Lörrach Abriss oder Sanierung: Rathaus-Bau ein Sorgenkind

Marco Fraune
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Planungen: Zukunft des Gebäudes unklar / Ausschuss bewilligt Raumprogramm für das Rathaus der Zukunft / „Eine ökologische Katastrophe“

Sanierung oder Neubau? Die Zukunft des Rathauses ist zwar unklar, doch schon jetzt liegt das Projekt dem Oberbürgermeister schwer im Magen. Handlungsbedarf bestehe, da der „lange Egon“ angesichts des hohen Energieverbrauchs „eine ökologische Katastrophe“ darstelle. Erst einmal hat der Hauptausschuss grünes Licht für Grundlagenarbeit gegeben – ein „Raumprogramm für das Rathaus der Zukunft“.

Von Marco Fraune

Lörrach. Das siebzehngeschossige Rathaus ist zwischen 1972 und 1976 errichtet worden, wobei seinerzeit in 180 Büroräumen 193 Angestellte ihren Dienst aufnahmen. Mittlerweile sind es 302 (Teilzeit-)Arbeitsplätze und einige Büros zu Besprechungszimmern umfunktioniert. „Wir platzen aus allen Nähten“, brachte es Thomas Wache, Zentrale Dienste und Ratsarbeit, im Ausschuss auf den Punkt. Im Sommer liegt die Temperatur in Süd-Büros zudem bei 35 Grad und mehr, im Winter im Norden bei 17 bis 18 Grad Celsius.

Für die Zukunft gelte es, „raus aus dem Silo-Denken“ zu kommen, weg von reinen Zwei-Mann-Büros. Doch wie konkret der zukünftige Arbeitsplatz gestaltet werden muss, soll unter Beteiligung der Mitarbeiter herausgefunden werden. Wache: „Wir dürfen nicht von oben herab bestimmen, wie wir künftig arbeiten wollen.“

Stein ins Rollen bringen

Daher wird nach dem Hauptausschuss-Beschluss eine Zusammenarbeit mit der „Part.ner“ AG aus Offenburg erfolgen. Die Experten haben bereits das Raumprogramm des Rathauses in Freiburg und des Landratsamts in Lörrach begleitet. Eine Mitarbeiterbefragung soll erfolgen. Wache bezeichnet es als „Stein ins Rollen bringen zum Wandel“. Punkte wie mobiles Arbeiten, Home-Office oder stationäres Desk-Sharing gelte es, mit zu berücksichtigen. Unterm Strich setzt der OB darauf, dass ein möglichst genauer Raumbedarf für das Rathaus der Zukunft steht, es also nicht zu viele und nicht zu wenige Räume gibt.

2025 in Kreis-Klinikum?

Speziell weil im Jahr 2025 das Kreisklinikum Lörrach von der Spitalstraße ins neue Zentralklinikum zieht, spielt der Zeitaspekt auch eine Rolle. „Brauchen wir es?“, stellte Lutz eine noch zu beantwortende Frage in den Raum. Der Beschluss mit der Beauftragung der Fachfirma Part.ner sei keine Vorab-Entscheidung, sondern hier gehe es nur um den Flächenfunktionsraum, der ermitteln werden müsse.

Das sagt die Politik

Fraktionsübergreifend gab es Zustimmung für das Raumprogramm für das Rathaus der Zukunft. „Was für die Mitarbeiter zu tun, ist auch angebracht“, erklärte Grünen-Sprecherin Margarete Kurfeß. Im Jahr 1976 habe es komplett andere Strukturen gegeben, nun gelte es, dass der Prozess in die richtige Richtung kommt und die Mitarbeiter mitgenommen werden, unterstützte SPD-Fraktionschef Hubert Bernnat die Beauftragung. „Homeoffice ist nicht das Alleinheilmittel“, sagte Bernnat. Zugleich ergänzte er, dass auch an die passende Anzahl und Größe der Fraktionszimmer im Rathaus gedacht werden müsse.

Wünsche, die später nicht erfüllt werden könnten, dürften bei den Mitarbeitern aber nicht geweckt werden, mahnte Jörg Müller (Freie Wähler). Der Betrag von 62 000 Euro für die Beauftragung tue weh, ergänzte Bernhard Escher.

Kein Wunschkonzert

Die Verwaltung verfolgt die Zielrichtung, das „Wunschkonzert ins Machbare“ zu bringen, dass also keine „unrealistische Traumwelt entsteht“. Vielmehr, so der OB, soll eine Grundlage für die weitere Arbeit und Entscheidungsfindung erarbeitet werden. Denn Extra-Anmietungen von Räumen gelte es für die Zukunft zu verhindern.

Zum Hintergrund

Im Rahmen der Neustrukturierung der Verwaltung ist vorgesehen, die neuen Fachbereiche auch räumlich zusammenzuführen. Zur Vorbereitung der Umzüge erfolgte eine umfangreiche Bestandsanalyse. Das Ergebnis: Die Belegung der Büroräume im Rathaus wird aufgrund der wachsenden Aufgaben der Verwaltung und der steigenden Zahl der Mitarbeiter zunehmend verdichtet, verweist die Abteilung Zentrale Dienste auf die Raumnot.

Die Zuschnitte der bestehenden Büros würden eine Flexibilisierung der Nutzung erschweren. Für die Zukunft stellt sich laut Verwaltung die Frage: Wie wollen wir zukünftig arbeiten? „Es braucht daher im Haus eine neue Definition der Arbeitswelt“, so Thomas Wache von den Zentralen Diensten. Dies sei nur im Dialog mit den Führungskräften und Mitarbeitern zu erreichen, „sodass wir hier externe Begleitung benötigen, welche einen Beteiligungsprozess gestalten und begleiten wird und uns bei der Analyse der Ergebnisse unterstützt“. Es soll mit Part.ner AG zusammengearbeitet werden.

Ökologisch eine Antwort finden

Unter energetischen Gesichtspunkten ist das Rathaus aktuell ein großes Problem. Üblich ist bei sanierten Gebäuden ein Verbrauch von 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter, das Rathaus weist einen Wert von 160 auf. 145 000 Kubikmeter Gas wurden zuletzt verbrannt, was 80 000 Euro auf der Rechnung bedeutete. „Auch ökologisch müssen wir eine Antwort finden“, weiß OB Jörg Lutz.

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