Aggressiv bis anmutig

Von Martina Proprenter

Lörrach. Seit 50 Jahren begeistern die Tänzerinnen und Tänzer der Philadelphia Dance Company bereits mit tänzerischer Vielseitigkeit und packenden Choreografien. Mit ihrer Jubiläumstour gastierte „Philadanco“ am Donnerstag im Burghof. Die kraftvollen Darbietungen wurden vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt.

Klassischer Tanz zur Einstimmung

Mit klassischem Tanz zu „Between the lines“ von Francisco Gella stimmte das amerikanische Ensemble ausdrucksstark auf einen besonderen tänzerischen Abend ein. Dass die Kompanie aber weit mehr als eine klassische Gruppe ist, zeigten sie bereits mit ihrer zweiten Choreografie. In „With(in)verse“ von Tommie-Waheed Evans setzten die Darsteller abwechslungsreich das Spannungsfeld um, in dem sich Afroamerikaner auch heute noch in der amerikanischen Gesellschaft befinden, unterstrichen von Gospelmusik und polyrhythmischen Klängen.

Afroamerikanische Tanzstile bewahren

Eben diese Schwierigkeit hatte 1970 zur Gründung der Philadelphia Dance Company geführt. Aus der Not heraus rief Joan Myers Brown die Kompanie ins Leben, um schwarzen Tänzern eine Ausbildungs- und Auftrittsmöglichkeit zu geben, da diese systematisch von vielen Tanzschulen ausgeschlossen wurden. Aus der ersten amerikanischen „All Black Company“, die afroamerikanische Tanzstile bewahren und verbreiten wollte, wurde über die Jahre auch ein kultureller Brückenbauer, der mittlerweile jungen Tänzer, unabhängig ihrer Hautfarbe, eine Bühne bietet. 2012 würde die Gründerin und geschäftsführende Leiterin mit der National Medal of Arts ausgezeichnet, der höchsten amerikanischen Auszeichnung für herausragende künstlerische Leistungen.

Mit leiseren Tönen aber großen dramatischen Gesten präsentierten die Tänzer in „When Dawn Comes“ von Christopher L. Huggins wahre Gefühlsstürme. Von verschlingender Liebesqual, samt komischem Element einer zierlichen Tänzerin, die das Objekt ihrer Begierde trägt und dann achtlos fallen lässt, ging es nahtlos über in erotisch knisternde Elemente.

Perfekte Körperbeherrschung

Das Finale mit „Conglomerate“ von Anthony Burrell ist eine Hommage an die reiche Geschichte Schwarzer Tänzer in Philadelphia und vereinte perfekte Körperbeherrschung mit atemberaubend schnellen Wechseln mit vielen Soli. Das begeisterte Publikum spendete minutenlang stehenden Applaus und bekam zum Dank von der Companie zwei Zugaben präsentiert.

Geplant war vor dem Auftritt eigentlich ein 45-minütiges Künstlergespräch zur Einführung. Das Burghof-Team hat allerdings entschieden, dieses abzusagen, „im Sinne der Vorgaben zur Reduzierung möglicher Ansteckungsrisiken aufgrund beengter Raumverhältnisse“, wie es in einer Mitteilung heißt.

März-Veranstaltungen im Burghof sind gestrichen

Noch am Dienstag hatte die Stadt Lörrach alle Burghof-Veranstaltungen bis Ende März genehmigt, gemäß der Vorgaben der Behörde war eine Risikoeinschätzung an die Stadt weitergegeben worden (wir berichteten), nach der der Burghof ein sehr geringes Übertragungsrisiko während der Veranstaltungen sah. Etwa 15 Prozent der Zuschauer hatten bis Mittwoch dennoch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihr Ticket für die Veranstaltung von Philadanco gegen einen Gutschein umzutauschen, so Pressesprecher Tobias Pfleger (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite). Nun wurden alle Veranstaltungen im März gestrichen.