Lörrach Auf Reisen mit dem Wind

Die Oberbadische
Foto: Gabriele Hauger Foto: Die Oberbadische

Theater: Ponten Pie zeigt im Burghof das Stück „Loo“ – nicht nur für Kinder

Es rauscht der Wind, er bläst das wellige, blaue Tuch auf dem Boden zu kleinen, immer größer werdenden Wellen. Ein wunderbar sinnliches Intro für das Theaterstück „Loo“ der katalanischen Künstlergruppe Ponten Pie, das gestern zwei Mal im Lörarcher Burghof zu sehen war.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Immer wieder weht der titelgebende asiatische Wind „Loo“ über das kommende Geschehen. Die Akteurin (Natália Méndez) selbst ist dieser Wind in Menschengestalt. Nachdem sie das blaue Tuch einem Segel gleich aufgerollt und befestigt hat, erfreut sie sich am Spiel mit dem darunter liegenden Sand. Oder ist es doch Wasser? Sie formt Dünen und Hügel, lässt es rieseln und spritzen, wirft ihn um sich, taucht in ihn ein, ganz hingegeben, ein Spiel mit den den Elementen.

Für Zuschauer bereits ab zwei Jahren war das halbstündige Spiel ohne Worte angekündigt. Es waren aber hälftig Erwachsene bei der Aufführung, denn die unkonventionelle Bühnenarbeit des Teams hatte schon einmal im Burghof überzeugt – damals nur für Erwachsene.

Das Publikum egal welchen Alters ist jedenfalls gleichermaßen fasziniert von der Fantasie und dem Einfallsreichtum, den Ponten Pie auf die liebevoll gestaltete kleine Bühne zaubert. Eine Schiffsform begrenzt die kleine Spielfläche, drumherum sitzten die Zuschauer auf Holzplanken oder auf dem Boden und gehen mit auf die Reise des Windes. Nur eine Schauspielerin gestaltet das Stück; Licht, Ton und Windmaschine sind dabei wichtige, die Atmosphäre bestimmende Bühnenmittel.

Originelle Bildsprache

Wenn aus dem Sand Wasser zu werden scheint, ein kleines Boot gegen bedrohliche Wellen kämpft, geht es augenscheinlich um Existenzielles. Diese originelle Bildsprache spricht Kinder wie Erwachsene gleichermaßen an, auch wenn letztere sicherlich mehr reflektieren, visionieren, während die Kleinen ganz pragmatische Fragen oder Kommentare flüstern.

Gegründet wurde Ponten Pie von Sergi Ots als eine Plattform für unabhängige Theaterprojekte. Die Truppe realisiert ungewöhnliche Stücke an unkonventionellen Orten und bezieht des öfteren die Zuschauer aktiv in das Geschehen mit ein – wenn auch nicht in diesem Stück.

Bewusst bleibt hier einiges verrätselt. Es geht nicht um Überinterpretation, sondern um die Wirkung starker Bilder, Töne und des Lichts. Mit intensiven Szenen und der hingebungsvollen Körpersprache entsteht hier ein besonderer Mikrokosmos. Wenn die junge Frau am Ende sich fast ganz in den Sand vergräbt, ein seliges Lächeln im Gesicht, die Augen geschlossen, herrscht Ruhe. Frieden. Der Wind Loo ist eingeschlafen. Kaum traut man sich zu applaudieren.

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