Lörrach Aus alt mach neu

Christiane Breuer
Ein Polster bekommt einen neuen Bezug. Foto: Christiane Breuer

Gegen das Wegwerfen wendet sich die Offene Nähwerkstatt des Textil Upcycling Centers.

Die Maschine rattert, der Stoff wirft Falten, und Nicole ist hoch konzentriert. Aus einem abgelegten Gardinenstoff will sie einen neuen Bezug für ein Sitzpolster nähen. In der Offenen Nähwerkstatt des Textil Upcycling Centers können unter fachkundiger Anleitung alle Gegenstände, die sich mit Nadel und Faden bearbeiten lassen, repariert, geflickt und genäht werden. Wer noch etwas Hilfe bei der Umsetzung braucht, bekommt sie hier.

Wie kürzt man eine Hose?

Ludwig ist gekommen, weil er bei einem neuen Anzug die Hosen kürzen möchte, und er hat gleich seine Freundin mitgebracht, damit er nicht selbst an die Nähmaschine muss. Annett möchte ein altes T-Shirt durch Applikationen aufpeppen und hat in dem umfangreichen Sortiment der Nähwerkstatt einen passenden Stoff gefunden.

Früher nannte man das „Aus alt mach‘ neu“, heute heißt es Upcycling. Dahinter steht die Idee, Müll zu vermeiden und der Jeans mit Löchern, dem Kleid, das zu eng geworden ist, die Chance auf ein neues Leben zu geben, einen neuen Wert. Aus den Jeans wird ein schicker Shopper, das Kleid bekommt seitlich kontrastfarbige Einsätze. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, sagt Hannah Merz, die zusammen mit Michaela Thöne an diesem Sonntag die Nähwerkstatt des Textil Upcycling Centers leitet.

In der ehemaligen Rentnerbeiz der Gartenfreunde Lerchengrund hat die Nähwerkstatt eine neue Heimat gefunden. Hier stehen verschiedene Nähmaschinen auf Tischen, türmen sich Nähgarnrollen, Reißverschlüsse, Schräg- und Schürzenbänder sowie Knöpfe aller Art. Es gibt auch jede Menge Stoffe, die in Kisten verpackt in einem Nebenraum untergebracht sind.

Die Nähwerkstatt ist kostenlos, wer einen Rat braucht und sich beim Nähen kreativ verwirklichen möchte, ist herzlich eingeladen. Knöpfe annähen, Löcher stopfen, einen neuen Reißverschluss einsetzen – die Werkstatt versteht sich auch als Repair Café. Wer zufrieden ist, kann etwas spenden. Alle arbeiten zwar ehrenamtlich, aber Kosten entstehen doch, etwa für die Miete und Nebenkosten. Michaela Thöne ist dankbar, dass die Nähwerkstatt nun eine feste Bleibe hat. „Vorher waren wir oft zu Gast beim Café Kirche, manchmal bei der VHS Schopfheim oder im Textilmuseum in Zell. Das war ein hoher Aufwand.“

Keine Konkurrenz

Nicole braucht einen neuen Bezug für ein Sitzpolster in ihrem Campingbus. Sie kann zwar nähen, sucht aber für dieses Projekt Hilfe beim Zuschneiden und bei der Fertigstellung. Das Polster ist seitlich trapezförmig, und der Bezug soll einen Reißverschluss bekommen. Renate hat viel Näherfahrung und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Hannah Merz erklärt das Prinzip: „Wir sind nicht die Konkurrenz zum Schneider in der Stadt. Wir zeigen, wie es funktioniert, sogar mit Geling-Garantie, aber machen müssen die Leute es selbst. Sie sollen hier rausgehen und sagen: Das sieht aus wie neu, und ich habe es selbst gemacht.“

Ludwigs Freundin hat inzwischen die Hosen gekürzt, ein Stoßband eingenäht und den Saum befestigt.

Nicole hat mit Renates Hilfe den Bezug für das Sitzpolster fertiggestellt. „Renate hatte die Idee, den Reißverschluss an der Unterseite einzunähen, darauf wäre ich gar nicht gekommen,“ sagt sie dankbar. Wie kreativ Upcycling sein kann, zeigt Hannah mit ihrem Rucksack. Sie hat ihn aus Anschnallgurten vom Schrottplatz genäht.

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