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Lörrach Als der Sport ins Grütt kam

Hubert Bernnat

Geschichte: Bis vor 100 Jahren Überschwemmungsgebiet und Landwirtschaftsfläche /

Lörrach . Heute befinden sich im südlichen Teil des Grütt die zentralen Vereins-Freiluftsportanlagen Lörrachs: das Grütt-Park-Stadion mit Leichtathletikanlage und Gymnastikhalle, die Tennisanlage des TC Lörrach, die Schießanlage der SG Lörrach und die Fußballplätze mit Umkleidekabinen sowie Vereinsheimen des FV Tumringen und des FV Lörrach-Brombach. Nimmt man im nördlichen Teil die Anlagen für den Freizeitsport beim Impulsiv dazu, so wird das Grütt heute seiner Funktion als Sport-, Freizeit- und Erholungspark gerecht.

Doch das war nicht immer so. Das Grütt gehört zum größten Teil zur Gemarkung der bis 1935 selbstständigen Gemeinde Tumringen. Es war Überschwemmungsgebiet der erst Ende des 19. Jahrhunderts regulierten Wiese und seine daher fruchtbaren Matten dienten den Tumringer Bauern jahrhundertelang als Nahrungsgrundlage für ihr Vieh.

Gleichzeitig sammeln sich unter den Matten im Grütt große Mengen an Grundwasser, das in südliche Richtung abfließt. Schon 1887 nutzte die Stadt Lörrach dies durch Bau des ersten Wasserwerks mit Tiefbrunnen beim heutigen Schwimmbad. Heute wird dieses alte Wasserwerk vom SAK als Jugendzentrum genutzt.

Regulierung der Wiese läutet einen Funktionswandel ein

Mit der Regulierung der Wiese und beginnendem Rückgang von Landwirtschaft und Viehhaltung verlor das Grütt immer mehr seine frühere Funktion. Andere Nutzungen wurden nun möglich. Davon profitierte der schon 1910 gegründete Fußballverein Tumringen.

Dieser hatte seinen ersten Platz auf dem Gelände der späteren Firma Wybert. Diese siedelte sich 1921 an, aber es war schon zuvor klar, dass der FV Tumringen den Platz nicht mehr nutzen konnte.

Durch den Ersten Weltkrieg war der Sportbetrieb wie in vielen Vereinen zum Erliegen gekommen. Am 20. Juni 1920 kam es im Gasthaus Mättle zur Neugründung des Vereins mit dem Vorsitzenden Karl Gimbel. Dazu heißt es in der Tumringer Chronik von 1967: „Eines der größten Probleme war der Platz zum Bau einer Fußballstätte. Es wurde jedoch gelöst, als sich Ernst Knoll bereit erklärte, dem Verein oberhalb der Wiesebrücke ein Stück Land zur Verfügung zu stellen. Der Bau des Fußballplatzes konnte nun sofort beginnen. Dies geschah gut organisiert durch die neu gewählte Vorstandschaft, und schon nach 14 Tagen konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

Eröffnungsspiel im neuen Stadion wohl am 11. Juli 1920

Nach einer weiteren Woche wurde der neue Sportplatz durch ein Spiel gegen Wyhlen, das mit 6:4 Toren gewonnen wurde, eingeweiht. Dieser erste Sieg nach der Neugründung gab einen mächtigen Auftrieb. Die Zahl der Aktiven nahm ständig zu und schon nach kurzer Zeit konnte Tumringen eine I. und II. Mannschaft aufstellen.“

Da der 20. Juni ein Sonntag war und rechnet man drei Wochen dazu, wird das Eröffnungsspiel gegen Wyhlen am Sonntag, 11. Juli 1920 gewesen sein. Fußballspiele am Samstag waren damals für die ländliche Bevölkerung undenkbar.

Der Platz lag dort, wo sich heute der Parkplatz vor dem Grüttpark-Stadion befindet. Zeitgeschichtlich interessant ist, dass südlich davon für kurze Zeit sogar ein Flugplatz existierte. Er war hauptsächlich für den Postverkehr von und nach Frankfurt gedacht und im November 1920 betriebsbereit. Da Lörrach aber nach dem Ersten Weltkrieg in der entmilitarisierten Zone lag, musste der Flugplatz schon im Juli 1921 wieder aufgegeben werden. Er hätte ja potenziell auch militärischen Zwecken dienen können.

Gut 40 Jahre lang war der Platz des FV Tumringen die einzige Sportanlage im Krieg. 1961 baute der TC Lörrach seine Plätze, er wich der Schwimmbaderweiterung, 1962 folgte die Schützengesellschaft Lörrach. Erster Höhepunkt war aber 1966 die Einweihung des neuen Stadions von Rot-Weiß, das 1985 von der Stadt als Grüttpark-Stadion übernommen wird.

Sport-, Erholungs und Freizeitgelände

Vollendet wird die Entwicklung des Grütt zum Sport-, Erholungs- und Freizeitgelände aber 1983 durch die Landesgartenschau. Auch das neue Wasserwerk wird ins Grütt verlegt, das Wasserschutzgebiet ist. Mit der Gartenschau wird auch der Platz des FV Tumringen an die heutige Stelle verlegt. Der FVT war aber vor 100 Jahren Vorreiter für die Entwicklung des Vereinssports im Grütt. Seinem 1. Vorsitzenden Andreas Künstle und seinem langjährigen Vorsitzenden Bernhard Escher mögen noch viele Jahre Fußballsport im Grütt vergönnt sein.

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