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Lörrach Aufruf zur Zivilcourage

Die Oberbadische
Archivfoto: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Gedenken: Videobotschaft zu Novemberpogromen des Jahres 1938 und den Herausforderungen der Gegenwart

Mit einem deutlichen Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus wurde gestern Abend den Novemberpogromen des Jahres 1938 gedacht – Corona-bedingt in diesem Jahr digital.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Oberbürgermeister Jörg Lutz, Landesrabbiner Moshe Flomenmann und der Sprecher der Gruppe Abraham, Pfarrer Michael Hoffmann, hatten ihre Botschaften per Video aufgenommen, das unter www.loerrach.de/virtuelle-gedenkfeier-pogromnacht aufgerufen werden kann.

Jörg Lutz spannte den Bogen von den Gewalttaten der Nationalsozialisten und der Deportation jüdischer Bürger ins KZ Gurs zu Fällen in der jüngeren Vergangenheit, etwa den Anschlag auf eine Synagoge in Halle. Es sei zu spüren, dass Antisemitismus zurückgekommen, „in Teilen der Gesellschaft fast schon wieder hoffähig“ geworden sei, sagte er und rief zu Zivilcourage gegen jedwede antisemitischen und rassistischen Töne auf.

Aus der Synagoge wandten sich Moshe Flomenmann und Michael Hoffmann an die Bürger: Das Gedenken gebe den Opfern ihre Identität zurück, sagte Flomenmann. Ebenso wichtig sei indes „Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen“, damit sich solche Ereignisse nie wiederholen. Heute seien Tendenzen festzustellen die „an das Schlimmste erinnern“, sagte der Rabbiner, der ebenfalls zu Zivilcourage gegen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufrief – unabhängig davon, ob es sich um Bürger jüdischen oder muslimischen Glaubens handle.

Bei aller Bedrückung durch die Erinnerung an den Anlass dieses Gedenktages brachte Hoffmann auch seine Freude darüber zum Ausdruck, „dass wir in Lörrach wieder eine jüdische Gemeinde haben.“

Er fand kritische Worte für all diejenigen, die früher wie heute wegsehen, wenn Menschen antisemitisch oder rassistisch diskriminiert werden – auch für die Kirche, die zu lange Vorurteile gegen Juden verbreitet und geschürt habe.

Aus der Erinnerung erwachse eine besondere Verpflichtung für die Gegenwart. Eine Gegenwart, in der noch immer jüdische Friedhöfe beschmiert, jüdische Bürger angegriffen, oder „Du Jude“ als Schimpfwort auf Schulhöfen gerufen werde.

Hoffmann betonte die Bedeutung des Schutzes, der all denjenigen gewährt werden müsse, die aufgrund antisemitischer oder rassistischer Vorurteile bedroht würden. Wie solche Strömungen in der Gesellschaft geschürt würden, zeigten aktuell auch eine Reihe von Verschwörungstheorien rund um das Corona-Virus. Hoffmann schloss mit einem Gebet und dem Vortrag von Psalmen.

Der Video-Beitrag klingt aus mit Zitaten von Bürgern. Sie waren von der Stadt eingeladen worden, sich für diesen Anlass einzubringen.

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