^ Lörrach: Leidenschaft, Zorn und Mutti - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Leidenschaft, Zorn und Mutti

Die Oberbadische
Man darf sich vom Anblick der beiden Grazien nicht täuschen lassen: So stachlig und politisch hat man Florian Schroeder (r.) und Volkmar Staub selten auf der Bühne gesehen. Foto: Zettler Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Volkmar Staub und Florian Schroeder im ausverkauften Burghof

Lörrach. Deftiger denn je fiel der kabarettistische Jahresrückblick von Volkmar Staub und Florian Schroeder am Freitag aus. Der Burghof war diesmal in Rekordzeit ausverkauft. Im kommenden Jahr wird es erstmals zwei Vorstellungen geben.

„Das sind Momente, da bist du als Satiriker machtlos. Das kannst du nur so stehen lassen“. Der Satz, mit dem Florian Schroeder die Tatsache kommentiert, dass der Pfälzer Großvater von Donald Trump Friseur war, gilt offenbar auch für viele Ereignisse des Jahres 2017. Wenn sich die Staatschefs in satirehaften Kapriolen gegenseitig übertrumpfen, kann für den Kabarettisten satirische Überspitzung nicht länger Mittel der ersten Wahl sein. Im Jahresrückblick der beiden Lörracher Wahl-Berliner jedenfalls findet sich mehr politische Rede als je zuvor. So stachlig hat man das Gespann selten auf der Bühne gesehen.

In teils flammenden Plädoyers geht es mal um den Präsidenten, „der die Welt an den Rand eines Weltkriegs twittert“, derweil berufsmäßige Satiriker von Twitter gesperrt werden, mal um eine Gesellschaft, die sich freiwillig auf eine Weise überwachen lässt, die DDR-Verhältnissen Hohn spottet, und die zugunsten des „Versprechens von bedingungsloser innerer Sicherheit alle hart erkämpften Freiheiten widerspruchslos aufgibt“.

Während Schroeder die glänzenden Parodien von Merkel, Schäuble und Co. nach wie vor im Programm hat, spielt er als versierter Redner einen neuen Trumpf. Mit rasantem Sprechtempo und geschliffener Rhetorik haut er die Pointen raus.

Derweil bringt Staub links-rebellischen Zorn und badische Gemütlichkeit gewohnt elegant unter einen Hut. Nicht fehlen dürfen seine Paraderollen als barbäuchiger Winnetou, der für seine roten Brüder schwarz sieht, oder als „Urs Maria von der Laber“, jenem vor bildungsbürgerlicher Eitelkeit triefenden Moderator, der diesmal die „Me Too“ Kampagne beleuchten und dabei wissen will, ob diverse Abartigkeiten nicht seit jeher „das Signum großer Kunst“ waren und ob „die Prüderie bald fröhliche Urständ feiert“.

Ausgehend von den Bundestags- und Landtagswahlen ziehen Staub und Schroeder immer weitere Kreise: zum „Knopf-Vergleich“ von Trump und King Jong-un, aber auch zum jeweiligen kabarettistischen Selbstverständnis, das sie sich in einem brillanten Streitgespräch gegenseitig zerfetzen.

Los geht es mit Wahlergebnis und Koalitionssondierungen: Christian Lindner, der vor allem „im Hinschmeißen verdammt gut“ sei, Martin Schulz, laut Staub „auch nur eine Merkel mit Bart“ und ein „Kampfmeerschweinchen“, Alice Weidel, „Vorzeigelesbe in einer homophoben Partei“, und Grüne, die bereit seien, die Kröten nicht mehr wie früher über die Straße zu tragen, sondern nur noch bis zur Mitte. Für die Reststrecke müssten sie sich privat versichern.

Staub ist auch auf die Wähler sauer und plädiert für die Einführung eines Politikführerscheins. „Wenn der Wähler einen Scheißdreck zusammenwählt, wird er ihm wieder abgenommen“. Schroeder dagegen macht sich darüber lustig, dass beim G20-Gipfel Autos angezündet wurden. Sei das doch, was allenthalben gefordert werde. Den Leuten die „Landlust“ aus dem Briefkasten stehlen und anzünden, hielte er für eine aussichtsreichere Provokation.

Seit dem 1. Januar ist Majestätsbeleidigung in Deutschland kein Straftatbestand mehr, freut sich Staub zum Schluss und holt aus zu einer saftigen Beleidigungs-Böhmermanniade gegen diverse Staatenbosse. Am Ende des dreistündigen Programms erklatscht sich das Publikum mehrere Zugaben.

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