Interview: Die Landwirte setzen ihren Protest am Mittwoch fort. Eine Traktorkolonne fährt vom Alten Zoll in Neuenburg zur Kundgebung auf dem Markgräfler Platz in Müllheim. Der BLHV-Kreisvorsitzende Michael Fröhlin erklärt die Hintergründe.
Wie es weitergeht mit den Bauernprotesten im Markgräflerland wollte unsere Zeitung von Michael Fröhlin, Vorsitzender des Kreisverbands Müllheim des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands, wissen.
Agrar-Diesel und Kraftfahrzeugsteuer seien gar nicht so das Problem, sondern viel mehr der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, haben Landwirte am Montag am Rande der Protestaktion berichtet. Mit der Rücknahme der Sparbeschlüsse ist daher nicht getan. Was ist Ihre konkrete Forderung an die Politik?
Die Rücknahme der Sparvorschläge und eine Vereinfachung beim Agrar-Diesel sind nur ein Teil. Die Landwirte waren in den vergangenen beiden Jahren mit immer neuen Verordnungen konfrontiert. Sie waren bereit, diese mitzutragen und sind in Vorleistung gegangen.
Versprochenes Geld für Klima-, Wasser- Boden- und Pflanzenschutz sowie Tierwohl ist gestrichen. Wie will man beispielsweise beim Tierwohl eine Transformation erreichen, wenn kein Geld für den Stallumbau zur Verfügung steht. Wenn es die Tiere gut haben, muss das Fleisch mehr kosten. Ohne Zuschüsse wird aber die Tierhaltung in Deutschland verschwinden und das Fleisch wird im Ausland unter noch schlechteren Bedingungen für die Tiere produziert. Viele Landwirte haben in teure Gerätschaften für abdriftarmes Spritzen oder in spezielle Düngerstreuer, die weniger Dünger brauchen, investiert.
Vergangenes Jahr war die Landwirtschaft noch systemrelevant und bei der Münchner Sicherheitskonferenz eingeladen, jetzt heißt es wieder „Klimakiller Landwirtschaft“. Wir brauchen wieder mehr Vertrauen in die Politik und Verlässlichkeit.
Was braucht es ihrer Ansicht nach für eine funktionierende und auskömmliche Landwirtschaft?
Wir brauchen nicht jährlich neue Gesetze und Kontrollen. Ein großer Teil von Fördergeldern werden schon in der Verwaltung und durch den Aufwand für die nötigen Kontrollen verschluckt.
Was erwarten Sie von der Politik?
Wir brauchen eine verlässliche Politik, die keine falschen Hoffnungen weckt. Die Bundespolitik hat sich, auch aufgrund der äußeren Einflüsse, verrannt. Die Politik muss sich darauf besinnen, wie sie unideologisch die Menschen wieder hinter sich bringt, um wieder Vertrauen zu gewinnen. Wir geben der Bundespolitik hier noch eine Chance.
Was können die Bürger tun?
Bewusst einkaufen und den regionalen Absatz unserer Produkte stärken.
Wer wird am Mittwoch bei der Kundgebung auf dem Markgräfler Platz sprechen?
Ein Redner wird Christian Ante, designierter Landrat des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald und Kreisvorsitzender des baden-württembergischen Gemeindetags sein. Ferner werden der stellvertretende BLHV-Vizepräsident Egon Busam und ich sprechen, vielleicht noch der eine oder andere Bürgermeister aus der Region.
Auf was müssen sich die Bürger für den Rest der Protestwoche einstellen?
Wir zeigen Präsenz mit Mahnfeuern an den Ortseingängen. Am Freitag findet dann eine Sternfahrt nach Freiburg statt.
Positiv ist mir am Montag aufgefallen, dass es so gut wie keine „unappetitlichen“ Banner und Plakate gab.
Es wird bei der Kundgebung und den Protestaktionen keine Flaggen und keine Parteipolitik geben. Wir lassen uns nicht von Trittbrettfahrern vereinnahmen.
Der 43-jährige Landwirt bewirtschaftet einen Hof in Buggingen.
Er ist seit 2012 Kreisvorsitzender des BLHV-Kreisverbands Müllheim.
