Lörrach Ärger um den weißen Zauber

Die Oberbadische
Foto: Asia Lomartire      Foto: Die Oberbadische

Winter: Klagen über zu späte Schneeräumung / Werkhof wehrt sich gegen Vorwürfe

Von wegen Frühlingsanfang! Gestern morgen rieb sich so mancher schlaftrunken die Augen: 1. März und alles weiß. Bei einigen allerdings wich auf dem Weg zur Arbeit das Erstaunen alsbald dem Ärger: nicht geräumte Straßen und Stau.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Reichlich erbost rief ein Leser aus der Kirchstraße in unserer Redaktion an: „Sind wir hier in der tiefsten Provinz?“ Es sei unglaublich, dass – genau wie beim letzten Wintereinbruch – noch bis gegen 9 Uhr morgens wichtige Hauptverkehrsstraßen wie die Bahnhof- oder die Basler Straße nicht geräumt seien. „Spätestens zum Berufsverkehr muss das doch erledigt sein.“

Tatsächlich sind gestern zwischen 8 und 9 Uhr viele Straßen noch schneebedeckt. Im Schritttempo wälzt sich eine Autoschlange auf der Wiesentalstraße entlang. Radler schlittern halsbrecherisch auf den rutschigen Spuren Richtung Innenstadt.

Witterungsbedingt ereignete sich auf dem Lörracher Stadtgebiet ein halbes Dutzend Unfälle, nach Polizeiangaben jedoch ausschließlich Blechschäden, glücklicherweise ohne Verletzte.

Frank Sütterlin, Leiter des Werkhofs, stellt klar: Wenn es erst früh morgens anfängt zu schneien, können wir auch nicht früher räumen.“ Oberste Priorität hätten zunächst die Steilstraßen. Um 5.30 Uhr ging die Meldung an die Mitarbeiter raus. „Die schlafen aber logischerweise nicht im Werkhof, sondern müssen erst mal zu ihrem Arbeitseinsatz kommen“, so Sütterlin. Seit 6 Uhr morgens seien rund 30 Mann im Einsatz gewesen: neun Traktoren, sieben LKWs sowie sechs Fahrzeuge mit Handräumern. Nach den Steilstücken hätten sich diese dann auf die Hauptzufahrten konzentriert: Wiesentalstraße, Wallbrunnstraße, alle Pendlerrouten sowie die höher gelegenen Stadtteile wie beispielsweise Hünerberg und Leuselhardt. „Wir sind mit unseren Räumfahrzeugen indes zum Teil selber im Stau gestanden“, erklärt er. „Sogar Autobahnen wie die A 98 sind morgens noch schneebedeckt gewesen“, ergänzt er.

Für die jüngste, teils harsche Kritik an der Arbeit des Werkhofs hat er wenig Verständnis. Sowohl er persönlich als auch seine Mitarbeiter bekämen immer wieder Vorwürfe an den Kopf geworfen. „Die Wortwahl ist zuweilen unterirdisch. Das kann man hier gar nicht zitieren.“ Die Fahrer der Einsatzwagen würden sogar angemotzt: Entweder, weil sie zu spät streuten oder weil sie überhaupt streuten, nach dem Motto: Das braucht’s doch gar nicht.

„Ich würde mir mehr Verständnis wünschen“, lautet Sütterlins Fazit. „Die Leute hören doch den Wetterbericht und können sich auf die zu erwartenden Straßenverhältnisse einstellen. Dann muss man halt mal eine Stunde früher aufstehen.“

Das System des Werkhofs laufe jedenfalls. Es gebe einen detaillierten Winterdienstplan vom 15. November bis 18. März. Ein externes Unternehmen führe Nachtkontrollfahrten durch. Und die Mitarbeiter hätten Rufbereitschaft.

Auch das im nächsten Jahr einzuführende neue Sensorensystem (wir berichteten) werde nichts daran ändern, dass erst gegen Morgen einsetzender Schneefall bis zum Berufsverkehr nicht immer komplett weggeräumt sein könne. „Wir können nicht zaubern.“

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