Eine Multikulti-Stadt
Viele Literaten haben der schönen Stadt Odessa ein Denkmal gesetzt, sagt Steiner. Von wem habe sich Kilimnik literarisch inspirieren lassen, will sie wissen. Sie sei gebürtige Odessiterin, gibt diese selbstbewusst zur Antwort. Odessa sei eine Multikulti-Stadt, dort lebten Russen, Juden, Ukrainer und Griechen lange Zeit friedlich miteinander. Da Odessa Teil des Sowjetischen Reiches gewesen ist, sprachen bis 2005 über 90 Prozent der Einwohner russisch. Mittlerweile nehme das Ukrainisch zu, man werde selbstbewusster. Ukrainisch sei im Übrigen auch nicht ihre Muttersprache, meint Kilimnik, in ihrer Familie wurde Russisch gesprochen. Das Buch habe sie auf Deutsch verfasst, die Distanz der Sprache helfe ihr, klarer zu gestalten.
Risse gehen durch Familien
Das Buch entstand im Schatten des Krimkriegs. 2014 wurde die Halbinsel von den Russen besetzt. Immer wieder sei der Euromaidan, die proeuropäische Protestbewegung, ein Thema im Buch, erläutert Kilimnik. Das war ein deutliches Zeichen, dass die Ukraine gen Westen aufbreche. Da vibrierte es schon auf vielen Ebenen, Risse gingen durch die Familien. Schon deshalb habe sie den Krieg nicht mit ins Buch aufgenommen.
Ein unfassbarer Krieg
Dass Russland die Ukraine angreift, konnte Kilimnik zuerst nicht glauben. Tagelang habe sie am Telefon gehangen und mit Freunden und Verwandten gesprochen. Sie selbst sei in den Medien versunken, habe sich auf deutschen, ukrainischen und russischen Webseiten informiert. Zunächst sei Odessa vom Krieg verschont geblieben, sagt die Moderatorin. Wie ist die Situation jetzt, fragt sie. „Das Leben muss weitergehen“, stellt Kilimnik fest. Die besondere Euphorie der unerwartet hohen Wehrhaftigkeit gebe es nicht mehr, eine gewisse Nüchternheit herrsche nun. „Was mich positiv überrascht, die Leute gehen wieder in die Oper und ins Theater.“