Das Werk behandelt viele kontroverse Themen. Was war Ihnen beim Schreiben besonders wichtig, herauszustellen? Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Besonders wichtig war und ist mir zu sagen, dass wir Deutschen sehr wohl weiterhin eine besondere Verantwortung tragen. Das bedeutet, auch mehr Hilfe zu leisten als andere Nationen und nicht allzu sehr zu klagen, was uns da wieder angetan wird. Uns wurde eine zweite Chance gegeben, die damals gewiss nicht jeder Deutsche verdient hatte.
Eine unglaubliche Enthüllung im Roman ist die, dass kurz nach dem Ende des Krieges einige NS-Größen in einem Kurhotel untergebracht waren und es sich dort haben gut gehen lassen. Wie haben Sie diese Details recherchiert?
Diese Bad-Mondorf-Episode ist nicht neu, ich möchte mich da keinesfalls mit fremden Federn schmücken. Aber es hat mich schon gewundert, dass sie bisher nicht – wenigstens meines Wissens nicht – in einem Roman oder Film behandelt wurde. Das ist doch grotesk: Die überlebenden Hauptkriegsverbrecher – Göring, Ribbentrop, Frank, Jodl, Streicher und andere – relaxen im sonnigen Hotelpark, gehen spazieren und genießen abwechslungsreiche und üppige Mahlzeiten inklusive Süßspeisen, während ihre überlebenden Opfer hungern und darben. Was sie wohl in ihren Mußestunden geredet haben?
Sie sind hauptberuflich Journalist – hat Ihnen diese Tätigkeit dabei geholfen, den Roman zu schreiben?
Das Training als Tageszeitungs-Redakteur hat schon seinen praktischen Nutzen. Wer um 9.30 Uhr bei Null anfängt und abends um 18 Uhr 350 Zeilen zu einem schwierigen Thema abliefern muss, hat weder Zeit noch Verständnis für Schreibkrisen. Das hilft auch beim Romane schreiben.