann man glücklicherweise nicht über einen Kamm scheren. Wir haben hier die wunderschöne Situation, dass mit Basel eine Museumsmetropole Europas vor unserer Haustür liegt – und zugleich viele mittlere und kleinere Häuser mit besonderen Themen, Profilen und einem je eigenen Charme.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Museen im Lande, besonders im Landkreis?
Museen haben oft immer noch zu Unrecht ein Image als langweilig und verstaubt. Dabei sind es Schatzkammern zum Staunen, Lernorte für Neues und gesellschaftlich wichtige Plattformen für öffentliche Diskussionen. Ich wünsche, dass es den Museen hier weiter gelingt, ganz schön „staubfrei“ daherzukommen: mit attraktiven Ausstellungen, relevanten Themen für die Menschen - und dass man die Begeisterung der Museumsmacherinnen und Museumsmacher auch beim Museumsbesuch spürt.