^ Kultur: Schlagwerk und Klangexperimente - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Kultur Schlagwerk und Klangexperimente

Veronika Zettler
Alexej Gerassimez (vorne links) mit den Perkussionisten Julius Heise, Emil Kuyumcuyan und Sergey Mikhaylenko Foto: Veronika Zettler

Alexej Gerassimez & Friends zeigten im Burghof die Vielfalt der Perkussion. Vier Schlagzeuger und ein Pianist - diese nicht alltägliche Besetzung erwartete die Besucher am Donnerstagabend im Burghof.

Wer den Saal betrat, fühlte sich an eine Musikschule oder ein Instrumentengeschäft erinnert. In der Mitte des Raumes hatten der Perkussionist Alexej Gerassimez und seine vier Mitmusiker Schlagwerk jeglicher Machart angeordnet. Stabspiele wie Vibraphon, Marimbaphon und Glockenspiel sowie eine imposante Batterie klassischer Schlagzeug- und Perkussionsinstrumente studierten und fotografierten die Besucher ebenso wie Ölfässer und verbeulte Kanister, Fliesen, Bretter, Holzkisten, Wasserschalen, Gongs, Pfannen und Sägeblätter.

Reise zu den Elementen

Nachdem sich die Zuhörer in die vier Sitzbereiche rund um das Instrumentarium verteilt hatten, erklärte ihnen der vielfach preisgekrönte Essener Perkussionist, Komponist und Schlagzeugprofessor Gerassimez, was sie in den folgenden 60 Minuten erwartete: eine Reise zu den Elementen, in diesem Fall zu Holz, Stein, Metall, Wasser und (Schlagzeug-)Fell.

Dass aus so gut wie allem perkussive Kunst entstehen kann, haben von Evelyn Glennie bis zu N. U. Unruh von den „Einstürzenden Neubauten“ schon viele Künstler bewiesen. Gerassimez wählt einen anderen Ansatz: Hinter seinem Arrangement steht die Frage, „woraus die Dinge, auf denen wir spielen, eigentlich bestehen“ und „wie das Material klingt, wenn wir es sortieren“, kurz: „das Interesse an Dekonstruktion“.

Harmonisch, klangvoll und melodiös sollte das Resultat dieser Zerlegung gleichwohl ausfallen, deshalb diente als kompositorischer Rahmen der populäre minimalistische „Canto Ostinato“ des niederländischen Komponisten Simeon ten Holt, der an diesem Abend als „Reiseführer“ (Gerassimez) und Bindeglied zwischen den Sätzen der „Suite of Elements“ von Gerassimez fungierte.

Schon das Intro sollte die Zuhörer „in unsere verrückte Schlagzeugwelt entführen“, wie der 36-Jährige erklärte. Das Setup dafür bildeten Lichtschalter und daran angeschlossene Stehlampen. Virtuos und immer rasanter bedient, er-zeugten Gerassimez und seine drei Co-Perkussionisten Julius Heise, Emil Kuyumcuyan und Sergey Mikhaylenko ein Gesamtkunstwerk aus Schaltgeräuschen und stroboskopischen Lichteffekten.

Danach führte die Reise zu den verschiedenen Materialgruppen und immer wieder sehens- und hörenswerten Klangexperimenten. Ob mit dem Waterphone, mit bogengestrichenen Sägeblättern oder mit verschiedenen in Wasser getauchten Gegenständen: Die vier Perkussionisten begeisterten als Virtuosen an egal welchen Elementen. Im Wechsel mit dem Einsatz von Stabspielen und Klavier (gespielt von Nicolai Gerassimez) erlebten die Zuhörer eine Fülle von Beats, Harmonien, Klangfarben, Kontrasten, Tondichten, Stimmführungen und Stimmungen.

Klatschen und stampfen

„Danke, dass Sie sich so viel Mühe mit dem Applaus gegeben haben“, schmunzelte Gerassimez zum Schluss. Tatsächlich hatten sich die nur rund 70 Zuhörer ins Zeug gelegt, um den verdienten Lautstärkepegel für das Quintett zu erklatschen. Als Zugabe gab es die Gerassimez-Komposition „Bodix“, ein „Body Percussion“-Stück, bei dem nur klatschende Hände und stampfende Füße für eine brodelnde Rhythmuskulisse sorgen.

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