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Lörrach Antanzen gegen den Frust

Gabriele Hauger
 Foto: mek

Corona: Das Tanzwerk Lörrach zieht 2021 in neue Räume / Derzeit leidet die Schule im Lockdown

Lörrach - Gute Laune kann man von einem Tanzschulleiter derzeit nicht erwarten. Seit Wochen ist coronabedingt alles zu: keine Kurse, keine Schüler, Stille im Tanzsaal. So geht es auch dem Tanzwerk Lörrach. Und doch hat dessen Leiter Mentor Shalijani auch Positives zu vermelden: Die Lörracher Tanzschule zieht zu Beginn des neuen Jahres vom SAK in neue Räumlichkeiten: stadtnah, größer, kompatibler.

Die Verträge stehen vor der Unterschrift. Auf dem Areal in der Marie-Curie-Straße werden in einer bereits bestehenden großen Halle drei Tanzräume entstehen, die das Abhalten von parallelen Kursen von HipHop über Breakdance bis zu Ballett erlauben.

Sie sollen auch Gelegenheit bieten, nach und neben dem Unterricht zu trainieren und sogar Nicht-Mitglieder zum Tanzen einzuladen – ein Angebot, das in Lörrach seit langem fehlt, sagt Shalijani. Die derzeitige Lockdown-Zeit nützt er, um die neuen Räumlichkeiten auf Vordermann zu bringen.

Solch ambitionierte Pläne in diesen Zeiten? Klar, dass ihm da manchmal etwas mulmig wird. Indes: Schon lange plant Shalijani einen Standortwechsel der Lörracher Dependance, zu beengt sind die aktuellen Räumlichkeiten beim SAK Altes Wasserwerk.

Sein bewegter Lebensweg vom kosovarischen Flüchtling zum toughen Tanzschul-Inhaber und zweifachen Vater ist bekannt. Dass Shalijani gerade in diesen fordernden Zeiten so viel unternehmerischen Mut zeigt, passt zu ihm. „Ich gehe da nach meinem Bauchgefühl“, sagt er schlicht.

Auch wenn ein bisschen Nervosität bleibt. Schließlich zehrt dieses Jahr 2020 an den Nerven. Für Shalijani der schlimmste Aspekt: die Ungewissheit, Unplanbarkeit. Hart traf ihn wie alle anderen im Kulturbereich Tätigen der erste Lockdown. Wochenlang kein Unterricht, keine Schüler, keine Auftritte, keine Wettkämpfe. „Zum Glück haben wir extrem tolle Eltern, die unglaublich viel Solidarität zeigen“, erklärt er. Es habe keine coronabedingten Abmeldungen gegeben, die Beträge wurden selbstbestimmt weitergezahlt: eine wichtige finanzielle Hilfe für die Tanzschule, zumal aufgrund der Mischung von Gewerbe und Solo-Künstler-Existenz keine staatlichen Hilfen fließen. „Dabei haben wir doch auch einen Bildungsauftrag.“

Auch Tanzschulen haben einen Bildungsauftrag

Natürlich will Shalijani den zahlenden Eltern dafür einen Ausgleich bieten: Kurse wurden in den Ferien nachgeholt, Doppelstunden abgehalten, gedacht ist auch an das Angebot einer speziellen Tanzwoche – wenn das wieder möglich ist. Denn mittlerweile herrscht bekanntlich die zweite Schließung – mit ungewissem Ende. Denn Geld bekommen, ohne Leistung ist so gar nicht sein Ding. „Dieser zweite Lockdown ist irgendwie noch viel frustrierender. Dass es die Kultur so hart trifft, ist schlimm. Dabei zeigen wir doch seit Jahren, was wir für die Gesellschaft tun, dass wir einen Bildungsauftrag haben.“

Warum Musikschulen weiter öffnen durften, versteht er daher nicht. Das Hygienekonzept zwischen den Lockdowns sei beim Tanzwerk strikt eingehalten worden, betont er: Verkürzung der Kurszeit zwecks stündlichen Lüftens und Desinfizierens, dazu maximal acht Kursteilnehmer, keine anderen Besucher sowie eine Einbahnstraßen-Regelung.

Damit seine Schüler nicht allzu viel verpassen und verlernen, drehen Shalijani und seine Tanzlehrer regelmäßig Lernvideos mit neuen Figuren oder Schritten. Diese werden dann zu den eigentlichen Kurszeiten verschickt. Ein vollwertiger Ersatz zum Unterricht sei dies indes nicht. Aber: „Ich freue mich ungeheuer, wenn ich darauf Resonanz bekomme und mir die Kids ihre eigenen Videos mit den nachgetanzten Übungen senden“, sagt Shalijani.

Dennoch spürt auch er: Es ist nicht dasselbe. „Mir fehlt die Begegnung! Ich will die Menschen spüren, live sehen, wie sie üben, sich bemühen, Hilfestellung bei schwierigen Figuren geben. Das geht alles nicht. Diese Videos sind irgendwie doch sehr einsam“, bilanziert er. Umso mehr begeistern ihn die vielen Antworten seiner treuen Schüler.

„Ich denke, wir werden die Krise überleben“

Immerhin glaubt der Tanzwerk-Chef mit Filiale in Binzen, dass seine Schule die Krise überlebt. „Ich kenne da auch andere, traurige Beispiele. In Freiburg müssen Freunde von mir schließen“.

Sein letztes tänzerisches Highlight war am 24. Oktober, als die Schule bei den Deutschen Meisterschaften des TAF-Tanzverbandes im HipHop und Breakdance in allen Kategorien die ersten Plätze abräumte. „Da wurde wieder mal klar, welch tolles Niveau wir hier haben.“

Um das auch persönlich zu halten, trainiert er regelmäßig im Familienkreis im Tanzsaal in Binzen. „Da powern wir uns aus, vergessen Corona – und hoffen auf das nächste Jahr.“

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