Lörrach Abriss oder Neubau? Zwei Szenarien für das Rathaus

Bernhard Konrad
Abriss- oder Sanierungsfall? Das Lörracher Rathaus Foto: Kristoff Meller

Der Gemeinderat hat am Donnerstagabend Zukunftsszenarien für das Rathaus erörtert. Nun sind noch zwei Varianten im Rennen: die Sanierung des Bestandsgebäudes oder ein Neubau auf dem Areal der Kreis-Klinik. Sicher ist: Die Finanzierung wird schwierig.

Noch ist nicht entschieden, welches Szenario verfolgt werden soll. Klar ist aber: Ein Abriss und Neubau des Rathauses am Standort sowie die Sanierung und der Umbau der heutigen Klinik zu einem neuen Rathaus werden nicht weiter verfolgt.

Der lange Egon leidet

Der Zustand des „langen Egon“, jenes Lörracher Baudenkmals, das zwar nicht im klassischen Sinne „gefällig“, aber doch identitätsstiftend den Eingang zur nördlichen Innenstadt markiert, ist beklagenswert. Und zwar von unten bis zum Dach, sowohl außen als auch innen.

Die Sanierung

Die Gutachten der Fachbüros – die wiederum auf Plausibilität überprüft wurden – legen die Sanierung des Bestandsgebäudes nahe: aus städtebaulicher Sicht ebenso wie unter Aspekten der CO₂-Bilanz und der Förderfähigkeit – mithin der Finanzierung des Gesamtprojekts. Und: Auch die Nutzung bleibt im Grundsatz die Gleiche – was dem Unterfangen ebenfalls entgegenkommt. Auch der vorübergehende Umzug in ein Ausweichquartier in den Räumen des heutigen Kreisklinikums ist eingepreist.

Vom Versuch einer Sanierung bei laufendem Betrieb rieten die Gutachter Muck Petzet (Muck Petzet Architekten) und David Schenke (Drees & Sommer) dringend ab. Auch Oberbürgermeister Jörg Lutz schloss diese Variante aus.

Margarete Kurfeß (Grüne) und Hubert Bernnat (SPD) haben für ihre Fraktionen die Bereitschaft signalisiert, die gegenwärtig von Gutachtern und Verwaltung favorisierte Variante der Gebäudesanierung zu unterstützen.

Grüne und SPD favorisieren Sanierung

Der Neubau

Ein Neubau auf dem Klinik-Areal biete zwar „größtmögliche Freiheiten hinsichtlich Gestaltung, neuen Arbeitswelten und Energieversorgung“, so die Stadt. Gleichwohl überzeuge das Gelände nach Auffassung der Gutachter „nicht zwingend als neuer Rathausstandort, da weder die räumlich-funktionalen Eigenschaften noch die Identifikationsmöglichkeit mit dem neuen Standort den Anforderungen genügen“. Aber: „Falls das Krankenhaus-Areal Sanierungsgebiet würde, wären auch für einen Neubau Förderungen denkbar, jedoch in wesentlich geringerem Umfang“, heißt es.

CDU und Freie Wähler: Neubau auf Klinik-Areal besser prüfen

Ulrich Lusche (CDU) sowie Matthias Lindemer und Jörg Müller (Freie Wähler) machten deutlich, dass ihnen dieser Informationsstand zu vage ist. Sie benötigten als Entscheidungsgrundlage eine tiefer gehende Prüfung der Neubau-Variante auf der Fläche des Kreiskrankenhauses.

Würde dort weniger hoch gebaut, würde dies die Kosten mindern, so eine These. Und selbst wenn dabei mehr Grundfläche benötigt werde, bliebe noch viel Freifläche zur Vermarktung übrig. Lusche: „Die Frage der Finanzierung ist zentral.“

Optionen fürs Rathaus

Eine Schlüsselfrage bei diesem Szenario: Was würde dann mit dem derzeitigen Rathaus geschehen? Dieses steht unter Denkmalschutz. Dürfte ein Investor das Gebäude abreißen? Eigentlich nur, wenn es nicht wirtschaftlich saniert werden kann. Dies aber ist offenbar möglich. Das haben die Gutachten ergeben.

Gleichzeitig sei eine Sanierung des Rathauses mit dem Ziel, dort Wohnraum zu schaffen, wirtschaftlich nicht darstellbar, bestätigte Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Finanzierung

Teuer wird die Finanzierung des neuen Verwaltungssitzes so oder so. Eine Grobkostenschätzung aus dem Jahr 2022 hat für die Neubau-Variante auf dem Klinik-Gelände eine Summe in Höhe von knapp 97 Millionen Euro (hochgerechnet auf das Jahr 2028) ergeben. Dagegen rechnet Kämmerer Peter Kleinmagd für die Sanierungsvariante mit einem Gesamtbetrag von rund 72 Millionen Euro (hochgerechnet auf das Jahr 2028). Auch hier hakten Lusche und Lindemer kritisch nach, weil diese enorme Differenz nicht wirklich plausibel begründet sei.

Für das Sanierungsvorhaben konnte Kleinmagd bereits etwas ins Detail gehen: Für die Grundstücksverkäufe aus dem Gebiet Bühl III und dem frei werdenden Kreisklinik-Areal – das Gelände fällt nach dem Umzug des Klinikbetriebs ins neue Kreiskrankenhaus an die Stadt zurück – rechnet er mit einem Erlös in Höhe von 27 Millionen Euro. Zehn Millionen Euro wurden vom Land aus Mitteln der Städtebauförderung mündlich zugesagt. Weitere 13,6 Millionen Euro sind in der Finanzplanung bis zum Jahr 2026 vorgesehen. Damit bliebe ein Kreditbedarf von 21,4 Millionen Euro.

Der OB hält im Zusammenhang mit der Projektfinanzierung eine Erhöhung der Grundsteuer für unvermeidlich. Im genannten Rechenbeispiel geht er von 55 Punkten aus.

So geht es weiter

Lutz sicherte zu, dass noch ausstehende Fragen so weit geklärt werden, dass dem Rat eine solidere Entscheidungsgrundlage vorgelegt werden kann. Bis ins kleinste Detail seien die mit solch einem Projekten einhergehenden Fragen nie zu klären – weder bei der Sanierung, noch beim Neubau.

Jedoch versicherte der Oberbürgermeister, dass er offen für Argumente und jede der beiden Variante sei. Letztlich sei er in erster Linie „den Steuerzahlern verpflichtet“.

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Zwei Varianten sind raus

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