Lörrach Bach meets Breakdance

Gabriele Hauger
Ballett trifft auf Straßenkultur und kreiert eine beeindruckende Melange. Foto: Carlo Cruz/

So hat man Bachs Musik wohl noch nie erlebt. Die Tanzgruppe Flying Steps mischt im Burghof die berühmten Klänge neu zum Sinneserlebnis.

Bachs wohltemperiertes Klavier und dazu Breakdance? Bei dieser Vorstellung dürften sich so manchem Klassik-Fan zunächst die Nackenhaare sträuben. Zu Unrecht. Am Mittwochabend boten die vierfachen Breakdance-Weltmeister Flying Steps aus Berlin mit ihrer faszinierenden Performance unter dem Titel „Flying Bach“ eine körperbetonte, hoch ästhetische Show. Geführt von Opernregisseur Christoph Hagel, der auch am Klavier spielte und gut gelaunt anmoderierte.

Bach fliegt!

Und wie er fliegt, der gute Bach! Was mit den berühmten Klängen, die wohl jeder Klavierschüler intus hat, ganz konzentriert beginnt, entwickelt sich zu einer furiosen Show. Die Multikulti-Truppe interpretiert mit schöner Lässigkeit den großen Bach – erweist dem Komponisten dabei ohne jegliche Ironie die Ehre.

Zu den rasend schnellen Tonfolgen passen die wirbelnden Schritte, Füße, Arme, Hände, die in perfekter Synchronität Klang und Tanz vereinen. Gerade im anti-hierarchischen Breakdance, zu dessen Philosophie Interpretation und Spontaneität gehören, eine Meisterleistung. Trotz der perfekten Choreografie kommt das Ganze leicht und spielerisch daher. Battles finden statt, jeder Tänzer erobert sich die Bühne mit seinen Moves und seiner ganz eigenen Persönlichkeit.

Was für eine Athletik. Hingerissen jubelt das Publikum im proppevollen Saal bei minutenlangen Kopfdrehern, die man so wohl noch nie gesehen hat.

Doch die Performance bietet mehr als Körperlichkeit und Show. Live auf der Bühne werden Klavier und Cembalo gespielt. Plötzlich geflutet von elektronischen Klängen, fließt die Schönheit der klassischen Musik in Beats und Sounds und bewahrt dabei doch den Bach’ schen Grundcharakter.

Videoprojektionen

Die wechselnden Videoprojektionen unterstreichen die jeweilige Stimmung, tauchen die Bühne in träumerisches Blau oder fließende Graffiti-Kunst oder zeigen in Slowmotion und Übergröße einzelne Tanzszenen. Jeder Muskel, jede Körperspannung, wird in der Zeitlupe noch beeindruckender als im rasenden Live-Tempo.

Mit eingebaut wird das Spiel zwischen Klassik und Moderne, durch das Aufeinandertreffen von den Jungs und einer zarten Balletttänzerin. Das Gegenüberstellen der so unterschiedlichen Tanzstile formt sich mal zur Konkurrenz, mal zu überraschender Harmonie und Neugier auf den jeweils anderen. Immer wieder mit Humor gespickt, entsteht mal eine Art Wettkampf, dann wieder gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung für das Können des anderen.

Viel junges Publikum begeisterte sich für diese ungewöhnliche Performance, die weit über das reine Breakdance-Erlebnis hinausgeht. Und sicher auch den vielen jungen Hobby-Breakdancern einen ganz neuen Input verschaffte, was alles möglich ist.

Ergebnisse aus Workshop

Eine Truppe solch junger Tänzer hatte bereits am Nachmittag an einem Workshop mit einem der Profi-Tänzer teilgenommen. Vor den Flying Steps präsentierten sie das Erlernte selbstbewusst auf der großen Bühne. Anzunehmen, dass der regionale Breakdance-Nachwuchs nach diesem Abend auch den guten alten Bach richtig cool findet.

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