Lörrach Ausgezeichnete Voraussetzungen

Marco Fraune
 Foto: Kristoff Meller

Entwicklung des Lauffenmühle-Areals wird weiter geplant

Die Entwicklung eines ersten klimaneutralen Gewerbegebiets Deutschlands in Holzbauweise wird weiter voran getrieben. Eine laufende Plausibilitätsprüfung zeigt, dass Chancen und Risiken für das Lauffenmühle-Areal bestehen. Die Verwaltung will in diesem Jahr Nutzungsszenarien entwickeln, über die dann der Gemeinderat zu entscheiden hat.

Von Marco Fraune

Lörrach. Die Vision des Pilotprojekts habe bisher durchweg positive Resonanz erfahren, zieht die Verwaltung in einem Sachstandsbericht eine Zwischenbilanz, die in der neuen Sitzungsperiode präsentiert wird. Zu den wichtigen Erkenntnissen der Analyse zähle, dass Holz als Baustoff kein limitierender Faktor mehr ist bei der Gebäudenutzung, sowohl quantitativ als auch qualitativ.

Die Unternehmen

Bei den möglichen Unternehmensansiedlungen gehe es um verbindende Elemente zwischen Tradition (Textilindustrie), Region (Schwarzwald) und Zukunftsthemen (innovative auf Holz basierende Lösungen). Das schon bei der Nachhaltigkeitskonferenz vorgestellte Konzept besagt: Die Lauffenmühle könnte primär zu einem Ort entwickelt werden, wo sich Unternehmen aus der Gesamtwertschöpfungskette Holz synergetisch ergänzen können. Doch auch andere Unternehmen können angesiedelt werden, wenn Form und Inhalt zusammenpassen. Im Blick sind dabei auch damit verbundene Steuereinnahmen.

Zur Erinnerung: Der Gemeinderat hat vor einem Jahr einstimmig die Idee unterstützt und die Grundlagen geschaffen, eine konkrete Visionsprüfung, also einen Plausibilitätscheck für das erste klimaneutrale Gewerbegebiet in Holzbauweise vorzunehmen.

Vorbild auf Landesebene

Die Tragfähigkeit des Ansatzes soll noch bis Ende dieses Jahres im Rahmen der laufenden Potenzialanalyse überprüft werden. Doch auch für das Land werden deutliche Vorteile gesehen. Dadurch, dass die Stadt erstmalig Vergabekriterien zur Absicherung der Holzbauweise für Gewerbegebiete entwickeln und praktisch anwenden will, können diese Erfahrungen als „Best-Practices“ für andere Gewerbegebiete in Baden-Württemberg bereitstellen. „Die Stadt Lörrach entwickelt somit zukunftsweisende Standards“, heißt es.

Mit Blick auf die Vision der Klimaneutralität im Projekt Lauffenmühle, also CO2 zu speichern anstatt zu produzieren, gehe es klar in die passende Zielrichtung. Die Verwaltung sieht sich bestätigt, die Vision, ein Gewerbegebiet in Holzbauweise weiterzuentwickeln, wird unterstrichen. Das Konzept, bei der Ansiedlung Form und Inhalt miteinander zu verbinden, sei aktuell ein Alleinstellungsmerkmal. Es soll aber laut Zwischenbericht so flexibel angewendet werden, dass auch geeignete Unternehmen außerhalb der Holzwertschöpfungskette sich auf dem Lauffenmühle-Areal ansiedeln können, wenn sie dem „Geist des Areals“ entsprechen. Als Hauptzielgruppe werden Unternehmen aus dem Bereich der Produktion oder produktnahen Bereichen gesehen.

Chancen und Risiken

In der Plausibilitätsprüfung, also ob die Holzbauweise für Gewerbebauten möglich werden kann, wird als Chance gesehen, dass Lörrach eine erfolgreiche Adresse bildet und Unternehmen aus neuen Zielgruppen hier ansiedeln kann, damit neue Standortkompetenzen für Lörrach aufgebaut werden. Als Pilotprojekt könnten neue Standards für klimaneutrale und nachhaltige Gewerbegebiete entwickelt werden. Das Ziel des Landes, im Jahr 2040 klimaneutral zu sein, werde so vorangebracht. Zu den Risiken heißt es, dass der technologische Wandel in Bezug auf Baustelle nicht abschätzbar sei. Ein Stück unklar sei die womöglich eingeschränkte Verfügbarkeit von Holz.

Um Risiken zu minimieren listet die Verwaltung auf, dass eine regelmäßige Wettbewerbsbeobachtung und Berichte mit konkreten Lösungsempfehlungen an den Gemeinderat erfolgen sollen. „Die im Rahmen der Holzbau-Offensive geförderten Zertifizierungsverfahren stellen sicher, dass unser Ziel der Klimaneutralität immer an erste Stelle steht.“

Lörrach. „Ob das Bauen mit Holz im Jahr des Baubeginns 2028 bezüglich der Kosten konkurrieren kann, scheint gegeben zu sein, auch wenn das heute niemand genau vorhersagen kann“, heißt es im gesondert erstellten Plausibilitätscheck für die Lauffenmühle-Areal-Planung. Aus fachlicher Sicht gebe es mehrere Faktoren, die dafür sprechen, dass Gewerbebauten in Holz künftig ihre ökologischen Vorteile besser ausspielen werden können. „Konkret sollte Holz also besser zu Balken, Brettern oder Dämmung verarbeitet und nicht verbrannt werden“, so die Experten.

Die Methode, die eine neue Prozessgestaltung und Bewertungsmethode für klimaneutrale Gewerbebauten in Holzbauweise entwickeln werde, soll als Blaupause für andere Gewerbestandorte insbesondere in Baden-Württemberg dienen. „Das Plangebiet Lauffenmühle bietet für ein solches Pilotprojekt ausgezeichnete Voraussetzungen“, heißt es.

Der „angestrebte Zeitstrahl“ für dieses Jahr:  Durchführung des Tags der Städtebauförderung am 14. Mai und der zweiten Lörracher Nachhaltigkeitskonferenz in Lörrach im Herbst  Prüfung des Aufbaus regionaler Wirtschaftskreisläufe/ Wertschöpfungsketten mit dem Schwerpunkt „Holz“  Entwicklung und Anwendung von Vergabekriterien (Zertifizierungen, Bilanzierungen und Monitoring) bei der Holzbauweise  Durchführung der Potenzialanalyse bis Ende 2022

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