Lörrach Ausdrucksstarke Individualisten

Gabriele Hauger
 Foto: zVg/Nadir Bonazzi

Tanz: Die italienische Kompanie „Aterballetto“ begeistert mit „Golden Days“ im Burghof.

Lörrach - Sie begeistern als individuelle Tänzer mit Ausdruckskraft und Beherrschung verschiedenster Stilrichtungen: Kein Wunder, dass die seit 35 Jahren bestehende Tanzkompanie Aterballetto als regelmäßiger Gast im Burghof auf ein großes Publikum bauen kann. Und dieses honorierte auch am Mittwochabend die Leistung nach dem kurzweiligen dreigeteilten Abend unter dem Titel „Golden Days“ mit viel Beifall.

Es ist immer wieder ein Vergnügen, die inspirierenden Choreografien – diesmal vom Leiter des Ensembles, dem Schweden Johan Ingers – in perfekter Umsetzung zu erleben. Die Heterogenität aus klassischen Elementen, innovativen Figuren und Hebungen, die Spritzigkeit, Leidenschaft samt humorigen Einschüben gefallen.

Mit „Rain Dogs“ und der charismatischen Reibeisen-Stimme von Tom Waits als Soundtrack geht es los. Jazzig, bluesig, leidenschaftlich ist diese Musik und bildet damit den idealen Nährboden für tänzerische Vielfalt. Schnell und jagend setzen die Tänzer den Rhythmus um, niemals hektisch, bei aller swingenden Verspieltheit dennoch in Perfektion tanzend. Paarkonstellationen wechseln: Mann/Frau, Frau/Frau, Mann/Mann, ein Trio, Grüppchen und individuelle Soli formen sich wiederum zu perfekt synchronen Gruppenszenen.

Dieser Reigen wechselt nach einem glitzernden Schnipselregen, wird nun von tiefen Gefühlen dominiert. Da ist auch Angst, Trauer und Verlassenheit dabei. Originell wiederum ist die Szene, in der sich zum gefühlvoll in die Beine fahrenden Rhythmus ein munterer Rollentausch vollzieht: Kostümwechsel ist angesagt. Die Männer schlüpfen in die Kleider, die Fauen tragen deren XL-Anzüge. Mit großer Selbstverständlichkeit scheinen die Akteure dabei Geschlechter-Klischees und Vorurteile zu ignorieren.

Stolz und Provokation

Szenenwechsel: Licht an, Bühnenarbeiter fegen die papiernen Reste des Eingangsstücks weg und werkeln am Boden herum. In deren Mitte präsentiert sich die Solistin im hautengen Glitzeranzug. Zur geradezu ekstatisch sich steigernden Stimme von Patti Smith sucht sie sich kämpferisch zu positionieren. Ein rebellischer Auftritt mit atemberaubender Körperbeherrschung. Stolzes und provokantes Auftreten und pure Weiblichkeit nützen indes wenig. Die arbeitenden Männer ignorieren den schillernden Auftritt. Am Schluss ein augenzwinkernder Gag: Ohne viel Federlesen wird die Tänzerin von der Bühne geräumt.

Die Musik von Keith Jarretts legendärem „Köln Concert“ beherrscht das dritte Stück und schließt damit den Reigen dreier großer Musikerpersönlichkeiten, die ihre jeweilige Generation prägten. In „Bliss“ – zu deutsch Glückseligkeit – dominieren Lässigkeit und Fröhlichkeit. Temperamentvoll geht es zu.

Schnelle Schrittfolgen

Schnellstmögliche Schrittfolgen setzen die perlenden Klavierläufe um. Zuweilen fast selbstvergessen lächelnd, tanzen sich die Akteure in einen Rausch hinein. Groovig und improvisiert, manchmal geradezu unübersichtlich wirkend, lassen die Tänzer ihre Energie von der Bühne sprühen, sorglos und voll unbekümmerter Jugendlichkeit. Ja, das waren einst goldene Tage, „Golden Days“ wie der Titel des Tanzabends besagt.

Am Schluss findet die immer größer werdende Tanzkompanie noch zu lebensfroher Harmonie zusammen.

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