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Lörrach Auf einem guten Weg

Veronika Zettler
 Foto: Kristoff Meller

Geflüchtet nach Lörrach: Serie – Teil I: Das Integrationsmanagement zieht überwiegend positive Bilanzen

Lörrach - Haben wir es geschafft? Vor fünf Jahren stieg auch im Kreis Lörrach die Zahl der Flüchtlinge. Die Kanzlerinnen-Parole vom August 2015 „Wir schaffen das“ wurde zum geflügelten Wort. Wie ist die Lage heute? Unsere vierteilige Serie beleuchtet die Situation in Lörrach.

„Wir sind auf einem guten Weg“: Das steht für Maximilian Schmalz außer Frage. Seit 2017 koordiniert der 32-jährige Brombacher das damals neu ins Leben gerufene Welcome-Center im Lörracher Rathaus. Die Eröffnung fiel in die Zeit, als der Stadt vom Landkreis mehr und mehr Menschen für die so genannte Anschlussunterbringung (AU) zugewiesen wurden. Waren es zum Amtsantritt von Schmalz 350 Personen, sind es aktuell 622.

Wer heute in einer AU lebt, ist in der Regel vier, fünf Jahre im Land, hat mehr oder weniger gut Deutsch gelernt, kennt sich einigermaßen aus. Von den 622 Menschen im Stadtgebiet verteilen sich 279 auf die drei großen Unterkünfte: Neumatt-Brunnwasser zwischen Haagen und Hauingen, Bächlinweg und Gretherstraße. 145 Menschen leben in von der Stadt gemieteten, 198 in privat gemieteten Wohnungen. Rund 60 Prozent sind in Beschäftigung – hierzu zählen auch Ausbildung, Minijob oder Sprachkurs.

Jeder bringt seine eigene Geschichte mit

Mit 205 Personen kommt ein Drittel aus Syrien, 57 stammen aus Gambia, 53 aus Afghanistan, weitere aus Nigeria (48), Eritrea (47), Irak (30), Pakistan (29), Iran (28) und jeweils weniger als 20 aus anderen Ländern. 414 leben in Familien, 208 allein. 253 sind weiblich, 369 männlich. 209 sind noch nicht volljährig, davon die Hälfte jünger als fünf Jahre. So weit die Statistik.

Dass hinter den Zahlen höchst unterschiedliche Biografien stecken, liegt auf der Hand. Entsprechend lasse sich der Erfolgsgrad der Integrationsmaßnahmen nicht pauschal bewerten: „Das kann man nicht alles über einen Kamm scheren. Jeder muss individuell betrachtet werden“, sagt Schmalz und hat dafür ein Bild parat: „Wer immer hierher kommt, bringt seinen eigenen Koffer mit Bausteinen mit, aus denen wir versuchen, ein Häuschen zu bauen.“

Kleine Erfolge in kleinen Schritten

Die Bleibeperspektiven freilich sind unterschiedlich. Beispiel Gambia: 98 Prozent der Asylanträge gambischer Flüchtlinge werden in Baden-Württemberg abgelehnt. Gambier stellten 2015 die drittgrößte Gruppe von Asylbewerbern in Deutschland. Die Angst vor Abschiebung belastet viele.

Von „kleinen Erfolgen in kleinen Schritten“ spricht Geraldine Dannecker, seit 2018 Fachbereichsleiterin „Bürgerdienste“ im Rathaus. So gab es in diesem Jahr 60 Auszüge aus den Anschlussunterbringungen. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen selbstständig hier leben“, erklärt sie. Mit eigener Arbeit und privatem Wohnraum – wobei zu Ersterer je nach Status längst nicht jeder Zugang hat und Letzteres kein Leichtes ist auf dem angespannten Wohnungsmarkt. Trotzdem: „Für uns ist es schön, zu sehen, wie sich Geflüchtete hier in die Eigenständigkeit entwickeln“, sagt Dannecker.

Auf dem Weg in diese Eigenständigkeit haben sich die Aufgaben des Welcome-Centers mehrfach verlagert. Eine Herausforderung am Anfang sei es gewesen, die verschiedenen Betreuungs- und Beratungsteams, darunter jene von Caritas und Diakonie, zusammenzuführen und eine gemeinsame Grundlage zu finden. Dies auch deshalb, weil die Förderrichtlinien des Landes für das Integrationsmanagement festlegen, dass regelmäßig landeseinheitliche Kennzahlen übermittelt werden, wie Schmalz erläutert.

Zugleich ging es darum, Asylsuchende nach den Etappen Erstaufnahmeeinrichtung und Gemeinschaftsunterkunft nunmehr in die AU zu begleiten. 2018/19 waren das vor allem die – nach teils schwieriger Standortsuche – neu aufgebauten Holzmodule an der Hornbergstraße und am Bächlinweg.

„Es soll keiner durchs Raster fallen“

„Das funktioniert alles recht gut“, fasst Dannecker die Lage in den Anschlussunterbringungen zusammen. Die Bewohner seien im Großen und Ganzen mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Mit Anwohnerbeiräten schuf man eine Plattform, um Probleme beizeiten anzupacken. Die Unterkünfte werden unterhalten und gepflegt, es gibt Hausmeister vor Ort.

Zwar wurden die Beratungsangebote zunehmend im Welcome-Center des Rathauses gebündelt, gleichwohl sind in Haagen und am Bächlinweg Sozialbetreuer mit insgesamt 1,5 Stellen präsent. Wichtig sei es, „dass wir auch die ansprechen, die nicht von alleine zu uns kommen“, betont die Fachbereichsleiterin: „Es soll keiner durchs Raster fallen.“

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