Lörrach Auf dem Trockenen

Kristoff Meller

Quellleitungen speisen 40 Brunnen. Untersuchung für Unterhalts- und Investitionsstrategie läuft.

Lörrach - 40 Brunnen im Stadtgebiet werden durch historische Quellleitungen gespeist. Dieses 17 Kilometer lange Netz ist zum Teil über 100 Jahre alt und wird immer maroder. Es besteht Handlungsbedarf. Eine komplette Instandsetzung kostet 1,2 Millionen Euro und ist nicht einfach. Aktuell werden drei Gebiete umfassend untersucht, um entscheiden zu können, was die wirtschaftlichste Lösung ist.

Es läuft nicht. Die Brunnenanlage am Alten Markt ist seit Monaten trocken, und auch am Alten Marktplatz hüpften die Kinder am Sonntag im großen Brunnen herum, ohne nasse Füße zu bekommen. Der Grund: Die alte Quellleitung, die vom Stadtgraben in die Innenstadt führt und sechs Brunnen speist, ist bereits seit vergangenem Sommer an einer Stelle eingebrochen und verschüttet. Aktuell gelangt darum nur bei Starkregen Wasser zu den Brunnen.

Die Schadstelle wurde inzwischen bis auf 20 Meter genau in der Nähe des Hochwasserrückhaltebeckens Stadtgraben lokalisiert, wie Hannes Kühlcke, von bnNETZe, die im Auftrag der Stadt für die Unterhaltung der Quellleitungen zuständig sind, erklärt. Das Problem: Die Leitungen liegen in vier Metern Tiefe und damit wesentlich tiefer als moderne Trinkwasserleitungen. „Das macht die Maßnahmen aufwendiger, und wir müssen im Vorfeld abwägen, wo es Sinn macht, zu graben.“

Die wasserwirtschaftlichen Altanlagen, die nicht mehr der Trinkwassergewinnung dienen, sind zum Teil bereits um 1850 oder sogar noch früher gebaut worden und damit „uralt“, wie Wolfgang Droll, Betriebsleiter Stadtwerke, bereits im Dezember im Betriebsausschuss erläuterte. Deswegen häufen sich die Schadensereignisse. „Die Leitungen lassen sich auch nicht einfach klassisch durchspülen, da sie durch den Druck zerbersten können“, erklärt Max Elias, Stellvertretender Betriebsleiter Stadtwerke.

Grundsatzentscheidung über die Unterhalts- und Investitionsstrategie

Und es gibt noch ein zweites Problem: Es existiert kein Plan, der alle Leitungen mit dem exakten Verlauf auflistet: „Das ist nicht gut dokumentiert“, sagt Elias. Darum könne es passieren, dass man bei größeren Bauvorhaben unerwartet auf bislang unbekannte Quellleitungen stoße.

„Wir haben bei Schäden bis jetzt fallweise entschieden und eine jährliche Pauschale für Reparaturarbeiten genutzt, wir müssen das Netz aber eher präventiv betrachten, und dafür braucht es ein großes Handlungskonzept“, betont Elias im Gespräch mit unserer Zeitung. Wolfgang Droll hatte im Betriebsausschuss von einer „Grundsatzentscheidung über die Unterhalts- und Investitionsstrategie der nächsten Jahre“ gesprochen.

Wasser ist laut Elias selbst bei langen Trockenperioden genug vorhanden, eine Instandsetzung des Netzes sei aber aufgrund der tiefen Lage und großen Länge sehr kostspielig – rund 1,2 Millionen Euro. Alternativ könnte man die 40 Laufbrunnen an das Trinkwassernetz anschließen. Vermutlich müsse für jeden Einzelfall geprüft werden, was die beste Lösung ist, vermutet Elias: „Wir wollen nicht komplett auf Trinkwasser umstellen, es muss sich aber auf jeden Fall wirtschaftlich abbilden.“

Um Stadtverwaltung und Gemeinderat eine Entscheidungsgrundlage zu geben, untersucht bnNETZE derzeit die drei Versorgungsbereiche mit dem größten Handlungsbedarf: Das Gebiet Stadtgraben/Gretherhof, das die Brunnen in der Fußgängerzone versorgt, die Soormattquelle/Heilisau und das Gebiet Adelhauser Straße. Im Letzgenannten sind laut Elias sehr alte Leitungen verbaut, im Bereich Soormatt liegt die Schwierigkeit hingegen in der Länge der Leitungen – sie reichen bis nach Haagen. Aufgrund der Pläne in Hauingen (neues Baugebiet und Regenrückhaltebecken) bestehe dringend Handlungsbedarf.

Viel Arbeit am Computer für die Analyse nötig

Es müsse zunächst geprüft werden, wo die Leitungen verlaufen und ob es zu Behinderungen kommen könnte. „Das ist viel Arbeit am Computer“, sagt Kühlcke. Beim Gretherhof befinde man sich hingegen im Moment bei der „Ursachenforschung“. Ein Konzept, wie der Schaden kostengünstig behoben werden kann, um die „repräsentativen Brunnen“ wieder mit Wasser zu versorgen, soll laut Kühlcke bis März erstellt werden. Damit es keinen zeitlichen Verzug für die Bauprojekte gibt und die sechs Brunnen möglichst bald wieder sprudeln, werden die Leitungen rund um die Adelhausener Straße erst danach untersucht. Allerdings soll die Analyse aller drei Gebiete bis Ende des Jahres fertig sein.

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