Lörrach Ansteckende Spielfreude

Die Oberbadische
Jasmin Tabatabai überzeugte das Publikum im Burghof. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Burghof: Jasmin Tabatabai und das David Klein Quartett eröffnen eine außergewöhnliche Saison im Burghof Lörrach

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Es ist ein besonderer Moment, als Jasmin Tabatabai zusammen mit den vier Musikern des David Klein Quartetts die Bühne betritt. Der Applaus der 171 Konzertbesucher, die für diesen Abend eine Karte ergattern konnten ist herzlich, aber doch dünn: Dem ausgefeilten Hygiene-Konzept des Burghofs folgend, bleiben an diesem wie auch an den kommenden Abenden mehr als zwei Drittel der Plätze leer.

Ohne Umschweife geht es los, unerwartet: mit einer fantastischen, verjazzten Version von Schuberts „Ständchen“. Eine perfekte Wahl: Geistreich und zugleich leichtfüßig, den musikalischen Traditionen verbunden, aber dennoch ganz in der heutigen Zeit verwurzelt, sind Jasmin Tabatabai und das David Klein Quartett die denkbar ideale Besetzung für das erste Konzert nach mehr als sechs Monaten unfreiwilliger Schließung.

Aus der glücklichen Zusammenarbeit von Tabatabai und Klein ist im Mai bereits das dritte Jazz-Album mit dem Titel „Jagd auf Rehe“ hervorgegangen. Es ist einer Künstlerin auf den Leib geschrieben, die mit ihrer lässigen, unprätentiösen Art ohne jedes Pathos perfekt in die heutige Zeit passt. Die preisgekrönte Schauspielerin tritt zugunsten der Sängerin, die sich vor etwa zehn Jahren von David Klein zum ersten gemeinsamen Projekt hat überreden lassen, ganz in den Hintergrund.

Das Programm ist eine eigenwillige Mischung: Eigene Stücke – „Anymore“ von Jasmin Tabatabai oder Kleins Vertonung des in Bildern sprechenden Textes „Zeit für Lyrik“ des Slam-Poeten Sebastian 23 sind dort ebenso zu finden wie Coverversionen (Reinhard Mey, Nick Drake), aber auch überraschend frisch in Szene gesetzte Schlager aus der Schatzkiste des vergangenen Jahrhunderts. Besonders angetan hat es dem federführenden Duo Klein/Tabatabai die Kombination Cole Porter/Hildegard Knef. Mit Witz und Spielfreude setzen sie Stücke wie „Sei mal verliebt“, „Lass mich bei dir sein“ oder „Nichts haut mich um“ in Szene.“ Hildegard Knefs eigenwillige Übersetzungen fände sie viel besser als die Originaltexte, bekennt die Sängerin. Und tatsächlich, in Zeilen wie: „Ochs tut es, Kuh tut es, ein gesundes Känguruh tut es“, zeigt sich die deutsche Sprache in selten gehörter Unbeschwertheit. Auch an eine andere, noch frühere Grande Dame des deutschen Schlagers wagt sich Tabatabai heran: Marlene Dietrich. Leicht und lakonisch gelingt es ihr und den Musikern die Moritat „Mein Mann ist verhindert“ in die heutige Zeit zu übertragen.

Die vier erfahrenen Jazzer (David Klein (Saxophon), Olaf Polziehn(Piano), Davide Petrocca (Bass), Hans Dekker (Schlagzeug) bilden den perfekten Gegenpart zu der vielseitigen Sängerin, bringen mit ihrem sensibel gestalteten musikalischen Unterbau Tabatabais kühl-rauchiges Timbre erst richtig zum Geltung. Bis auf wenige herausragende Soli vor allem David Kleins am Saxophon halten sich die vier Musiker zurück und ordnen ihr Spiel ganz der Dynamik der einzelnen Lieder unter.

Tabatabais virtuoses Spiel mit der Sprache als Kontrast zu den eigenwilligen Klanggebilden des Jazzquartetts ist Konstante und zugleich Markenzeichen dieser Konstellation.

Dies wird noch einmal besonders deutlich in dem Schlussstück „Schlafen gehen“, der zauberhaften Vertonung eines Bilderbuchtextes von Martin Auer.

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